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Artist: Gauner | |
Date: 03/2000 | |
1. The Basics: Stellt Euch erstmal vor, wer Ihr seid, woher Ihr kommt, was Ihr macht und wie Ihr angefangen habt. | |
Answer: Joh, also ich bin Gauner, MC. Berlin. Angefangen: Naja, standard: Jahrelang Rap gehört, BeatStreet gesehen, Jahre später auch endlich Gleichgesinnte getroffen und irgendwie halt angefangen zu rappen. Hab auch jahrelang bei der SWAT-Posse "gearbeitet": wir haben Jams organisiert, ein Magazin rausgebracht, den ersten ostdeutsche HH-Sampler "Vibrazone" organisiert, div Videodokus usw.... 94 rum hab ich auch mit Produzieren und etwas Djing angefangen. Lezteres steckt bei mir aber immernoch nur in den Kinderschuhen. |
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2. The rumors: Seid objektiv und ehrlich: was sagen die Leute über Euch? Mit wem werdet Ihr verglichen? Nicht: mit wem möchtet Ihr gerne verglichen werden, sondern ehrlich, was sagen andere Leute über Euch? | |
Answer: Also, über mich scheiden sich in meiner Stadt die Geister: Gibt viele Disser, gibt viele Fans. Auf jeden Fall kennt mich jeder. :-) Lieber polarisieren, als den Leuten egal sein. Was stört ist, daß die meisten Disses versteckt und hintenrum kommen, von Leuten, die mir selbst gegenüber nett und normal sind, bzw. teilweise sogar Props geben. Aber sollen sie machen, wenn Sie sich dabei noch wohl fühlen. Vergleiche hab ich bisher noch nicht gehört. |
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3. Mirror, mirror on the wall: Mit wem würdet Ihr gerne verglichen werden? Warum? | |
Answer:
Ach, ich will eigentlich mit niemandem verglichen werden. Höchstens, um Unterschiede festzustellen. ;-) |
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4. On the beat tip: Wie beschreibt Ihr Eure Beats? Mit welchem bekannten Producer könnte man Eure Beats vergleichen? Wer ist Euer favorite producer? Warum? | |
Answer:
Meine Beats: Nach vorne, "straight", kopfnickig. Meist nur wenige Samples und kein Percussion-Geklapper. Vergleich fällt mir da nicht ein. Nicht, weil es ein ureigener Stil wäre, sondern nur, weil ich nicht so viele Produzenten kenne und deshalb mir keiner mit ähnlichen Beatz einfällt. Ein guter Produzent sollte auch eine große Stil-Spannweite haben, und dann kann man ihn auch gar nicht vergleichen. Dann kann man nur einzelne Tracks von ihm vergleichen.... Favourites (wirrer Hirnstürm): Premier (Hammer-Beats, aber geringe Stil-Bandbreite, was aber bei ihm echt nicht schlimm ist), Tropf, 7th Warrior aka Daniel Santiago (produziert auch für mich, für Pyranja,... Augen und Ohren offen halten, da kommt einiges auf Euch zu!), Busy (er macht sehr viel Verschiedenes, wie ich hörte, ich kenne aber nur die Sachen für Curse). Desue (auch Berliner, produziert für KMC, KC Da Rooke usw.) RZA-GZA-MZA-BZA-wie-sie-alle-heißen – Wu-Tang halt. Fahr ich sehr drauf ab. Rap-mäßig fallen mir die Jungs erst in letzter Zeit angenehm auf. Auch die neue Dre-Scheibe hat geile Beats. Altes Dre-Zeugs mag ich nicht... Ach, und so viel mehr ist geil, wo ich gar nicht weiß, von wem der Shit ist... High And Mighty,... PaceWon,... Defari, Ach und ganz geil auch: Opossum, Leipzig. Profuziert für ZM Jay, Poise, X-Sample u.a. |
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5. Check the technique: Welches Equipment benutzt Ihr? Welches würdet Ihr gerne benutzen? Was sind Eure Sampling-Quellen? | |
Answer:
AKAI S2000, PC (CoolEdit/Wavelab, Cubase, ReCycle, MESA), Großmembran-Kondensator-Mic (Rode NT1. Rult!) Mehr brauch ich für Vorproduktion nicht. Für Veröffentlichung wird ins Studio gegangen... Sampling-Quellen sind nicht im Geringsten einzuorden. Theroetisch Alles. |
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6. Who`s the mack: Nennt zuerst 3 Leute im business, von denen Ihr glaubt, daß Sie einen positiven Einfluß auf Hip-Hop genommen haben, dann 3 mit einem negativen Einfluß (whatever: MCing, DJing, Producing, clothes, attitudes...)! | |
