Einige der Zeugen sagten nicht vor Gericht aus, sondern nur in Form von eidesstattlichen oder unbeeideten Erklärungen. Dies sind Zeugen, deren Aussagen von der Verteidigung erst nach dem Ende der Beweisanhörungen im Jahre 1997 ausfindig gemacht wurden. Dazu zählt auch die schon zuvor beschriebene unbeeidete Erklärung von Arnold Beverly.
Die ebenfalls erst danach entstandenen Aussagen William Cooks und Mumia Abu-Jamals werden der besonderen Bedeutung wegen detailliert behandelt.
Selbst eidesstattliche Erklärungen können nicht mit Aussagen vor Gericht gleichgestellt werden. Vor Gericht hat die Staatsanwaltschaft die Möglichkeit zum Kreuzverhör und kann auf diesem Wege Unstimmigkeiten innerhalb der Aussage hervorheben. Vor Gericht könnte der Staatsanwalt eine unter Eid abgegebene Erklärung mit Hilfe anderer Zeugen eventuell sogar widerlegen. Bei einer eidesstattlichen Erklärung fehlen diese Möglichkeiten zur Wahrheitsfindung. Deshalb sind solche Erklärungen stets mit großer Vorsicht zu behandeln.
Donald Hersing[1] gab am 10.5.1999 folgendes zu Protokoll:
Donald Hersing arbeitete in den Jahren 1981 und 82 als Informant des FBI in Philadelphia. Er betrieb ein Bordell in der Innenstadt Philadelphias und mußte, um sein Geschäft betreiben zu können, Schmiergelder an Polizisten abführen. In seiner Erklärung führt er detailliert auf, welchen Polizisten er wie viel Schmiergeld bezahlen mußte. Seine Gespräche wurden oft vom FBI auf Band aufgenommen. Im Jahre 1983 war er einer der Zeugen der Anklage bei Verfahren gegen mehrere Polizeibeamte aus Philadelphia, wobei fünf dieser Polizisten im Zusammenhang mit Verschwörung, Bestechlichkeit und Erpressung verurteilt wurden.
In einigen Details ist die Erklärung widersprüchlich. Er schreibt zum Beispiel, daß John DeBenedetto und sechs andere ehemalige Polizisten angeklagt und alle fünf (sic) verurteilt wurden. Egal wie weit diese Erklärung der Wahrheit entspricht, ist sie zwar dazu geeignet, die Polizei Philadelphias als korrupt darzustellen, hat aber wenig mit dem Fall Mumia Abu-Jamal zu tun. In den von ihm dargestellten Fällen geht es um persönliche Bereicherung, nicht aber um die Belastung von Verdächtigen durch gefälschte Beweismittel. Die Erklärung sollte hauptsächlich ein Motiv für Arnold Beverlys Geschichte liefern. Dieser behauptete, Daniel Faulkner wurde ermordet, weil er korrupte Polizisten in Gefahr brachte.
Kenneth Pate[2] gab am 18.4.2003 folgendes zu Protokoll:
Kenneth Pate ist aufgrund der Heirat seines Vaters und der Mutter Priscilla Durhams (mittlerweile Priscilla Ahmed) deren Stiefbruder. Zur Zeit der Erklärung befand er sich seit 3 Jahren im Gefängnis SCI Greene. Grund und Dauer der Inhaftierung gab er nicht an. Im Jahre 1983 oder 1984 führte er ein Telefonat mit Priscilla Durham, in dem sie sich darüber beschwerte, wie sie an ihrer Arbeitsstelle behandelt wurde, nach all dem was sie für sie getan hat. Er definierte nicht genau wen sie mit „sie“ meinte. In weiterer Folge erklärte sie, die Polizei hätte verlangt, Abu-Jamal sterben zu lassen. Später verlangten Polizisten von ihr, sich an der Geschichte mit dem Geständnis zu beteiligen. Sie würde als Sicherheitsoffizier ebenfalls der Bruderschaft der Polizei angehören und müsse diese unterstützen. Am Ende erzählte Priscilla Durham, Mumia Abu-Jamal hätte nur gesagt „verschwindet, verschwindet, die wollen mich umbringen“.[3] Zum Zeitpunkt dieses Telefonats befand er sich im Gefängnis SCI Graterford. Später wurde er in das Gefängnis SCI Huntington transferiert, wo er erstmals versuchte, mit Mumia Abu-Jamal Kontakt aufzunehmen.
