DAS
INFANTERIE-REGIMENT 105 AM DORF DOUAUMONT
Auf
tragische Weise ist das sächsische Infanterie-Regiment Nr. 105
mit den Kämpfen um das Dorf Douaumont verbunden. Am Ende des
nur wenige Tage dauernden Einsatzes, vom 26. Februar bis 3. März
1916, hatte das Regiment fast 1.200 Mann an Toten, Verwundeten
und Vermißten zu beklagen - somit also fast 40 % seines
Bestandes.
Die
Einnahme des Dorfes wurde, nach dem Fall des Forts Douaumont am
25. Februar 1916, als eine leicht zu lösende Aufgabe
betrachtet, da die Verteidigung einer scheinbar strategisch
nicht so ganz gewichtigen und unbefestigten Geländepunktes,
gegenüber einer starken Panzer- feste, in keiner Relation zu
stehen schien. Doch es kam anders.
Das Dorf selbst, war wie zahlreiche Ortschaften in der Region
der Festung Verdun als eine Art Widerstandspunkt ausgebaut.
Schon die Anlage der Ortschaften selbst, meist nur aus einer
breiten Straße und eng aneinander gebauten Häuser bestehend,
erwirkten einen leicht zu verteidigenden Punkt. Die Hausfenster
waren teils zugemauert, die Kellerdecken durch Betonschichten
verstärkt. Zusätzliche Bunker - wie z.B. in der Ortschaft
Haumont heute noch am offensichtlichsten - wurden in die Häuserzeilen
eingefügt. Mit Beginn der unmittelbaren Kämpfe waren zwischen
den Häusern Infanteriegräben und Blockhäuser angelegt worden,
die mit starken Drahthindernissen gesichert wurden. Alles in
allem bot - in diesem Falle das Dorf Douaumont - den deutschen
Angreifern einen festungsartigen Charakter, der nach außen hin
kaum sichtbar oder vorhersehbar war.
Verteidigt
wurde das Dorf selbst von Teilen des französischen Infanterie-Regiments 95. Die Stellungen der näheren Umgebung
zwischen Fort Douaumont und Albainwald war je von zwei
Bataillonen des 7. Algerischen Schützen-Regiments und der 9.
Zuaven sowie Teilen des 110. R.I. besetzt.
Beschränken
möchte ich mich auf den Einsatz des Infanterie- Regiments 105
und dessen Aktionen am Dorf Douaumont vom 26. Februar bis 3. März
1916.
Die
Erwähnung weiterer Einheiten beschränkt sich auf den
unmittelbaren Flankenanschluß bzw. auf ein entscheidendes
Vorgehen derselben.
Das
Infanterie-Regiment 105 traf am 19. Januar 1916 im Bereich der
Verdunfront ein. Es unterstand dem V. Reserve-Korps im Abschnitt
der Woëvre-Ebene und wurde bis zum geplanten Angriffsbeginn, am
12. Februar 1916, mit Vorbereitungen für die Schlacht beschäftigt.
Der 11. Februar 1916 war Ruhetag und diente den letzten
Vorbereitungen innerhalb der Truppe für die morgen beginnende
Schlacht. Der geplante Angriffsbeginn mußte aus bekannten Gründen -
schlechtes Wetter - verschoben werden. Am 21. Februar 1916 brach
die Offensive, bei aufgeklärtem Wetter, los.
Den Angriffszeitpunkt des V. Reserve-Korps und des benachbarten
liegenden XV. Armeekorps hatte sich das Armeeoberkommando (AOK)
vorbehalten. Abhängig war dieser vom Vorwärtskommen der gegen
die Maashöhen angesetzten deutschen Truppen.
Das Infanterie-Regiment 105 war bis zum 24. Februar Korpsreserve
und kam, wie das ganze Korps, nicht zum Einsatz.
Am 24. Februar abends erging Befehl, daß das Regiment zur Verfügung
des AOK in westlicher Richtung abzumarschieren habe. Für wenige
Stunden dem XV. Armeekorps unterstellt, sollte es schließlich
im Bereich des Brandenburgischen III. Armeekorps zum Einsatz
kommen.
Am 26. Februar morgens traf das Regiment am Chaume- bzw. am
Cauriéres-Wald (westlich Ornes). Es unterstand taktisch der 6.