Answer:
Positiven Einfluß: Torch damals, Storm, ach und so viele andere... Was weiß ich... Allgemein hat die Entwicklung, daß mehr und mehr ehemalige (ja, ehemalige!) Underground-Acts es auf die Sender und in die Charts schaffen, einiges Gutes gebracht. Aber die vollen Werte des Hip Hop sind da oben nicht angekommen, und werden den meisten Kids auch nur langsam klar. Aber man kann nicht alles haben, und das, was zu Zeit Welle ist (ich meine damit den guten Rap, gepaart mit ner Lebenseinstellung und nem Vibe, der sich doch auch durch die Medien hindurch noch auf den Nachwuchs transportiert) kommt dem, was unsereins gern in den Medien sehen und hören möchte, immerhin schon so nahe, wie ich es mit vor 8 Jahren nie zu träumen gewagt hätte. Und der Prozentsatz derer, die es nicht nur konsumieren und äußerlich nachäffen, ist meiner Ansicht auch relativ hoch geworden. :-) Ich denke, die größten deutschen Rap-Acts haben nicht so viel direkt für den Hip Hop getan, aber ihr Erfolg hat ihm insgesamt sicher mehr gebracht als geschadet. Ist auch sehr diskussionswürdig, ob man für Hip Hop groß reden und proklamieren muß, ihn erklären soll, Nachwuchs motivieren usw, all das, oder ob man nicht mehr tut, wenn man einfach guten Hip Hop macht und damit Leute begeistert. |
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7. Who got the props: Was macht für Euch einen guten Rapper/MC/DJ/Producer aus? Wann gebt Ihr props? Was ist Euer absoluter favorite beat/loop/rhyme/punchline/scratch? | |
Answer:
Ein guter Rapper hat gute Text-Ideen, die einem in irgendweiser ein Gefühl vermitteln: Ich muß lachen, nachdenken können, neugierig werden oder irgendwas, wenn ich einen Rapper höre. Er muß natürlich Flow haben, wobei die Definiton dessen sehr weit ist. Es muß ins Ohr gehen. Man muß auch auf die a capella gut kopfnicken können. Und: er sollte einen nicht auf den ersten Ton sofort an jemanden anders erinnern. Ein guter MC ist ein Entertainer. Jemand, der live die Leute begeistert. Dessen Gigs keine Show, sondern Kommunikation sind. Der aufs Publikum eingeht, mit ihm umgeht. Der es anguckt. Der mit ihm feiert, statt sich nur feiern zu lassen. Der Ideen springen läßt. Nicht nur Ideen aus der Konserve. Ein großer Teil der Faszination kommt immer durch Spontanität. Man muß beim Zusehen in einigermaßen großen Teilen dadurch geflasht sein, daß man sieht, daß der Typ gerade im Augenblick den Shit generiert, der einen hier so amüsiert. Dazu sind Freestyle-Skillz natürlich immer sehr brauchbar, aber meiner Meinung nach nicht Bedingung. Bei DJs und Producern kann ich nix Allgemeines sagen. Deren Shit muß halt rocken... Was ist Euer absoluter favorite Beat/loop/rhyme/punchline/scratch? Favourite Beat (zur Zeit!): Der von High & Mighty: "Hip Hop Remains" (kenne nur das Instru, Raps nicht) Texte, die ich richtig geil finde, sind z.B. "One Day" - Jeru Da Damaja, "Guilty Conscience" – Eminem, "Ich so, er so" – Dendemann, u.v.a..... Geile Line (die Einzige, die mir spontan als erwähnenswert einfällt): "Too many MCs take the Word 'MC' lightly. They can't Move a Crowd, not even slightly!" |
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8. On the strenght: Wo seht Ihr Eure Stärken (lyrics, beats, flow...)? Welcher Eurer eigenen Songs gefällt Euch am besten? Warum? Welcher Beat, welche verse gefällt Euch am besten? | |
Answer:
Stärken: Texte, Ideen. Zur Zeit steh ich am meisten auf die neue Version von "Chillin...". Das und das von "Millionen Rapper" sind auf jeden Fall meine gelungensten und stimmigsten Instrumentals. (Und wenn ich mir so vorhalte, daß der Mille-Rapper-Beat sogar schon 2 ½ Jahre alt ist, aber für mich immernoch so brennt....) Textlich ist Millionen Rapper mein Favourit, aber nur vom Inhaltlichen her. Von den Ideen/Reimen/Flow her find ich meine Parts bei "Strong Like A Cypher" (online ist nur die ältere, schlechtere Version zu ziehen, aber lohnt trotzdem) und bei "Dreizack" am besten. Und auch der alte Punchlines (B-Seite der "Millionen Rapper"-Single) enthält einige Burner-Zeilen. |
