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Dschingis Khan, eigentlich Temudjin (der Schmied"; 1162 oder 1167 bis 1227),
mongolischer Eroberer und Begründer des mongolischen Weltreiches, das sich vom
Chinesischen Meer bis nach Europa erstreckte. Dschingis Khan wurde in der Nähe des
Baikalsees in Russland als Sohn eines mongolischen Stammesfürsten geboren. Im Alter von
etwa 13 Jahren folgte er seinem Vater als Stammesfürst nach. Er schlug
Aufstände unter seinen Untertanen nieder und unterwarf ab etwa 1188 mongolische und
türkische Nachbarstämme. 1206 hatte er beinahe die gesamte Mongolei unter seine
Herrschaft gebracht; auf einer Versammlung der unterworfenen und der verbündeten
Stammesfürsten ließ er sich den Titel Dschingis Khan (chinesisch chêng-sze,
edler Krieger", türkisch khan, Herr") übertragen. Karakorum
machte er zu seiner Hauptstadt.
Anschließend wandte sich Dschingis Khan der
Eroberung Chinas zu, um, wie es heißt, seine Pferde auf den fruchtbaren Weiden Chinas
grasen lassen zu können. Bis 1208 hatte er sich auf der chinesischen Seite der Großen
Mauer eine Ausgangsbasis für seine weiteren Eroberungszüge geschaffen. 1211 führte er
seine Truppen Richtung Süden und Westen in das von der Chin-Dynastie der Dschurdschen
beherrschte Gebiet und drang bis zur Halbinsel Shandong vor. 1215 nahm er Peking, das
letzte Bollwerk der Chin-Dynastie in Nordchina, und 1219 fiel auch die Koreanische
Halbinsel an die Mongolen.
1219 wandte sich Dschingis Khan aus Vergeltung für
die Ermordung einiger mongolischer Kaufleute westwärts gegen Chorasan, ein türkisches
Großreich im heutigen Irak und Iran. Die Mongolen fegten plündernd durch Turkestan und
veranstalteten wahre Blutbäder; mit ihren Plünderungsaktionen in den Städten Buchara
und Samarkand begründeten sie ihren Ruf als grausame, brutale Krieger. Im heutigen
Nordindien und Pakistan nahmen die Mongolen die Städte Peshawar und Lahore und die
umliegenden Gebiete ein. Etwa um diese Zeit lehrten muslimische Berater Dschingis Khan,
die Städte als Quelle des Wohlstands zu schätzen. 1222 drangen die Mongolen bis in die
Ukraine vor, besiegten die Russen und plünderten die Gebiete zwischen Wolga und Dnjepr
sowie vom Persischen Golf bis fast hinauf zum Nordpolarmeer.
Nicht nur die Menge seiner Eroberungen bestätigten die Größe des
Khans als Heerführer, sondern auch die exzellente Organisation, Disziplin, Leistungs- und
Anpassungsfähigkeit seines Heeres. Zudem war Dschingis Khan ein herausragender
Staatsmann; er schuf in seinem Reich unter Einbeziehung persischer und chinesischer
Einflüsse eine straffe Verwaltung und übte religiöse Toleranz. Dschingis Khans Reich
war so gut organisiert, dass es den Ruf genoss, Reisende könnten es ohne Gefahr von einem
bis zum anderen Ende durchqueren. Feinden gegenüber ließ Dschingis Khan jedoch völlig
ungezügelte Grausamkeit walten, Massenhinrichtungen waren an der Tagesordnung. Nach
seinem Tod am 18. August 1227 wurde
das Mongolische Reich unter seinen Söhnen Ögädäi, Dschagatai und Tului und seinem
Enkel Batu Khan aufgeteilt.
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