Infanterie-Division. Wenige Stunden später wurde es weiter in
den Chauffour-Wald (nordwestlich Dorf Douaumont) vorgezogen. Das
Vorgehen über die Hänge der Höhe 378 brachte allerdings
erste, durch Maschinengewehr- und Granatfeuer verursachte,
Verluste, da die Höhenfläche teils bereits bei einsetzendem
Tageslicht passiert werden mußte.
Die örtliche Lage war für das Regiment alles andere als günstig.
Links des Chauffour-Waldes bestand Anschluß zu schwachen Kräften
des Infanterie-Regiments 52; rechts klaffte allerdings eine fast
1.000 m breite Lücke zum XVIII. Armeekorps hin, die nur,
ebenfalls durch schwache Teile des Leib-Grenadier-Regiments 8
gesichert wurde. Das Dorf Douaumont, sowie der westlich gelegene
Geländerücken und der sich anschließende Albain-Wald, waren
von den Franzosen besetzt.
Die allgemeine Lage in diesem Abschnitt war, daß sich die
mittlerweile abgekämpften Truppen des III. Armeekorps und des
rechts anschließenden XVIII. Armeekorps sich festgelaufen
hatten und ein weiteres Vorgehen ohne Unterstützung frischer
Truppen unmöglich schien.
Das Infanterie-Regiment 105 hatte nun die Aufgabe im Abschnitt
der 5. Infanterie-Division die genannte 1.000 m breite Lücke in
der rechten Flanke abzudecken. Dies sollte durch eine Vorwärtsbewegung
hart westlich des Dorfes Douaumont erfolgen. Es erging Befehl,
daß Infanterie-Regiment 105 mit 2 Bataillonen die französischen
Befestigungen am Westausgang des Dorfes sowie den westlich
anschließenden Höhenrücken anzugreifen habe. Rechts sollte
das hessische Infanterie-Regiment 116 mit vorgehen; links das
Infanterie-Regiment 52 das Dorf direkt angreifen. Für den
Angriff war eine vierstündige Artillerievorbereitung angesetzt,
welche die Befestigungen und Verhaue der französischen
Verteidiger zerstören sollte.
Sechs Kompanien des Infanterie-Regiments 105 waren für den
Angriff vorgesehen, zwei blieben in Reserve. Die Aussichten auf
eine erfolgreiches Unternehmen lagen allerdings denkbar ungünstig.
Die Angriffsfläche verlief über eine fast 400 m lange,
deckungslose Fläche, die von beiden Seiten her stark durch
französische Infanterie flankiert wurde.
Kurz vor Angriffsbeginn erging eine weitere Hiobsbotschaft: Das
rechts liegende Infanterie-Regiment 116 war aufgrund hoher
Verluste durch französisches Artilleriefeuer nicht mehr in der
Lage an einem Angriff teilzunehmen. Trotz aller Widrigkeiten
entschloß sich der Kommandeur der 105er, Oberst von Schmalz,
offensichtlich beeindruckt durch das augenscheinlich gut
liegende und wirkungsvolle Feuer der eigenen Artillerie,
anzugreifen. Die rechte Flanke blieb somit völlig ungedeckt.
Pünktlich um 14 Uhr brachen die Sturmtruppen los, links I.,
rechts II. Bataillon. Bereits beim Verlassen der Gräben schlug
ihnen stärkstes französisches Infanteriefeuer entgegen. Erst
jetzt stellte sich heraus, daß die Wirkung der
Artillerievorbereitung fast völlig nutzlos geblieben war. Die
kleinen, schwer zu fassenden Widerstandsnester der Franzosen
waren nicht zerstört worden.
Der Angriff des I. Bataillons brach auf der Stelle zusammen, daß
II Bataillon kam nicht mal aus seinen Ausgangsstellungen. Der
Angriff des links anschließenden Infanterie-Regiments 52 kam
nicht zur Entwicklung, da das Zurückbleiben der 105er für die
52er eine offene Flanke ergab.
Eine Stunde später wurde der Angriff nochmals befohlen, diesmal
ohne Artillerievorbereitung. Aber auch der 2. Versuch scheiterte
unter hohen Verlusten. Links verblutete sich das
Infanterie-Regiment 52 in nutzlosen Nahkämpfen am Ortsrand von
Douaumont.
