Für lange Zeit war der Mars der Planet, auf dem man am ehesten Leben
wie auf der Erde vermutete. Er ist der einzige Planet, dessen Oberfläche man von
der Erde aus beobachten kann. man glaubte um so mehr an Leben auf dem Mars, als
man entdeckte, daß er - genau wie die Erde - vereiste Polkappen hat. Von der
Erde aus glaubte man Meere und Kontinente ausmachen zu können - warum sollte es
nicht auch eine Zivilisation dort geben können? Im Jahre 1877 beobachtete der
italienische Astronom Schiapelli feine Linien auf dem Mars, die er als "canali"
bezeichnete. Übersetzt heißt dies nichts anderes als Gräben, aber aus dem
italienischen "canali" wurde in anderen Sprachen oft "Kanäle". Diese Entdeckung
führte zu der Spekulation, daß eine hochentwickelte Zivilisation aufgrund von
Wasserknappheit ein mächtiges Kanalsystem errichtet hatte, um Schmelzwasser von
den Polkappen in die ausgetrockneten Marsstädte zu leiten. Möglicherweise waren
es diese Spekulationen, die Orson Wells dazu verleiteten, seinen berühmten Roman
"Krieg der Welten" zu schreiben, in dem Marsbewohner die Erde angreifen und die
menschliche Zivilisation vernichten wollen und nur gestoppt werden, weil sie an
irdischen Bakterien erkrankten. Als dieses Werk als Hörspiel im amerikanischen
Rundfunk lief, gerieten viele Bewohner New Jerseys in Panik, weil sie nicht
erkannten, daß es nur ein Hörspiel war, sondern an einen wirklichen Angriff der
Marsmenschen auf die amerikanische Ostküste glaubten. Die von Schiapelli und
anderen Astronomen beobachteten "Kanäle" sollten sich schließlich als optische
Täuschungen herausstellen. Vollkommen ernüchtert war man schließlich, als die
ersten Raumfahrtmissionen den Mars erreichten: Man fand einen kalten, trockenen
und anscheinend auch leblosen Planeten vor. Die ersten Bilder der amerikanischen
Mariner-Missionen deuteten darauf hin, daß der Mars wie unser Mond eine von
Kratern übersäte tote Welt ist. Mitte 1976 setzten die beiden amerikanischen
Viking-Lander auf dem Planeten auf, auch sie sollten explizit nach Leben auf dem
Planeten suchen. Doch eindeutige Hinweise auf Leben gab es nicht. Vor allem
wegen der Trockenheit des Planeten und der eisigen Kälte wurde es vorherrschende
Meinung, daß der Planet tot sei - auch wenn einige Indizien auf Leben
hindeuteten.
die neusten
Spekulationen
Es ist schon längere Zeit her,
daß man in der Antarktis den Meteoriten ALH84001 fand; erst später stellte sich
heraus, daß er vom Mars stammt. Vor drei Jahren überraschte die NASA damit, daß
sie auf einer Pressekonferenz bekanntgab, daß in diesem Meteoriten Spuren
gefunden wurden, die auf bakterielles Leben hindeuten. Tatsächlich ähnelte das,
was man innerhalb dieses Steins gefunden hatte, den Fossilien früher irdischer
Bakterien. Natürlich konnte nicht ohne jeden Zweifel bewiesen werden, daß es
sich bei den Fossilfunden tatsächlich um Bakterien vom Mars gehandelt hat;
einige forscher sind der Ansicht, die Mikroben könnten ebensogut von der Erde
stammen und hier in den Stein eingedrungen sein, und andere vertreten die These,
daß die angeblichen Bakterien auch von chemischen Reaktionen stammen können, die
nicht in lebenden Organismen stattfanden. Soweit ich es bis jetzt überblicke,
neigt wohl die Mehrheit zu der Ansicht, daß es sich tatsächlich um Marsmikroben
handelt.
... und es gibt doch Kanäle
auf dem Mars
Waren Schiapellis "canali" in
Wirklichkeit nur optische Täuschungen, so haben Raumsonden, die uns in den
letzten Jahren Bilder von ungeahnter Schärfe übermittelt hatten, Bilder von
Furchen im Marsboden übermittelt, die an irdische Flußläufe erinnern.
