Der Sonnenstein 

 

Bei der Neugestaltung des Hauptplatztes der Stadt Mexiko kam 1790 ein Steinblock von fast vier Metern Durchmesser ans Tageslicht. Zusammen mit anderen aztekeischen Monumenten war er als Füllmaterial für den Neubau der kolonialen Stadt verwendet worden.Der "Sonnenstein", fälschlicht "Kalenderstein" genannt, ist eine steingewordene Huldigung an den Sonnengott Tonatiuh, dessen Gesicht im Mittelpunkt der Scheibe zu sehen ist. Wie der ganze Stein, war der nach Menschenblut dürstende Gott einst bunt bemalt (Bild= Vermutung wie er einst ausgesehen haben könnte). Zu beiden Seiten des Gesichtes erscheint je eine Klaue, die ein menschliches Herz gepackt hat. Durch ein hinzugefügtes Auge sind die Klauen gleichzeitig als Gesichter gestaltet. Diese sind Teil des grösseren Zeichens, zu dem auch das zentrale Gesicht gehört, von dem je zwei rechteckige Flügel nach oben und unten ausgehen. Es ist das Zeichen olin; ergänzt durch die vier Scheiben neben den Klauen ergibt sich das Datum 4 olin. An diesem Tag sollte die Welt der Azteken, die fünfte nach ihrer Vorstellung zugrunde gehen. Die vier vorangegangenen Welten sind in den Flügeln des Zeichens dargestellt. Drei weitere Daten und eine Symbogruppe innergalb des Zeichens geben die vier Himmelsrichtungen an. Den fogenden Ring nehmen die zwanzig Tageszeichen ein, beginndend im Scheitel und nach links fortlaufend. Den Rand der Sonnenschein bilden die Attribute Tonatiuhs mit Schlangen und Götterdartstellungen.

Zentralkreis

In der Mitte des Steines kann man das Gesicht des Sonnengottes Tonatiuh erkennen. Seine Zunge ist als ein schwarzes Obsidianmesser dargestellt als Zeichen dafür, daß er Opfer von Blut und menschlichen Herzen erwartet.

Erster Kreis

Um das Bild des Sonnengottes sind vier von einem Kasten umrahmte Bilder angeordnet. Diese Bilder stellen die vier vorangegangenen Sonnen dar. Auf der 2-Uhr-Stellung kann man das Zeichen der ersten Sonne sehen (Vier Jaguare). In dieser Urzeit zerstörte der Gott der Jaguarsonne, Ocelotonatiuh, die ersten Erdbewohner, eine Rasse von Riesen, dadurch daß sie von Jaguaren gefressen wurden. Entgegen dem Uhrzeigersinn (11-Uhr-Stellung) kommt man zum Zeichen der zweiten Sonne (Vier Wind), die von Ehécatl, dem Gott des Windes, durch einen Wirbelsturm zerstört wurde. Außerdem verwandelte er die Menschen in Affen.  Die dritte Sonne, oder auch Vier Regen (7-Uhr-Stellung) wurde vom Gott Tlaloc, Herr über Regen und himmlisches Feuer, durch eine Flut aus Lava und Feuer zerstört und er verwandelte die Menschen in Vögel. Auf der 5-Uhr-Stellung wird die vierte Sonne dargestellt. Sie wurde von der Göttin des Wassers, Chalchiuhtlicue, durch eine Sintflut zerstört, wobei die Menschen in Fische verwandelt wurden.

Das Gesicht  Tonatiuhs wird beidseitig von Riesenklauen (den Händen des Sonnengottes) flankiert, die nach Menschenherzen als Nahrung greifen. Die Klauen haben Augen, damit wird angedeutet, daß der Sonnengott alles weiß und alles sieht.

Die konzentrischen Kreise, die sich jeweils neben den Klauen befinden, sollen bedeuten, daß die Fünfte Sonne durch ein Erdbeben zerstört werden wird.

Außerdem sind noch die vier Himmelsrichtungen dargestellt. Oben rechts neben den Zacken befindet sich der Osten, ein Obsidianmesser, links neben dem Zacken der Norden als Kopfschmuck eines Kriegers. Unten rechts neben dem Kreis wird der Süden als Affe dargestellt und links der Westen als Haus des Gottes des Regens und des himmlichen Feuers.

Zweiter Kreis

Im zweiten Kreis kann man 20 von einem Kasten umrahmte Bilder sehen, die die 20 Tage eines Monats darstellen. Der 1. Tag ist der Cipactli (Krokodil) auf der kurz vor 12-Uhr-Stellung. Dann kommt, entgegen dem Uhrzeigersinn, der 2. Tag Ehécatl (Wind), Calli (Haus), Cuetzpallin (Eidechse), Coatl (Schlange), Miquiztli (Tod), Mazatl (Reh), Tochtli (Kaninchen), Atl (Wasser), Itzquintli (Hund), Ozomatli (Affe), Malinalli (Pflanze), Acatl (Rohr), Ocelotl (Jaguar), Cuauhtli (Adler), Cozcacuauhtli (Geier), Ollin (Bewegung), Técpatl (Feuerstein), Xuiahuitl (Regen) und als zwanzigster Tag Xochitl (Blume). Darüber kann man einen schmalen Streifen sehen, der Schmuckstreifen der Sonne. Die Zacken symbolisieren die Sonnenstrahlen.

Äußerer Kreis

Der äußere Kreis stellt zwei Feuerschlangen Xiuhcoatls dar, das Schwanzende ist oben und die zwei Köpfe unten. In ihrem Maul haben die Feuerschlangen jeweils einen Gott, rechts Tezcatlipoca-Xiuhtecutli und links Quetzalcóatl-Tonatiuh. Dabei personifiziert Quetzalcóatl die Sonne und Tezcatlipoca die Nacht. Ihre zueinander gerichteten Gesichter bedeuten den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit im Universum. Am Ende des Schwanzes (in der 12-Uhr-Stellung) sieht man die Hieroglyphe "Dreizehn Rohr", die den Beginn der Fünften Sonne darstellt.

 

Woher, wer, wann, wo/Volk/Tenochtitlan/Kriege,Feinde/Untergang, Cortéz/Tempel, Götter, Religion, Grabstätten, Opferungen/Militär, Sklaven/Astronomie/Kultur, Spiele, Schrift/Kakao/Quellen