Anatolien
(türkisch Anadolu), Bezeichnung für den asiatischen Teil der Türkei. Ursprünglich bezeichnete Anatolien den Ostteil des
Byzantinischen Reiches. Anatolien wird im Wesentlichen durch das zum Teil abflusslose
Hochland von Anatolien (Zentralanatolien) gebildet, das nach Norden durch das Pontische Gebirge, nach
Süden durch den Taurus
abgeschlossen wird. Den Gebirgen vorgelagert sind jeweils schmale Küstenstreifen,
südlich des Taurus bestehen um Antalya und Adana fruchtbare Ebenen. Von West nach Ost steigt das zentrale
Hochland von etwa 1 000 Meter auf über 1 500 Meter an. Gegliedert
wird es durch Höhen- und Gebirgszüge, die eine abwechslungsreiche Beckenlandschaft
formen. Zum Teil sind in die Becken Salzseen eingelagert. Nach Westen geht das Hochland in
das Westanatolische Bergland über; allerdings ist die geographische Abgrenzung zu diesem
Naturraum weit weniger eindeutig als gegenüber Taurus und Pontischem Gebirge. Nach Osten
schließt sich an Zentralanatolien das Ostanatolische Hochland an, dessen höchster Berg
der erloschene Vulkan Ararat
ist. Hier liegt auch der Vansee,
der größte See der Türkei. Von den Ausläufern des Ararathochlandes wird Anatolien im
Osten begrenzt. Da sich die Region in einer tektonischen Schwächezone der Erdkruste
befindet, kommt es vor allem in Ostanatolien immer wieder zu Erdbeben. Besonders schwere
Erdbeben ereigneten sich 1939 in Erzincan, 1983 in Erzurum und 1988 in Leninakan.
Aufgrund der Abschirmung durch die Gebirge herrscht
im Hochland von Anatolien extrem kontinentales Klima mit großen Temperaturunterschieden
im Jahresverlauf; der Jahresniederschlag beträgt weniger als 300 Millimeter. Dagegen
ist der schmale Küstenstreifen am Schwarzen Meer ganzjährig feucht, und die
Temperaturen sind milder. An der Küste des Ägäischen Meeres und an der Südküste ist das
Klima mediterran mit heißen, trockenen Sommern sowie milden, zum Teil regenreichen
Wintern. Da die Wälder in der Vergangenheit großflächig abgeholzt wurden, sind weite
Teile Anatoliens von Steppenvegetation bedeckt. Die Trockenheit in den zentralen
Landesteilen macht Landwirtschaft ohne den Einsatz von Bewässerungsmaßnahmen schwierig.
Zur Geschichte siehe Kleinasien