Die Angriffsversuche dieses Tages hatten den 105ern fast 300
Mann an Verlusten gebracht, ohne das auch nur ein Meter Boden
gewonnen wurde.
Bereits in den frühen Morgenstunden des kommenden Tages traf
ein erneuter Angriffsbefehl ein, der dasselbe Ziel des Vortages
hatte. Diesmal wurde die Unterstützung von Pionieren mit
Flammenwerfern zugesagt. Ferner war eine siebeneinhalbstündige
Artillerievorbereitung vorgesehen. Links sollte das
Grenadier-Regiment 12 mit vorgehen, rechts - wie gehabt -
niemand. Die Deckung dieser Flanke würde, laut Ausführungen
der Korpsführung, eigenes schweres Artilleriefeuer übernehmen.
Man wollte dadurch die Verteidigungsanlagen der Franzosen
niederhalten bzw. zerstören. Eine, anhand der am Vortag
gemachten Erfahrungen, schwache und trügerisch erscheinende
Linderung der starken Flankenwirkung.
Da die gegenseitigen Linien in nur geringer Entfernung lagen,
sollten nur schwache Kräfte der Sturmtruppe in den
Ausgangsstellungen verbleiben. Da mit Kurzschüssen zu rechnen
war, wollte man mit dieser Maßnahme unnütze Verluste
vermeiden.
Am Nachmittag fand eine kurze Führerbesprechung in der
Chambrettes- Ferme statt, bei der große Bedenken an dem
Gelingen des Angriffs geäußert wurden. Solange nicht das
rechts anschließende XVIII. Armeekorps mit vorgehen konnte,
blieb die Flanke bedrohlich offen. Trotzdem befahl das
Generalkommando des III. Armeekorps den Angriff. Die Theorie der
Führungsstellen war schlüssig und denkbar einfach: Die
Franzosen sollten nicht zur Ruhe kommen und ein Erfolg des
Angriffs würde das weitere Vorgehen, auch beim XVIII.
Armeekorps, erleichtern.
Bereits kurz nach Beginn der Artillerievorbereitung meldeten die
Stellungstruppen, daß - trotz vorheriger Zurücknahme der
Sturmtruppe aus den ersten Gräben - die Artillerie ständig in
die eigenen Stellungen schoß, ohne das dieser Mißstand
abgestellt werden konnte. Es entstanden empfindliche Verluste.
Sofort nach Sturmbeginn, um 16 Uhr, schlug den Angreifern
abermals vernichtendes französisches Infanteriefeuer entgegen.
Besonders das II. Bataillon bekam aus der rechts offenen Flanke,
vom Albainwald her, besonders heftiges Feuer. Die
Artilleriewirkung war auch diesmal fast völlig wirkungslos
verpufft!
Um die Flankenwirkung aufzuheben wurden Züge des II./105 zum
Albainwald geschickt. Beim Eindringen in das Waldgebiet wurden
zahlreiche kleine, gut gedeckte MG-Nester ausgemacht. Nicht mehr
als 36 (!) Maschinengewehre hatten hier ihre Wirkung flankierend
und überschneidend vereint. Die Feuerlinie lag kniehoch über
Boden. Nach starken Verlusten mußten die Züge der 105er den
Albainwald wieder räumen. Der Ansturm in diesem Bereich war mißlungen
und so konnte das Flankenfeuer weiterhin ungehindert gegen das
restliche im Sturm begriffene II./105 in der Seite wirken.
Nur dem linken Flügel des II./105 gelang es die
Drahthindernisse zu überschreiten und bis dicht an die französischen
Gräben heranzulangen. Das Vorgehen des I./105 im linken
Abschnitt stand ebenfalls unter keinem guten Stern. Die Züge
der 1. Welle kamen anfangs gut vorwärts, doch erhielten sie
kurz nach Erreichen des französischen Drahtverhaus plötzlich
schweres eigenes Artilleriefeuer, das sogar die Truppen der 2.
Welle in die Ausgangsstellungen fesselte. Dir Wirkung war
furchtbar. Die Regimentsgeschichte berichtet: Was nicht tot
oder verwundet am Boden liegt, ist von dem gewaltigen Luftdruck
der einschlagenden Granaten wie hingemäht zu Boden geworfen
worden.