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9. Critical beatdown: Wie steht Ihr zu Kritik? Wie geht Ihr mit Kritik um? Sagt Ihr wack MC's daß Ihr sie gut findet, weil sie nett sind? Sagt Ihr Ihnen offen was sie besser machen können, oder disst Ihr Sie? Fühlt Ihr Euch angepisst, wenn jemand Euren shit nicht so toll findet und es Euch ins Gesicht sagt? Wie persönlich nehmt Ihr sowas? | |
Answer:
Also, über Disses steh ich ziemlich weit drüber. Aber wenn mir jemand ernste Kritik entgegenbringt, bin ich meist neugierig und frage nach den Details, was er genau meint. Dann entscheide ich, ob das, was er schlecht fand, von mir so gewollt war und deshalb so bleibt, oder ob er mir auf die Sprünge geholfen hat, warum ich den betreffenden Song oder was auch immer vielleicht selbst nicht überzeugend fand. Ich bin keiner, der sich selbst überschätzt. Und prinzipielle kriegt von mir jeder Mensch, wenn ich ihn nicht kenne, Vorschuß-Respekt, den eher erstmal abbauen muß, ehe ich ihn disse. Und das kann lange dauern. Allgemeine gehe ich sowohl mit Disses, allerdings auch mit Props sehr sparsam um. Nicht bewußt oder gewollt. Ich bin einfach nicht der Typ, der ständig über alles seine Meinung abgibt. Bei Leuten, die ich kenne und mit denen ich gut auskomme, die aber schlecht sind, bange ich immer drum, daß sie mich fragen könnten wie ich Ihr Zeug finde. Also, unehrlich bin ich dann nicht, aber ich versuche, wenn ich keine konstruktive Kritik habe oder abgeben möchte, das Thema lieber ganz zu vermeiden und mit ihnen nur zu chillen. |
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10. Keeping it real: Wieviel von dem, was Ihr in Euren Texten behandelt entspricht Eurem tagtäglichen Leben, wieviel ist Fiktion? Wie steht Ihr zur "realness" im Hip-Hop? | |
Answer:
Nunja, es gibt nur 2 Songs, die mir von vorne bis hinten mir aus der Seele sprechen und ernst gemeint sind, ohne jede Übertreibung oder Metapher. "Millionen Rapper" und "Karlshorst". Sonst mach ich auch einige Battle-Texte, die klassischerweise natürlich nur Sport sind. Und ab und an kommt auch mal ein Storytelling-Ding vor, dann auch Fiktion. Aber ich glaube auch, daß man die Realitäl, seine Meinung oder seinen Vibe, sein Gefühl durch Fiktion, Übertreibung, Metaphorik oder so oft auch viel besser rüberbringen kann. Hinter Texten kann mehr oder etwas anderes stehen, als der Inhalt aussagt. Die Realness geht für mich an dem Punkt flöten, wenn jemand 1. seine Texte nicht selbst schreibt, 2. mit dem, was er tut, "niedere Zwecke" verfolgt, und dafür unsere Kultur nur als Mittel zum Zweck sieht oder benutzt. Was niedere Zwecke sind, ist schwer zu sagen, aber Geldmache z.B. (was die Amis anders sehen). Real ist, denke ich, wer das, was er tut, lange tut (über Jahre dabei bleibt) und von Herzen tut. Und auch schon ohne ein bestimmtes Ziel, außer Spaß zu haben und gut zu werden, tat. |
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11. My philosophy: Wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben? Welche Einstellung ist in Euren Songs vorherrschend? Welche Themen behandelt Ihr? | |
Answer:
Ich bin auf jeden Fall durch und durch Live-MC. Es hat Jahre gedauert, ehe ich eine eigene Platte überhaupt machen wollte. Die Jam und der Cypher ist auch das, wo der Rap lebt, alles andere ist nur Business, Randerscheinung, keine Essenz. Leider wird Medien- und Vinylpräsenz viel zu stark bewertet in der heutigen HipHop-Szene, so daß ich langsam natürlich auch in dieses Geschäft will und muß. Man braucht die Medienbekanntheit leider heutzutage für Buchungen. Aber das ist das, wovon ich leben will: Von Gigs. Ich belaste meine Songs eigentlich nicht zu sehr mit der Propagierung meiner Einstellung: Wie gesagt, ich bin ein Mensch, der nicht sehr großes Bedürfnis hat, seine Meinung