A R T I S T S:
DJ Pyra + Ufuk
DJ RMP
Drastical'n'Samsey
Fella (NORD-REIM-WESTFALEN)
Futuristic Jazzmen
Gauner
H4P
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K.M.S. aka ZENTURIO
Krionix
Lenny
MC AMI
Michelmann
Necro
Peebacc und Gelle.Sat alias INTEGAZ emcees
REZA
Rick D, 7th Foulnation
Robin S
Ruhrlabor
Savas
Speksquad
TBS-Mob
Yasin
 Q U E S T I O N S:
1. The Basics
2. The rumors
3. Mirror, mirror on the wall
4. On the beat tip
5. Check the technique
6. Who's the mack
7. Who got the props
8. On the strenght
9. Critical beatdown
10. Keeping it real
11. My philosophy
12. The input
13. Crews, posses, cliks & clans
14. Pump up the volume
Artist: Robin Schnöckelborg, Solo / Hörzu / Flowmatics
Date: Altweiber 2001
1. The Basics: Stellt Euch erstmal vor, wer Ihr seid, woher Ihr kommt, was Ihr macht und wie Ihr angefangen habt.
Answer:
ROBIN SCHNÖCKELBORG ist mit 14, also 1987 so richtig auf HipHop gekommen. Ich glaub da gab's n Artikel in der TEMPO, der über LL Cool J und Public Enemy berichtet hat. Irgendwie fand ich diese Sache mit dem Sprechgesang immer schon cool, ob's nun Beastie Boys oder poppige Sachen waren, das fiel mir dann wieder ein. Meine erste LP war n Sampler, HipHop 18 von Streetsounds. Harter Shit, Jazzy Jay und Schooly-D und so Kram. War nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber irgendwie so abgefahren, dass ich's oft gehört habe. Damals hing HipHop in nem Vakuum nach der OldSchool-Phase. Die alten Platten gabs oft in den Ramschkisten der Plattenläden, also hab ich mir bald alles gekauft, was ich da so auftreiben konnte. Die Grandmasters, Whodini etc. So was konnten ja auch die Ladies hören, halt eher die Funk-Ecke. Gleichzeitig hab ich auch viel House gehört, diese Chicago-Sachen wie Jack Your Body und House Nation waren sehr abgefahren. Das kannte kein Mensch, war technisch neu und innovativ. Klasse.
Dann ging es aber schnell richtig ab: Mit TuffCity und WildPitch gabs bald Labels, von denen man (fast) alles blind kaufen konnte. Ging ja auch nicht anders, es gab ja keine VideoClips etc. Most Favorites waren da wohl DJ Jazzy Jeff und Fresh Prince, Big Daddy Kane, LL Cool J, aber das ist heute schwer auseinander zu halten, da sich alles sehr schnell entwickelte. Von 1987 auf '88 und auf '89, das waren ja Riesensprünge!
So mit 15 hab ich Ingo Schnagge kennengelernt, der damals schon zwei Plattenspieler hatte. Wir haben sofort Instrumentals aneinander gemixt, uns Beat-Platten von 45 King gekauft etc. Wir waren öfters in London zum Plattenkaufen, da es in Düsseldorf bei Sounds Good zwar viel, aber doch nicht alles gab. Da konnte man klasse einkaufen: Kangols und Gold bei 4StarGeneral, die Gürtelschnallen etc. Aus der Zeit stammen auch die ersten Songs. Klar, denn damals gab's ja irgendwie keine HipHop-Fans, sondern nur Aktive. Wenn einer Turnschuhe anhatte, hiess es nur: "Malst du oder rappst du oder beatboxt du?" Wir haben viel mit Leuten aus Oberhausen (SDI !) und FreshFamilee abgehangen.
So ging das dann weiter. Ingo und ich, zwischendurch auch mit Klaus Hartl als Bodyguard, hatten die Flowmatics geformt. Über ne Anzeige in der NetworkPress (Oktober 1989) hab ich KMS kennengelernt und so hatten wir endlich ne Möglichkeit, mehr zu machen als über Instrumentals zu rappen.
Mai 1990 haben wir n RapContest bei uns in Krefeld organisiert, da waren Crews aus dem Ruhrgebiet und n paar Holländer. Die Holländer waren damals schon unglaublich professionell, wir waren ab und zu auch auf Jams in Eindhoven. ExponentialEnjoyment haben da den ersten Platz gemacht (mit Viva-Mola, unglaublicherweise!). Zu der Gelegenheit hatte ich meine ersten vier deutschsprachigen Zeilen in nen Song eingebaut und die Leute fanden's per Szenenapplaus super. Da war klar, nur noch deutsche Texte!