Auch wenn sich Kenneth Pate scheinbar häufig im Gefängnis aufhält, sollte seine Aussage nicht von vornherein als unglaubwürdig abgetan werden. Speziell die von ihm behauptete emotionale Beziehung zu Priscilla Durham und deren Tochter macht es wahrscheinlich, daß er seine Stiefschwester nicht grundlos als Lügnerin darstellt. Allerdings muß immer angefügt werden, daß seine Aussage niemals einem Kreuzverhör unterzogen wurde und daß Priscilla Durham und andere Mitglieder ihrer Familie niemals zu ihrer Beziehung Stellung bezogen haben.
Linn Washington[4] gab am 3.5.2001 folgendes zu Protokoll:
Linn Washington ist ein Journalist aus Philadelphia. Seine Aussage beschäftigt sich laut der Einleitung mit der Polizeipräsenz am Tatort und den Vorfällen im Jefferson-Spital. Trotzdem geht er an mehreren Stellen seiner Aussage auf die Polizeibrutalität während der 1970er-Jahre ein. Später beschreibt er, wie er den Tatort um 8:30, also nur etwa viereinhalb Stunden nach der Tat, vorgefunden hat. Der Tatort war unbewacht, und er hatte sogar die Gelegenheit, den unversperrten VW William Cooks zu öffnen und zu inspizieren. Dabei glaubte er einige Blutstropfen auf dem Boden hinter dem Fahrersitz gesehen zu haben. Danach fuhr er zum Krankenhaus. Der Bereich um die Notaufnahme war abgesperrt. Er erfuhr von einem ihm persönlich bekannten Angestellten des Spitals, daß die Polizei Mumia Abu-Jamal in der Notaufnahme verprügeln würde. Ein anderer Reporter erzählte ihm, er hätte dasselbe gehört.
In dieser Erklärung geht es nicht direkt um Mumia Abu-Jamal, sondern in nicht weniger als 10 von 35 Absätzen erzählt der Autor von Polizeiübergriffen während der 1970er-Jahre. Vor Gericht dürfte er wahrscheinlich nur dazu aussagen, daß er Blutstropen hinter dem Fahrersitz des VWs gesehen haben will. Der Rest ist Hörensagen und die Wiedergabe von alten Geschichten oder Vorurteilen.[5] Darüber hinaus klingt die Behauptung, die Polizei würde Abu-Jamal um 9:00 in der Notaufnahme verprügeln, nicht besonders glaubwürdig. Sogar wenn er zu diesem Zeitpunkt noch in der Notaufnahme war, hätte kein Polizist, egal wie haßerfüllt er war, unter der Aufsicht von Schwestern und Ärzten Hand an ihn gelegt. Es ist ziemlich sicher, daß es im Laufe der Jahre zu Übergriffen der Polizei gekommen ist, und speziell in Philadelphia gibt es zahlreiche Berichte darüber. Trotzdem gibt er mit Ausnahme der Vermutung, er hätte Blutstropfen gesehen, nichts Relevantes zu Protokoll. Diese Blutstropfen stehen jedoch im Widerspruch zur Aussage des Polizisten Roy Land von der Spurensicherung. Er hat den Volkswagen untersucht und dabei keinerlei Blutspuren entdeckt.[6] Wieso die Blutstropfen relevant sein könnten, wird bei der Aussage William Cooks näher erläutert. Alles andere ist nichts weiter als eine Ansammlung alter Vorwürfe wegen Polizeibrutalität zusammen mit einer Diffamierung der Polizei durch die Wiedergabe von Hörensagen.
Terri Maurer-Carter[7] gab am 21.8.2001 folgendes zu Protokoll:
Terri Maurer-Carter ist eine Gerichtsstenographin, die am Gericht in Philadelphia[8] arbeitete. Im Jahre 1982 hörte sie Richter Sabo im Vorzimmer des Gerichtssaals zu einer anderen Person sagen „Ja, ich werden ihnen helfen den Nigger zu braten“.[9] Sie gab den Namen der dritten Person nicht an, sagte aber auch nicht, ob sie diese Person kennt oder nicht. Zumindest müßte sie Angaben über die dritte Person machen, mit der Richter Sabo gesprochen hat. Laut anderen Quellen[10] war die dritte Person ein Richter aus Philadelphia namens Richard Klein.