Sämtliche Sturmtruppführer der 1. Welle waren ausgefallen.
Beherzte Führer der 2. Welle versuchten trotzdem ihre Leute aus
den Stellungen zu bringen. Aber das fortwährende stärkste
Infanteriefeuer der Franzosen ließ sie nicht mal die weiter
vorne liegenden Kameraden der 1. Sturmwelle erreichen. Jede
Bewegung, der auf dem Boden liegenden Männer, wurde mit
rasendem Maschinengewehrfeuer verfolgt. Ein Eingraben in den
felsigen, z.T. gefrorenen Boden war aussichtslos. Eine
Entlastung der linken Flankenwirkung mit schwachen Reserveteilen
der 105er sowie der 12er Grenadiere scheiterte unter weiteren
schweren Verlusten.
Der Zugang zum Dorf und der Einbruch in die umliegenden französischen
Stellungen schien wie vernagelt. Technische Mittel sowie weitere
Sturmtruppen zur Vernichtung der Verteidigungsanlagen fehlten für
den Moment. Immer größere Lücken entstanden in der dünnen
Linie der 105er. Als letzte Reserve schickte der verantwortliche
Offizier im rechten Stellungsabschnitt des I. Bataillons,
Lt.d.R. Glogowski, einen Halbzug unter der Führung eines jungen
Offiziers in die Sturmlinie, um das Feuer gegen die
Widerstandsnester aufzunehmen. Den Befehl offensichtlich mißverstehend,
ließ der junge Offizier seine Leute das Seitengewehr
aufpflanzen und stürmte mit ihnen auf die französischen
Stellungen zu. Entsetzt mußte Lt.d.R. Glogowski mit ansehen,
wie seine letzte Reserve offensichtlich in ihr offenes Grab stürmte.
Doch dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte.
Zwischenzeitlich war es den 12er Grenadieren am linken Flügel
gelungen in die französischen Stellungen einzubrechen und diese
nach rechts aufzurollen. Dies wirkte sich bis in den Abschnitt
des I./105 aus. Just mit dem Eindringen der 12er erreichte der
Halbzug 105er des jungen Offiziers, auf wenige Leute
zusammengeschmolzen, daß nächst gelegene französische
Widerstandsnest - ein befestigtes Erdwerk. Sie durchschritten
den 20 bis 30 Meter breiten Drahtverhau. Die Bedrohung durch plötzlich
einsetzendes Feuer vollends aufgerieben zu werden, war den
wenigen Leuten allgegenwärtig. In diesem Moment kam die
Besatzung des Stützpunktes herausgelaufen und kapitulierte. 60
Mann vom französischen 110. R.I. mit drei Maschinengewehren
ergaben sich.
In die entstandene Bresche sprangen sofort Leute der 8./- und
9./105. Zusammen mit Teilen des Grenadier-Regiments 12 gelang es
das gesamte Werk zu nehmen und in den Nordteil des Dorfes
einzudringen. Das nun weggefallene Flankenfeuer ermöglichte nun
ein weiteres Vorgehen des rechten Abschnitts I./105. Die
Franzosen, an der Straße Douaumont - Albain-Wald, die wohl mit
einem weiteren Angriff der sichtbar dezimierten Truppe nicht
mehr gerechnet hatten, wurden überrumpelt. Ein weiteres Vorwärtskommen
war allerdings durch das rechts zurück hängende II./105 nicht
mehr möglich. Die Franzosen zogen sich etwa 100 m zurück; die
105er richteten sich in den genommenen Gräben ein. In der Nacht
wurden die Verbände neu geordnet und Anschluß nach links und
rechts hergestellt.
Der Erfolg des Tages, wenn man es denn überhaupt so nennen darf
- vor allem im Abschnitt des II. Bataillons - hatte schwere
Opfer gefordert. Das Regiment hatte an Verlusten 24 Offiziere
und 649 Mann zu beklagen. 9 Offiziere und 98 Mann waren
gefallen, 48 Mann vermißt, der Rest verwundet.
Die hohen Verluste zeigten der Führung, daß ein weiteres
Vorgehen nur nach gründlicher Erkundung des umliegenden Geländes
sowie durch den Einsatz frischer Truppen möglich war. Ein
weiterer Angriff wurde für den 1. März geplant, dann aber auf
den 2. März verschoben.