Tatsächlich nimmt man an, daß der Mars vor ein paar Milliarden Jahren
tatsächlich eine ebenso dichte Atmosphäre besaß wie die Erde: Es herrschte wie
hier ein gemäßigtes Klima, auf dem Planeten floß Wasser und es gab Kohlenstoff,
Stickstoff und Sauerstoff, die Elemente, die nach unserer Vorstellung zum Leben
gebraucht werden. Der vom Kohlendioxyd in der Marsatmosphäre erzeugte
Treibhauseffekt hielt den Planeten warm genug. Doch mit der Zeit wusch der Regen
das Kohlendioxyd aus: Der Treibhauseffekt verminderte sich und ein Teil der
Atmosphäre verflüchtigte sich in den Weltraum. Auf der Oberfläche war es jetzt
viel zu kalt für Leben, wie wir es kennen. Aber vielleicht gibt es noch
unterhalb der Erde eingeschlossene Wasserreservoirs, die von der wärme des
Planeteninneren gespeist werden und wo sich, wie am Grund der irdischen Ozeane
in völliger Dunkelheit, Mikroben und vielleicht sogar höher entwickelte
Lebensformen halten können. Möglicherweise gibt es auch Mikroben, die im ewigen
Eis des Marsbodens tiefgefroren sind und wieder zum Leben erweckt werden können.
Leben auf dem Jupiter?
Aufgrund der Eigenheiten der Gasplaneten schien
Jupiter kaum als Kandidat für Leben in Frage zu kommen - allerdings gibt es ein
Gedankenspiel des genialen amerikanischen Astronomen Carl Sagan, mit dem er
zeigen wollte, daß eine Jupiter-spezifische Lebensform durchaus existieren
könnte, doch dazu komme ich weiter unten. Viel eher denkt man bei Jupiter an
seine vier großen Monde, die den inneren Planeten Mars, Erde und Venus sowie dem
Erdmond sehr ähneln.
Die
Jupitermonde
Von den vier galileischen Monden
gilt heute am ehesten der kleinste der vier, nämlich Europa, als potentieller
Lebensträger. Man weiß, daß dieser Mond von einem riesigen Ozean bedeckt ist.
Die Gezeitenkräfte Jupiters und der anderen Monde zerren an diesen
Himmelskörpern und halten sie im inneren geologisch aktiv - auf Io konnte schon
ein Vulkanausbruch beobachtet werden. Während Europas großer Ozean mit einer
dicken Eisschicht bedeckt ist, könnte das Wasser unterhalb dieser Eisschicht von
unterseeischen Vulkanen warm gehalten werden, und diese Vulkane könnten auch
genügend Stoff zum Leben spenden - Energie, Stickstoff, Kohlenstoff.
Insbesondere weil man in Seen, die in der Antarktis auf der Erde unter ebenfalls
dicken Eisschichten verborgen liegen, ebenfalls Spuren von leben entdeckt hat,
hält man es für durchaus möglich, daß es auf dem Mond Europa auch unterhalb der
Eisschicht Bakterien oder sogar Jupiterfische gibt.