Der Wahrheitsgehalt dieser unbeeideten Aussage kann nicht wirklich ermittelt werden. Andererseits wurden seit dem Beginn des Verfahrens Zweifel an der Neutralität Albert Sabos geäußert. Richterin Pamela Dembe lehnte diese eidesstattliche Erklärung mit den Begründungen ab, sie müsse an eine tatsächliche Entscheidung Richter Sabos gebunden werden und die Voreingenommenheit Richter Sabos während der Verhandlung von 1982 sei bereits verhandelt worden. Hier sieht sich die Verteidigung aber einer Schwierigkeit gegenüber. Keine einzige Entscheidung Richter Sabos war rechtswidrig. Es gab aber sowohl während der Verhandlung als auch während der PCRA-Anhörungen mehrere Entscheidungen welche zweifelhaft waren.[11] In diesen Situationen lag es im Ermessen des Richter, ob er für oder gegen die Verteidigung entscheidet. Auch seine späteren Begründungen zur Ablehnung des Antrags auf eine neues Verfahren waren nicht immer eindeutig. In einigen Fällen hat es durchaus Gründe gegeben, die für die Glaubwürdigkeit der Zeugen der Verteidigung sprachen. Trotzdem hat er stets gegen Mumia Abu-Jamal entschieden. Da er aber keine eindeutig rechtswidrige Entscheidung getroffen hat, ist auch der Vorwurf der Parteinahme kaum zu beweisen.
Yvette Williams[12] gab am 28.1.2002 folgendes zu Protokoll:
Yvette Williams war gemeinsam mit Cynthia White im Gefängnis. Cynthia White erzählte ihr, sie hätte auf Druck von Polizisten ausgesagt, sie hätte Mumia Abu-Jamal bei der Tat beobachtet, obwohl sie in Wirklichkeit nicht gesehen hat wer der Täter war.[13] Cynthia White fühlte sich von den Polizisten und dem Wachpersonal bedroht. Laut Williams’ Aussage hätte die Polizei Cynthia White gedroht, all ihre angesammelten Straftaten zusammenzufassen und sie für lange Zeit in ein Gefängnis zu stecken, wenn sie nicht gegen Abu-Jamal aussagt. Andererseits erhielt sie zahlreiche Privilegien. Wenn sie von Polizisten besucht wurde, erhielt sie immer wieder Zigaretten, Süßigkeiten und auch Spritzen und weißes Pulver (dieses Pulver wurde nicht näher beschrieben).
Während der Tatzeit war Cynthia White auf der Suche nach Freiern und hat die Tat auch nicht gesehen. Außerdem stand sie zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluß von Drogen. Sie wollte zunächst davonlaufen, wurde aber von der Polizei festgehalten, zu einem Auto gebracht und ihr wurde gesagt, daß sie Abu-Jamal auf den Polizisten schießen sah.[14]
Wenn man die Zeugenaussage Cynthia Whites analysiert, ist es nicht überraschend, daß sie teilweise gelogen haben soll. Trotzdem scheint an dieser Erklärung nicht alles zu stimmen. Falls sie wirklich mit der Polizei unter Druck kooperierte sind kleinere Gefälligkeiten wie Zigaretten nichts ungewöhnliches. Hin und wieder eine Packung Zigaretten oder Süßigkeiten sind nicht allzu teuer und bringen niemanden in Schwierigkeiten. Die von Williams angedeuteten Drogen (Spritzen und weißes Pulver) hingegen sind ein größeres Problem. Angesichts der behaupteten Drohungen schien sie ohnehin schon gefügig gewesen zu sein. Wieso sollten sich Polizisten dann noch in Schwierigkeiten bringen und Drogen nicht nur zu besorgen, sondern auch noch ins Gefängnis zu schmuggeln? Auch die angebliche Behauptung Cynthia Whites, sie wollte weglaufen und wäre von Polizisten festgehalten worden, erscheint wenig glaubwürdig. Sie hatte etwas Zeit, bevor die ersten Polizisten eintrafen und selbst als bereits Polizisten am Tatort eingelangt waren, hatten diese wichtigere Dinge zu tun.[15] So sagte der Polizeibeamte James Forbes aus, daß kurz nach seinem Eintreffen am Tatort ein offensichtlich betrunkener Mann auf ihn zukam, während er noch mit William Cook beschäftigt war. Er schickte diesen Mann zurück zur Gebäudeecke, da er sich nicht um ihn kümmern konnte. Dieser Mann wurde niemals ausfindig gemacht. Wenn Cynthia White die Absicht gehabt hätte davonzulaufen, hätte sie dies auch tun können. Auch die Behauptung, sie wäre noch am Tatort aufgefordert worden Mumia Abu-Jamal wider besseres Wissen zu identifizieren, erscheint unglaubwürdig. Andere Zeugen haben ebenfalls ausgesagt, sie hätten den Täter nicht gesehen und wurden niemals zu einer Falschaussage aufgefordert. Wie hätten die Polizisten vor Ort wissen sollen, daß sie so leichtes Spiel mit ihr haben würden? Selbst wenn einer der Polizisten vorgehabt hätte Beweise zu konstruieren, wäre er wohl kaum dieses Risiko eingegangen.
