[ Tourismus auf La Réunion]
by Harald Weigl

Einleitende Informationen

La Réunion ist eine der großen tropischen Vulkaninseln der Erde. Sie gehört zur Gruppe der Maskareneninseln (neben Mauritius und Rodriguez) die am südlichen Wendekreis liegen. Réunion liegt ungefähr 800 km östlich von Madagaskar. Sie mißt 70 km in der Länge und ca. 50 km in der Breite. Ihre Fläche beträgt 2512 km2.

Die Inseln gehört als "départements d’outre-mer" zu Frankreich und ist etwa 9200 Kilometer von Paris entfernt. Als DOM kommt die Insel in den Genuß der gleichen Rechte, wie die einzelnen départements des europäischen Mutterlandes.

La Réunion ist besonders in wirtschaftlicher Hinsicht von Frankreich abhängig, was eine schwerwiegendes Problem darstellt. Deswegen werden große Anstrengungen unternommen, um die wirtschaftliche Situation Réunions zu verbessern. Unter anderem setzt man nun große Hoffnungen in den Tourismus gesetzt.

Der Tourismus auf La Réunion

Der Tourismus auf dem französischen Überseedepartement spielte in der Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Auch heute hat der Tourismus auf Réunion noch bei weitem keine so große Bedeutung, wie etwa auf den anderen außereuropäischen Départements, wie zum Beispiel Guadeloupe, Martinique, der Nachbarinsel von Réunion Mauritius. Doch die örtlichen Behörden und Tourismusorganisationen , aber auch die Zentralregierung in Frankreich hoffen durch große Anstrengungen in jüngster Zeit auf eine florierende Entwicklung und steigende Einnahmen, um die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Mutterland reduzieren zu können.

Entwicklung des Tourismus

Bereits vor dem 2. Weltkrieg waren auf der randtropischen Vulkaninsel erste Ansätze von Tourismus zu erkenne. Vor allem Touristen bzw. Reisende aus den obersten gesellschaftlichen Schichten wählten Réunion als Reiseziel aus. Hauptanziehungspunkt auf der Insel dieses Elitetourimus waren vor allem die drei im Jahre 1819 entdeckten Thermalquellen. So entwickelte sich um das hier 31°-38° C natriumkarbonathaltige Wasser schon wenig später eine Art von Kurtourismus.

Der "große" Aufschwung im Tourismusgewerbe begann erst mit dem Beginn und dem weiteren Ausbau des Flugverkehrs, insbesondere von Europa aus. Im Jahre 1965 zählte man bereits 1352 Flüge nach Réunion. Mit Beginn der 70er Jahre stiegen die Flugverbindungen auf 1959 und betrugen nach den Daten von 1992 im Ganzen 4623. Bis vor wenigen Jahren wurde Réunion von Europa nur direkt von Frankreich angeflogen und unterlag bis zum Jahre 1995 dem Beförderungsmonopol der staatlichen französischen Fluggesellschaft Air France. Auch heute werden die Flugverbindungen vom Europäischen Festland aus vor allem durch die Air France bereitgestellt. Seit der Aufhebung des Flugmonopols bieten nun aber auch andere überwiegend französische Airlines (AOM French Airlines, Air Liberté, Corsair), aber auch British Airways meist Direktverbindungen auf die Insel im indischen Ozean.

Anfang der 60er Jahre setzte mit den steigenden Touristenzahlen (siehe Abbildung 1) die erste Ausbauphase des Tourismus ein. Zuerst wurden die vielen einzelnen Organisationen und Institutionen (z.B. Union départementale des Syndicats d´Initatives) gegründet, die sich mit der Entwicklung des Tourismus beschäftigen sollten. Diese wurden kurz darauf zu einer Organisation zusammengefaßten und erhielten im Jahre 1964 zum Aufbau des Tourismus eine Zuwendung des Staats in der Höhe von 10 Millionen Franc. Zuerst führte ein Ausbau der Hotelinfrastruktur, der sich vor allem an der durch Wind und Wetter begünstigten Westküste um St-Gilles-les-Bains auswirkte, zu einer Verdopplung der Übernachtungskapazitäten.

Zu Beginn der 80er Jahre wurden die Anstrengungen um den Auf- und Ausbau des Fremdenverkehrs verstärkt. Dieser wurde nun besonders unterstützt mit Mitteln aus den Förder- und Entwicklungstöpfen der Europäischen Union. Zum einen wurde die bereits angelegte touristische Infrastruktur entlang der Westküste erweitert. Zum anderen traten hier bereits Tendenzen zur Dezentralisation auf, wobei erstmals Hotelanlagen im Landesinneren im Bereich der Cirques entstanden.

Die heutige Verteilung der Hotelinfrastruktur geht eindeutig zu Gunsten von Saint-Denis, dem Norden und vor allem dem Westen. Allein in dieser Region stehen über 60 % der Hotels (Stand 1994). Die rezente Ausbautätigkeit ist hier noch nicht berücksichtigt.

Die zukünftige Entwicklung der Tourismusinfrastruktur von Réunion geht zugunsten der Erweiterung und Konzentration der Bemühungen auf die Tourismusstandorte Staint-Denis und den Orten entlang der Westküste. Ebenso wird in St. Denis die Kapazität des Flughafen Roland Garros ausgebaut. Laut französischem Fremdenverkehrsamt, bieten 1998 in Deutschland 49 Reiseveranstalter Reisen nach Réunion an.