Leben auf Jupiter selbst
Ein Gedankenexperiement Carl Sagans verdeutlicht meiner Meinung nach
sehr gut, daß wir mit unseren irdischen Maßstäben nicht unbedingt weiterkommen,
wenn wir nach Leben im Weltall suchen. Nach unseren Maßstäben kann es nämlich
auf Jupiter kein Leben geben: Der größte Teil des Planeten besteht aus Gas, und
unterhalb der Gasschicht ist der Druck derart groß und die Temperatur derart
hoch, daß alles geröstet und plattgedrückt würde, was sich dort ansiedeln
wollte. Lebensformen könnten sich nur in den höheren Schichten der Atmosphäre
ansiedeln. Denkbar wären Lebewesen, die sich in der oberen Atmosphäre von dort
vorhandenen organischen Molekülen ernähren oder wie unsere Pflanzen gar
Photosynthese betreiben; sie müßten sich fortpflanzen, bevor sie wegen der
Anziehungskraft des Planeten in die tödlichen unteren Schichten des Jupiter
fallen. Aus diesen "Sinkern" könnten sich mit der Zeit "Schweber" entwickeln:
Einige Sinker beginnen Wasserstoff aufzunehmen, so daß sie nach dem Prinzip des
Heißluftballons in den oberen Schichten der Atmosphäre schweben können. Diese
Schweber könnten eine beachtliche Größe erreichen. Diese Schweber könnten nun
aber wieder die Lebensgrundlage für eine weitere Lebensform bieten: Jäger, die
sich vielleicht auch nach dem Heißluftballonprinzip oben halten, die sich aber
nicht von organischen Molekülen in der Atmosphäre, sondern von den Schwebern
ernähren. Man kann das ganze auch weiterspinnen: Möglicherweise gibt es
Kleinlebewesen, die in Symbiose, also in einer Gemeinschaft zum beiderseitigen
Vorteil, mit den Schwebern oder Jägern leben, etwa insektenartige Lebewesen, die
auf der haut der Schweber leben und diese reinigen (diese könnten sich ebenfalls
aus den Sinkern entwickelt haben). Natürlich könnte es auch Parasiten (wie
unsere Zecken und Mücken) geben... Dieses Gedankenexperiment wurde von Carl
Sagan und E.E. Salpeter durchaus ernsthaft in Form einer Computersimulation
vorgenommen hat. Löst man sich erst einmal von der Vorstellung, daß man für
Leben einen erdähnlichen Planeten braucht, gelangt man auch bei der Untersuchung
der Frage, ob da draußen noch wer ist, zu ganz anderen Ergebnissen.
Saturn (und darüber hinaus)
Saturnmond Titan
Für Saturn selbst könnte man ebenso wie für Jupiter
Gedankenexperimente mit Sinkern, Schwebern und Jägern machen. Für die Astronomen
und vor allem die Paläobiologen von größerem Interesse dürfte hingegen der
Saturnmond Titan sein. Er besitzt eine dichte Atmosphäre, durch die die
Voyagersonde nicht hindurchblicken konnte. Diese Atmosphäre scheint im
wesentlichen so aufgebaut zu sein wie die der Erde zu jener Zeit, als sich nach
heutiger Vorstellung aus der Ursuppe das Leben bildete. Allerdings haben die
Lebewesen auf unserem Planeten die Atmosphäre in den vergangenen vier Milliarden
Jahren nachhaltig verändert - von solchen Veränderungen ist auf Triton nichts zu
bemerken.
Jenseits von Saturn
Jenseits von Saturn hat die Sonne sehr, sehr viel an
Kraft eingebüßt: Dort ist ewige Nacht und die Sonne spendet kaum mehr Licht als
unser Mond, auf Pluto, dem äußersten Planeten ist die Sonne nur noch wie ein
größerer Stern zu erkennen. Die Sonne kann die für Leben notwendige Energie
nicht liefern. Bei Neptun, der dadurch daß er in sich zusammenfällt
Extra-Energie gewinnt, kann man sich noch am ehesten (nach irdischen Maßstäben)
anormales Leben in der Schwebe à la Sinker-Schweber-Jäger vorstellen, auf den
Monden der äußersten Planeten, wo Temperaturen von nur wenig über dem absoluten
Nullpunkt herrschen, kaum. Ein Geheimnis für uns bleibt Pluto mit seinem Mond
Charon. Eigentlich sind Pluto und Charon ein Doppelplanet. Man nimmt an, daß
Pluto nur eine sehr dünne Atmosphäre besitzt und daß es dort richtig kalt (tm)
ist. Aber noch hat niemand einen Blick auf die Oberflächen dieser Himmelskörper
werfen können, und die Ergebnisse der Voyager-Mission hat auf der Erde für viele
Überraschungen gesorgt. Vielleicht liefern ja die Gezeitenkräfte des
Doppelplanetensystems Pluto-Charon genügend Energie für ein paar
Kometen als Lebensträger
Als letztes komme ich noch zu der Theorie, nach der
das Leben gar nicht irdischen Ursprungs ist, sondern im Weltall entstanden ist.
Man hat in Kometen, die an der Erde vorbeigezogen sind, eine Fülle organischer
Moleküle gefunden. Nach dieser Theorie könnten nun in Kometem elementarste
Lebensformen ihren Winterschlaf halten, bis sie nahe genug an einem Planeten
vorbeiziehen, nom Kometenkörper weggezogen weden und in der Atmosphäre des
Planeten landen und sich dort ansiedeln.