Das Infanterie-Regiment 105 verblieb in den kommenden Tagen in
seinen Stellungen, war allerdings fortwährend dem starken französischen
Artilleriefeuer ausgesetzt, welches weitere Verluste
verursachte. Mehrere Versuche der Franzosen, die verlorenen Gräben
wiederzunehmen, wurden abgewiesen. Ihrerseits versuchten die
105er in kleinen, begrenzten Aktionen in den Besitz der Blockhäuser
im Nordostteil des Albain-Waldes zu gelangen, was aber an der
starken Feuerwirkung der französischen Infanterie scheiterte.
Für den 2. März wurden frische Truppen in die Linien
geschoben, die ihrerseits einen Angriff, über die Linie der
105er hinweg, durchführten.
Das Infanterie-Regiment 105 war völlig ausgebrannt und zu
keinem weiteren Angriff mehr in der Lage. Die Gesamtverluste während
der Kampftage beim Dorf Douaumont betrugen insgesamt 38
Offiziere und 1.151 Mann. Dazu kamen in der Folgezeit weitere
gesundheitsbedingte Ausfälle durch das schlechte Wetter. Am späten
Nachmittag des 2. März wurde das Regiment aus den Stellungen
gezogen und rückte zur Ordnung der einzelnen Kompanien über
die Chambrettes-Ferme zum Südostrand des Fosseswaldes. Dort
verblieb es als Reserve des III. Armeekorps.
Am kommenden Tag, dem 3. März, wurde das Regiment alarmiert und
als Reserve der 5. Infanterie-Division in den Cauriéres-Wald
vorgezogen. Die zahlreiche in der Schlucht stehende deutsche
Batterien zogen das französische Feuer im verstärkten Maße
auf sich, so daß die 105er weitere Verluste erlitten.
Mit Ablauf des Tages endete der Leidensweg der 105er und
ihr Einsatz am Dorf Douaumont. Es sollte allerdings noch 10
weitere Tage dauern, bis das Regiment endlich in Ruhe und zur
Auffrischung kam.
Zum
Abschluß des Artikels sei noch eine persönliche Anmerkung zum
Einsatz des Infanterie-Regiments 105 erlaubt:
Ausschlaggebend für diesen aufreibenden und intensiven Einsatz,
wenn auch nur über wenige Tage, war wohl die Unterstellung des
Infanterie-Regiments 105 beim III. Armeekorps. Die sächsischen
105er waren demnach für die Brandenburger des III. Armeekorps
eine 'ausgeliehene', 'fremde' Truppe und so wurden sie auch
behandelt. Die Strukturierung der kaiserlichen Armee sah noch
die Rekrutierung seiner Verbände in regionalen Grenzen vor, die
Soldaten waren somit unter 'Landsleuten', die Verbundenheit
untereinander fester verankert. Die 'fremden' Truppen wurden rücksichtsloser
und härter herangenommen, als die eigene Truppe, denn es waren
keine 'Landsleute'.
So konnte das Armeekorps auf Kosten anderer Truppen sein
Angriffsziel in sprichwörtlich schonungsloser Art und Weise
erreichen. Es traf in diesem, beschriebenen Falle also nicht die
Söhne Brandenburgs, sondern Sachsen von einem anderen
Armeekorps. Diese Vorgehensweise war bekannt und wurde unzählige
male praktiziert. Kein Regiment ließ sich gerne an ein anderes
Korps ausleihen, denn meist wußte man, was einem blühte.
Und dieses Schicksal hatten wohl auch die 105er zu tragen, als
sie trotz ungenügender, bis völlig fehlender Flankendeckung
immer wieder zu neuen Angriffen befohlen wurden, daß Ziel zwar
vor Augen hatten, aber sich mehr oder weniger sinnlos
verbluteten. Eine Teilschuld dürfte aber auch die Regimentsführung
der 105er haben, denn trotz ungünstigster Aussichten auf einen
Angriffserfolg wurde der Sturm befohlen. Der Regimentsgeschichte
nach wurde der Kommandeur nicht nur einmal durch die
augenscheinlich wirkungsvolle und effektive eigene
Artilleriewirkung, die aber in Wirklichkeit nutzlos blieb, zum
Angriff suggeriert.
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