Den ersten komplett deutschen Song gab's dann bald darauf, so ein Was-kann-alles-schiefgehen-Text über die Schule. "Was soll das Getue" hiess der und ist auf dem ersten IMC-Tape. The rest is history...
2. The rumors: Seid objektiv und ehrlich: was sagen die Leute über Euch? Mit wem werdet Ihr verglichen? Nicht: mit wem möchtet Ihr gerne verglichen werden, sondern ehrlich, was sagen andere Leute über Euch?
Answer:
Entweder finden die Leute den Kram cool oder voll ätzend. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass wir (FunkyPhilipp und ich, also die zwei Rapper der Vier-Mann-Combo Hörzu) auf dem zweiten IMC-Tape in dem Intro über viele Leute namentlich hergefallen sind. Das war damals auch bitter nötig, da mit Viva's Freestyle und dem ganzen Hype um deutschen "Szene"-Rap die falschen Leute ins Rampenlicht gerückt wurden. Da musste mal gesagt werden, wer denn tatsächlich nix drauf hat und warum. Der Song disst ja auch nicht nur, sondern nennt die Schwächen ganz konkret. Und die guten fanden auch Erwähnung - die leider heute immer noch keiner kennt. Damals konnte echt kaum einer rappen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir schon einen Schritt weiter waren. Aber das wollte natürlich keiner hören, ist ja klar.
Ich habe später oft von anderen Musikern gehört, dass wir der Zeit einfach voraus waren. Spätestens vier Jahre später haben die Leute, die unseren Kram immer kacke fanden ("Ihr schreibt ja nur Battle-Texte..."), vergleichbare Sache gemacht. Ich will nicht behaupten, dass die uns kopiert haben, schliesslich hab ich das Battlen und Doppelreimen ja auch nicht erfunden, aber was wir entgegen dem (Multi-Kulti- oder IchBinOldSchool-) Trend damals gemacht haben, ist später ganz klar zum Trend geworden, no doubt.
3. Mirror, mirror on the wall: Mit wem würdet Ihr gerne verglichen werden? Warum?
Answer:
Also heute keinesfalls mit anderen Musikern. Ich hab mich doch persönlich in der Weise weiter entwickelt, dass mir die Musik nicht mehr so wichtig ist. Es ist ein Spitzenhobby und macht tierisch Spass, aber das ist es denn auch. Klar ist man immer noch ghetto, und guckt sich auf dem Weg zum Job Graf's an, das wird man wohl nie los.
4. On the beat tip: Wie beschreibt Ihr Eure Beats? Mit welchem bekannten Producer könnte man Eure Beats vergleichen? Wer ist Euer favorite producer? Warum?
Answer:
Beats haben wir nie gemacht. Beats sind over-rated, find ich. Snare und Bass waren mir immer nur Mittel, den Loop n bischen aufzuheizen. Sonst haben wir lieber nach kompletten Drum Breaks gediggt und die gesamplet, aber Beats programmiert eher nur ganz simpel. Und das mit den FatBeats fand ich nur ganz kurz cool... Es ist schade, dass die meisten Produzenten nur an die Beats denken, sich dabei ständig wiederholen und im Nacheifern des vermeintlich fattesten Beats ganz die Individualität vernachlässigen.
5. Check the technique: Welches Equipment benutzt Ihr? Welches würdet Ihr gerne benutzen? Was sind Eure Sampling-Quellen?
Answer:
Strictly IMC-Laboratory Roof stuff - On the Boulevard of Linden, y'all! Nur KMS weiss, was er da mit unseren Platten am Sampler gemacht hat, in den er Spock-mässig reingeschaut hat...
Samples findet man überall, ich hab früher einfach alle Platten, die vor 1980 rauskamen und billiger als 5 DM waren, gekauft. Diggen kann man ja überall.
6. Who`s the mack: Nennt zuerst 3 Leute im business, von denen Ihr glaubt, daß Sie einen positiven Einfluß auf Hip-Hop genommen haben, dann 3 mit einem negativen Einfluß (whatever: MCing, DJing, Producing, clothes, attitudes...)!
Answer:
Positiv: Tja, sind das nun die, die HipHop einer breiteren Masse zugänglich gemacht haben oder eben nicht...? Einen ganz wichtigen Innovationsschub haben DeLaSoul gegeben, keine Frage. "3 ft high and rising" hat den Weg gerade zu den Leuten gefunden, die mit HipHop sonst nicht so viel am Hut hatten, aber trotzdem die Freshness und Musikalität geil fanden. Ice-T hat die ganze WestCoast-Gang Problematik publik gemacht und zwar ohne NWA-Gangster-Romantik, was dann wieder gerade die Mittelstandskids toll fanden (incl. mir). Ice-T hat mehr den Eindruck vermittelt: "So isses und das ist kacke." Da hat man mal drüber nachdenken müssen. Ach, und dann nehm ich noch ohne viel nachzudenken HipHop-Entertainer BizMarkie rein, der hat immer für gute Laune gesorgt.