kundzutun. Über viel Sachen komme ich auch zu gar keiner Meinung, weil ich vielzusehr hin und her abwiege usw. Deshalb fällt es mir auch schwer, Leute echt zu dissen (das Theam hatten wir oben mal), weil mir dann gleich wieder die innere Waage sagt, so schlecht isser bestimmt nicht usw.... Und das sind auch die Gründe, warum ich über zu ernste Themen gar nicht rappen will: Es würde bei mir eine riesige Abhandlung von Für und Wider werden, was langweilt usw. Und drei Wochen später fiele mir wieder noch ein Argument ein... KNETE. Will keiner hören, will ich auch nicht rappen. Am meisten Spaß machen simple Punchlines, Wortspiele. |
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12. The input: Welche Leute haben Euch maßgeblich beeinflußt - von wem laßt Ihr Euch aktuell inspirieren? Was sind jeweils Eure 3 wichtigsten Platten/Filme/Bücher/Websites/Games! | |
Answer:
Uhh, da nenn ich mal gar keinen. Weil Einflüsse über so viele Jahre verteilt und von so vielen verschiedenen Richtungen kamen und kommen, daß ich da nichts nennen könnte. Bspw. EPMD "Back in Business", Blahzey Blahzey "Blah Blah Blah" und Nine "Cloud Nine" sind bei mir Dauerläufer auf dem MK. Textinhalte dabei aber außer Acht gelassen. Aber Dickste Beats, dickste Raps, durchgehend. Filme: Kenne keine. ;-) Bücher: Kenne keine. ("ohne ";-)"!) Websites: meine eigene ist mir die Wichtigste. Sonst surfe ich kaum, kenne nix, hab auch für nix die rechte Geduld. Games: Zur Zeit laß ich bei Quake III Blut spritzen. Sonst zieh ich eher alle halbe Jahre mal ein Adventure durch, das wars dann wieder... |
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13. Crews, posses, cliks & clans: Mit wem habt Ihr bisher zusammengearbeitet? Mit wem würdet Ihr gerne mal zusammenarbeiten? Was ist für Euch das wichtigste an einer collaboration? | |
Answer:
Bisher: Unsere Posse halt, siehe www.polycypher.com, außerdem Analphabeten (Song "Dreizack"), MC Poise u.a. Gerne mal arbeiten würdend: Sag ich nicht! ;-P Wichtig ist für mich, daß man sich wenigstens ein bißchen kennt. Von diesen "Mein Management fragt Dein Management nach einer Kollabo"-Geschichten halt ich eigentlich gar nichts. Aber nunja, Business ist Business, da geht man halt auch mal diese Wege, was solls. |
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14. Pump up the volume: Gibt es Veröffentlichungen von Euch? Discography? | |
Answer:
-Beiträge auf Samplern wie "Vibrazone" (93), "Deutsch Lektion #1" (98), "<B>eastSide Vol. 1" (eine Kompilation von hauptsächlich ostdeutschen Hip-Hop-Gruppen, Info: www.beastside.de, Rel. Oktober '98), "EastSide Unia" (ein osteuropäischer Hip-Hop-Sampler, verlegt von Prager Hip Hoppern '98) "Reimkapazität" (Sampler, verlegt von DOA, dem Kopf der Spreepatienten, VÖ 2000) "Zukunftsmusik 2000" (Sampler von We Bite Music, Stuttgart, VÖ Frühjahr 2000) -Single "Millionen Rapper/Punchlines" mit dem dazugehörigen Videoclip auf den Musiksendern, -diverse kleine Fernseh- (TV.B, FAB, B1, OKB) und -Radioauftritte (u.a. KISS FM, FRITZ, CINQ FM Montreal) -Moderation der Berliner Vorentscheidungen zum "Battle Of The Year" (Breakdance-WM), sowie anderer Events, wie der „Fête de la Musique“ und „Words Perfect“, dem größten HH-Open-Air Berlins (2500 Leute), durch -Moderation der FAB-Fernsehsendung „Pick Up“ von der "IFA 99" und dem "Words Perfect" -Sieg des Berliner Freestyle-Battles im März '98, -stetige Bühnenpräsenz auf bald hunderten Jams, sowohl in Deutschland, als auch z.B. in Polen, Tschechien, Frankreich, Canada und in den USA, u.a. -zusammen mit Leuten wie DJ Hype (ITF-Europa-Meister), DJ Z-Trip (Phoenix, Arizona), Soon E MC, MC Spax, MC René, Cora E., Stieber Twins, Advanced Chemistry, Blumentopf, No Solo, Deichkind, Spezializtz, Harlekinz, Too Strong u.s.w. -Auftritte in Berlin, Eberswalde, Halle, Rostock, Cottbus, Dresden, Chemnitz, Gera, Halberstadt, Köln Karlsruhe u.v.a., besonders in Verbindung mit der <B>eastSide-Release-Tour |