Phrygien, historische Landschaft in Kleinasien (heute westliches Anatolien, Türkei). Sie
wurde im 12. Jahrhundert v. Chr. von Stämmen aus Makedonien und Thrakien besiedelt, die wohl
nach dem Zusammenbruch des Hethiterreiches aus dem Balkangebiet vordrangen und im 8. Jahrhundert ein Großreich gründeten. Zu Beginn des 1. Jahrtausends bis zum 8. Jahrhundert
v. Chr. nahm es wahrscheinlich einen großen Teil
der anatolischen Halbinsel ein, grenzte im Süden an Kilikien und im Westen an Lydien und
reichte im Osten bis über den Halys hinaus. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. wurde es von Norden her von
den Kimmeriern zerstört.
Im 3. Jahrhundert
v. Chr. besetzten die Gallier den nördlichen Teil Großphrygiens. Aus
verwaltungstechnischen Gründen teilten die Römer Phrygien in zwei Teile auf. Den
nordöstlichen Teil gliederten sie der Provinz Galatia an, den westlichen der Provinz
Asia.
Großphrygien bestand überwiegend aus einer dürren
Hochebene mit einem fruchtbaren Gebiet im Tal des Sangarius. Man betrieb ausgedehnten
Anbau von Trauben und baute phrygischen Marmor ab, der in der Antike berühmt war. Im
Zentrum der Religion standen Naturgötter, darunter besonders Rhea und Kybele, die Große
Mutter aller Götter, und die männliche Gottheit Sabazius. Die orgiastischen Riten dieser
Religion beeinflussten gleichermaßen Griechen und Römer.
Die Phrygier sollen ein indogermanisches Volk gewesen sein, das
1200 v. Chr. von Thrakien nach
Kleinasien einwanderte und die Herrschaft über die gesamte zentrale Hochebene erlangte.
Es bestehen Aufzeichnungen über zahlreiche Könige, die abwechselnd die Namen Gordius und
Midas trugen. Ihre Macht ging anscheinend mit den Einfällen der Kimmerier im 7. Jahrhundert v. Chr. zu Ende.
Im 6. Jahrhundert v. Chr.
eroberte der lydische Krösus die Überreste Phrygiens, das später nacheinander von
Persien, Makedonien, Pergamon und Rom beherrscht wurde.
Die phrygische Kunst hatte zwischen dem 8. und dem 6. Jahrhundert eigenständige Bedeutung. Heute noch sind riesige
Stadtmauern, Kieselmosaiken, bemalte Reliefs, kunsthandwerkliche Erzeugnisse und
großartige Felsenarchitektur erhalten.
Die phrygische Mütze, eine Kopfbedeckung aus Stoff, die die
Phrygier trugen, wurde zur Zeit der Römer von befreiten Sklaven getragen und wurde so zu
einem Symbol der Freiheit und Vorbild für die Jakobinermütze der Französischen
Revolution.
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