Für weitere wichtige Sprünge haben Wu-Tang mit ihrer ersten LP und jetzt gerade die DirtySouth-Jungs gesorgt.
Negativ: Ich fand (und find) die Musik ja immer geil, aber ich sags trotzdem: NWA. Die haben den Image-Kram angefangen ("Because I'mma Gangster I'm having fun...") und nicht mehr getan als den Teenie-Rebellionsgeist zu bedienen. In dieselbe Kategorie gehören wohl heute auch DJ Premiere und ATCQ - einfach verweichlichter Boutiquen-HipHop. Schade, denn die ersten beiden LPs von beiden waren natürlich der Hammer. Da nehm ich's sogar Puff Daddy nicht so übel, da weiss wenigstens jeder, dass der nur Pop-Musik macht. Ganz schlechten Einfluss haben die bekannten, aktuellen deutschen Acts, da auch die nur Images für Teenies verkaufen.
7. Who got the props: Was macht für Euch einen guten Rapper/MC/DJ/Producer aus? Wann gebt Ihr props? Was ist Euer absoluter favorite beat/loop/rhyme/punchline/scratch?
Answer:
Am interessantesten find ich immer, wenn ein MC etwas von seiner Persönlichkeit vermittelt. Das hat mich am Rap immer am meisten interessiert, von Anfang an, nämlich dass ich den Eindruck hatte, irgend einen gleichaltrigen von der anderen Seite der Welt, aus einer völlig anderen Gesellschaft kennen zu lernen. Auch wenn's nur so profane Sachen sind wie "Die beste Mall in Brooklyn ist ... weil ich da ...". Insgesamt ist Inhalt wichtiger geworden als Reim-technik. In punkto Rhythmik stechen heute ja nur noch ganz wenige Rapper heraus, vielleicht RZA, unbedingt Jay-Z (den man in 20 Jahren den talentiertesten Rap-Musiker nennen wird) und die DirtySouth-Jungs insgesamt mit ihrem Stil.
8. On the strenght: Wo seht Ihr Eure Stärken (lyrics, beats, flow...)? Welcher Eurer eigenen Songs gefällt Euch am besten? Warum? Welcher Beat, welche verse gefällt Euch am besten?
Answer:
Tja, meine Stärke ist wohl personality. ;-)
Und der beste Song sollte immer der Neuste sein. Ich mag am liebsten den IMC-Tape 2 Intro-Track, die Rhythmik ist an manchen Stellen sehr cool. IschenImpossible (IMC-Tape 4) ist auch Hammer, halt wieder nur n Loop, durchdachter Refrain, beides passt gut zum Inhalt, der content ist eigentlich alter Hut, aber doch neu ausgesprochen und einige Rhyme-Patterns sind ungewöhnlich komplex. Von den Hörzu-Publikationen gefällt mir wohl "Steig ein" am besten, von den Flowmatics "Der Mann". He, das sollte man hier mal re-releasen...
9. Critical beatdown: Wie steht Ihr zu Kritik? Wie geht Ihr mit Kritik um? Sagt Ihr wack MC's daß Ihr sie gut findet, weil sie nett sind? Sagt Ihr Ihnen offen was sie besser machen können, oder disst Ihr Sie? Fühlt Ihr Euch angepisst, wenn jemand Euren shit nicht so toll findet und es Euch ins Gesicht sagt? Wie persönlich nehmt Ihr sowas?
Answer:
:-) Also die Frage erübrigt sich wohl. Siehe IMC-Tape 2 Intro-Track.
Ich kann übrigens jemanden nett finden, der kacke rappt und andersherum auch. Skills ungleich Personality, kids!
10. Keeping it real: Wieviel von dem, was Ihr in Euren Texten behandelt entspricht Eurem tagtäglichen Leben, wieviel ist Fiktion? Wie steht Ihr zur "realness" im Hip-Hop?
Answer:
Auch das steht in Antwort 7. Ich hab aber auch überhaupt nichts gegen Stories, Musik ist Entertainment. Kool G Rap & Polo's "Live and let die" ist ja komplett wie ein Gangster-Film aufgezogen. Davon stimmt kein Wort über G. Rap's Leben, aber es ist ne Spitzenplatte!