Insgesamt kann die Aussage von Yvette Williams sehr wohl einen wahren Teil enthalten, aber sowohl das was sie selbst gesehen hat als auch die angeblichen Erzählungen von Cynthia White sind widersprüchlich.
Georg Michael Newman[16] gab am 25.9.2001 folgendes zu Protokoll:
Newman ist ein Privatdetektiv aus Kalifornien, der 1995 im Auftrag von Leonard Weinglass mit Robert Chobert gesprochen hat. Das erste Gespräch fand in Choberts Wohnung oder Haus statt. Später diskutierte er Choberts Aussagen mit Leonard Weinglass. Als Newman klar wurde, daß der Inhalt dieses Gesprächs im Widerspruch zu Choberts früheren Aussagen stand, telefonierte er mit ihm. Während dieses Gesprächs erklärte Robert Chobert, daß sein Taxi zum Tatzeitpunkt in Wirklichkeit nicht hinter dem Polizeiauto und William Cooks Volkswagen stand, sondern auf der anderen Straßenseite. Er hat auch niemanden auf den Polizisten schießen gesehen. Er sah nur einen männlichen Schwarzen neben dem Polizeiauto, der wenig später zu Boden ging. Erst als er näher an den Tatort heranging, bemerkte er den am Bordstein sitzenden Abu-Jamal und einen am Boden liegenden Polizisten.[17]
Leonard Weinglass habe ihn nicht als Zeugen befragt, weil die Verteidigung laut Weinglass von Chobert alles erhalten hatte, was sie haben wollte. Erst als Newman die Prozeßmitschrift von Abu-Jamals neuen Anwälten erhielt, bemerkte er, daß Weinglass gegenüber Chobert nicht auf seine Unterredung eingegangen ist. Er bot auch an, William Cook zu finden. Auch das wurde von Weinglass abgelehnt. Als er vorschlug, die Rolle Kenneth Freemans näher zu beleuchten, wurde er von Weinglass darüber informiert, daß dieser von Verwandten Freemans bedroht wurde und er nicht bereit sei, dieses Risiko einzugehen.
Zunächst einmal ist dies die Aussage eines professionellen Privatdetektivs, dem man kaum einen Grund zu einer Falschaussage unterstellen kann. Auch sollte man annehmen, daß er darin erfahren ist, genau zu beobachten und genau zu beschreiben. Trotzdem ist das von ihm beschriebene Verhalten Leonard Weinglass’ ungewöhnlich und schwer erklärbar. Weinglass hat sich bei der Befragung Choberts zwar auf die Unterhaltung mit Newman bezogen, aber dabei nur über den eingezogenen Führerschein gesprochen.[18] Die angebliche Falschaussage wäre aber ein sehr viel stärkeres Argument gewesen. Genauso seltsam erscheint die angebliche Reaktion Weinglass’ auf den Vorschlag, die Rolle Kenneth Freemans näher zu beleuchten. Mit der Aussage Arnold Howards hat er Kenneth Freeman ohnehin schon einbezogen. Daß dessen Verwandte lange nach Freemans Tod Leonard Weinglass bedrohen sollten, falls er weiter in diese Richtung ermittelt, erscheint seltsam. Auch Robert Choberts angebliche Aussage ist schwierig einzuordnen. Er hat mit Sicherheit gewußt, daß ihn eine solche Aussage wegen Meineids vor Gericht bringen würde. Wieso sollte er dann gegenüber einem Ermittler der Verteidigung etwas derartig Belastendes sagen?
Die Position des Taxis zum Tatzeitpunkt wurde im Abschnitt Die Zeugen - Robert Chobert behandelt. Vielleicht war es gerade die geringe Glaubwürdigkeit dieser angeblichen Aussage Robert Choberts, die Weinglass dazu veranlaßt hat darauf zu verzichten.
Philip Bloch
Philip Blochs Aussage[19] liegt nicht in Form einer eidesstattlichen Erklärung vor, sondern als Aussage gegenüber der Polizei von Philadelphia. Philip Bloch arbeitete früher als Freiwilliger in einer Organisation zur Reformierung von Gefängnissen. Er war in den frühen 90er-Jahren ein aktiver Teilnehmer der Gefängnisgesellschaft von Pennsylvania. Er studierte auch in der Stadt Huntingdon, in der sich das Gefängnis befindet, in dem Abu-Jamal untergebracht ist. Während seiner Tätigkeit hatte er mindestens zehnmal die Gelegenheit mit Mumia Abu-Jamal zu sprechen. Bei einer dieser Diskussionen ging es darum, ob Gewalt unter bestimmten Umständen zulässig ist. Im Laufe dieses Gesprächs fragte er Abu-Jamal, ob er es bedauere Daniel Faulkner erschossen zu haben. Mumia Abu-Jamal antwortete mit „Ja“.[20]
Laut Bloch gab es bei dieser Frage keinen Raum für Mißverständnisse. Mumia Abu-Jamal wußte seiner Meinung nach genau was diese Frage bedeutete.
Abu-Jamal bestritt diese Aussage. Er verglich diese Behauptung mit seinem angeblichen Geständnis im Krankenhaus. Nur dauerte es dieses Mal nicht zwei Monate bis das Geständnis ans Tageslicht kam, sondern viele Jahre. Laut Abu-Jamal wollte Philip Bloch scheinbar seine 15 Minuten des Ruhmes haben.[21]
Philip Bloch behauptete, er wäre nur deshalb mit diesem Eingeständnis an die Öffentlichkeit getreten, weil er von den Taktiken der Unterstützer Mumia Abu-Jamals angewidert war. Hier steht Aussage gegen Aussage. Welche Seite recht hat muß jeder für sich entscheiden.
Inspektor Alphonso Giordano[22]
Inspektor Giordano war der ranghöchste Polizist am Tatort. Am Morgen nach der Tat gab er ein Gespräch zwischen ihm und Mumia Abu-Jamal zu Protokoll. Er hat den im Arrestwagen liegenden Abu-Jamal gefragt, wo die Waffe sei die zu seinem Schulterhalfter gehört. Dieser antwortete „Ich habe sie auf der Straße fallengelassen, nachdem ich ihn erschossen habe.“[23] Der Staatsanwalt hat diese Aussage während der Vorverhandlungen eingebracht.[24] In der Verhandlung wurde dieses Geständnis nicht benutzt, wahrscheinlich weil Mumia Abu-Jamal nicht über seine Miranda-Rechte[25] belehrt wurde und das Geständnis daher möglicherweise für unzulässig erklärt worden wäre. Richter Sabo hat es während einer Vorverhandlung zwar für zulässig erklärt, ein Berufungsgericht hätte dies jedoch anders beurteilen können.
Bei diesem Geständnis steht Aussage gegen Aussage. Für Inspektor Giordano war es ein sehr willkommenes Geständnis. Darüber hinaus war Alphonso Giordano kein Beispiel an Tugendhaftigkeit. Im Jahre 1986 bekannte er sich eines Steuervergehens für schuldig, und er war das Ziel von Korruptionsvorwürfen (das Steuervergehen resultierte aus derartigen Gewinnen). Mumia Abu-Jamal stritt dieses Geständnis ab. Laut seiner Aussage gegenüber den Philadelphia Daily News habe ihn Giordano beleidigt und mit einem Funkgerät geschlagen.
Inspektor Giordano steht zu seiner Behauptung. Mir erscheint das Geständnis zu klar und zu schön um wahr zu sein.