Und ich hab keinen Bock mir darüber Gedanken zu machen, wer oder was über "real" sein soll. Ich fand meine Produktionen immer "real", weil sie genau das waren, was ich gerade machen wollte und es nicht _zu_ durchorganisiert und schon gar nicht durchdacht war. "Real HipHop" gibt es nicht, wer will schon sagen, was das ist? Was ist denn "echte Literatur" oder ein "echter Kinofilm"?
Die Diskussion um "realness" ist bezeichnend für deutschen HipHop - zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Das gilt interessanterweise im Moment auch für die deutsche Politik...
11. My philosophy: Wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben? Welche Einstellung ist in Euren Songs vorherrschend? Welche Themen behandelt Ihr?
Answer:
Hm, bitte selber hören. Hier kommt man sonst leicht in Schubladen. "Ich mach mein eigenes Ding" behauptet ja auch jeder, also kommt man damit nicht weiter. Viele Lieder klingen nach Spackerei (sind es auch), aber damit wird mehr transportiert, als die meisten meinen.
12. The input: Welche Leute haben Euch maßgeblich beeinflußt - von wem laßt Ihr Euch aktuell inspirieren? Was sind jeweils Eure 3 wichtigsten Platten/Filme/Bücher/Websites/Games!
Answer:
Ganz schnell, im brain-storming-Verfahren, ich hab schon zuviel geschrieben:
Platten: Erste Lord Finesse; Erste Special Ed; Erste EPMD.
Filme: Star Wars New Hope (also der von '77); Starship Troopers - Huch, zuviel SciFi. Unschlagbar, einzig guter deutscher Film: BangBoomBang. Aber die Filme, die mich wirklich beeindruckt haben, hab ich jetzt sicher vergessen. Akira? Tiger und Dragon?
Bücher: Uns verbrennt die Nacht, Angst und Schrecken in Las Vegas, Schuldrecht AT von Medicus und all die Bücher über deutsche Geschichte, Quantenphysik und Japan, die ich mir gerade reinziehe. "Brau-che mehr In-put...mehr In-put..."
Achja, und wie in meinem allerersten Interview in der InFullEffect muss ich sagen: Jim Abbot, der einzige Contagan-Major-League-Spieler, Pitcher für die California Angels. Aber das bitte nicht zu ernst nehmen.
13. Crews, posses, cliks & clans: Mit wem habt Ihr bisher zusammengearbeitet? Mit wem würdet Ihr gerne mal zusammenarbeiten? Was ist für Euch das wichtigste an einer collaboration?
Answer:
Tja, alle deutschen Acts, die ich cool fand, hab ich zu Co-produktionen aufgefordert. Es ist was draus geworden bei H4P, Tatwaffe und TotalChaos. Auch mit Juicy C, KMS und die anderen IMC-Headz.
14. Pump up the volume: Gibt es Veröffentlichungen von Euch? Discography?
Answer:
Ich bin auf allen IMC-Tapes vertreten.
Von den Flowmatics gibt's nur n Haufen Demo-Tapes, wir müssten insgesamt so 120 Minuten Musik zusammen gefrickelt haben.
Von Hörzu gibts vier VÖs, "Ritter der Schwafelrunde" LP/CD, "Gestammelte Werke" EP, "Dies ist eine Party" 12" und ne Single-CD für den hiesigen Fussballverein, der noch im selben Jahr den Sponsor verloren hat und aus der BL abgestiegen ist - damals Bayer Uerdingen, heute KFC Uerdingen (DFB POKAL-SIEGER 1985!!). Immerhin hat uns das n Auftritt vor 33.000 Zuschauern im Spiel gegen Bayern München gebracht, cool genug...
Verschiedene Hörzu-Songs sind auf Samplern vertreten, insgesamt vielleicht sechs oder sieben...
Ach, und dann haben wir zwei Videos gedreht, die tatsächlich sehenswert sind und wohl noch am ehesten einen Eindruck von den Hörzu-Jungs vermitteln. Vielleicht bald hier auf der Website?
ALLE dieser Sachen gibt's bei mir als mp3s oder gebrannt! Einfach anmailen rschnoeck@gmx.de, ich geb euch ftp-daten.
Übrigens: Music is for the people, so spread it! Künstler, insbesondere HipHopper, die gegen mp3s wettern, machen die Musik fürs Geld und das ist Mist! Ich mache Musik, damit es jemand hört, nicht, damit jemand dafür Geld bezahlt! Besorgt euch ne Ausbildung und n Job, aber verderbt euch nicht n Spitzenhobby, in dem ihr euch davon abhängig macht! Musik ist Allgemeingut!