Charakterisierung der Touristen auf Réunion

Seit 1980 sind die Touristenzahlen auf Réunion stark angestiegen. Dabei müssen aber die Touristen untereinander und ihrer verschiedenen ökonomischen Effekte differenziert werden.

Schmude unterscheidet hier in drei verschieden Gruppen von Touristen, die auf die Insel Rèunion kommen.

Zum einen kommt ein Teil der Touristen auf Réunion und besucht Verwandte und Freunde. Die "touristes affinitaires" sind meist gebürtige Réunionaisen, die mit ihren Familien nach Frankreich ausgesiedelt sind. Ihr Zahl betrug 1992 rund 72 400, was ca. 35 % aller Touristen ausmacht. Wie die Graphiken zeigen, bleiben die "touristes affinitaires" durchschnittlich fast einen Monat auf Réunion. Mit rund 13 400 Franc geben sie auch mit Abstand am meisten Geld, während ihres Aufenthaltes aus.

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um "normale" Urlaubsgäste ("touristes d`agrément") die keine Verwandte auf der Insel haben und nur zur reinen Erholung nach Réunion kommen. Sie stellen mit 107 400 die größte Gruppe. Das sind 50 % aller Touristen. Ungefähr 3/4 davon kommen aus Frankreich und nur 3 % aus den anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Viele (ca. 45 %) besuchen nicht ausschließliche Réunion allein, sondern machen im Rahmen einer Inselrundreise hier Station z.B. mit Mauritius und Madagaskar.

Die dritte Gruppe wird durch die Geschäfts- und Kongreßreisenden vertreten. Mit nur rund 27 100 "touristes d`affaires" bilden sie nur etwa 15 % der Besucher. Sie nehmen aber die Spitze der Übernachtungen in den Hotels ein, obwohl sie nur etwa 5,6 Tage auf der Insel bleiben.

So sind die einzelnen Gruppen natürlich für die Wirtschaft Réunions von wirtschaftlicher Relevanz. So nimmt der Tourismus im Tertiären Sektor (ca. 64% des BIP) neben dem dominierende Handel die zweite Stelle ein.

Ziele der Touristen auf Réunion

Die natürlichen Gegebenheiten auf Réunion schließen einen normalen Badetourismus aufgrund des Fehlens von ausreichend Sandstränden aus. Nur die Orte an der Westküste, wie etwa Saint-Gilles-les-Bains, Saint Leu, Etang-Salé-les-Bains und Saint-Pierre, können mit ihren Sandstränden dem Badetourismus dienen. Durch Kooperationen mit den Nachbarinseln, überwiegend mit Mauritius, versucht man den dort vorherrschenden Badetourismus mit dem Aktivtourismus, der auf Réunion eine höhere Bedeutung hat, zu vereinen.

Wir auf einer Wanderung Surfen im Indischen Ozean

 

Anziehungspunkte auf Réunion sind ohne Zweifel die beiden Vulkanregionen um den Piton des Neiges mit den drei Cirques (Mafate, Salazie, Cilaos) und um den Piton de la Fournaise. Neben den vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten spielen im Landesinneren auch noch die Thermen im Cirques de Cilaos eine touristische Rolle.

Die Insel kann man als Aktivurlauber zu Fuß, zu Pferd, mit dem Mountainbike oder auch mit dem Geländewagen erkunden. Über 1000 km markierte Wanderwege überziehen die Insel. Mit einem Hubschrauberrundflug oder mit einem Fallschirm lassen sich Eindrücke von oben gewinnen. Daneben bietet Réunion noch Möglichkeiten für den Golfsport, zum Canyoning und Klettern, für Wildwassertouren und sonstigen Wasser- (=> Surfen) und Tauchsport.

Ausblick: Probleme des Tourismus und weitere Entwicklung

Die Insel Réunion hat auf dem Gebiet des Tourismus vor allem mit der Anwerbung von Besuchern zu kämpfen. Wie oben schon erwähnt, stammt nur ein geringer Teil der Touristen aus nicht französischen Ländern. Im Jahre 1992 betrug der Anteil 3,1 %, bei den Geschäftsreisenden 3,7 %. Bei den Gruppen der touristes agrément und den touristes affinitaires dominieren die französischen Staatsbürger mit 70 bis 85 Prozent. Hier liegt eine gewisse Chance im Markt der europäischen Länder für den Ausbau des Tourismus auf Réunion. Durch Kooperationen mit den Nachbarinseln versucht man gegenwärtig den Tourismus anzukurbeln. Die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz sind Ziele dieser Anstrengungen. Hier erwartet man sich das größte Touristenpotential für Réunion. Die Gewinnung von neuen Reiseveranstalter, die Réunion in ihr Programm mitaufnehmen, und der Ausbau der Flugverbindungen direkt aus den einzelnen Ländern haben Vorrang.

Durch den Ausbau der touristischen Infrastruktur ergeben sich aber weitere Probleme. 1992 standen auf Réunion etwa 3350 Betten in 42 Hotels (1988 erst 29) zur Verfügung. Vom Ausbau betroffen ist so der Auslastungsgrad der einzelnen Hotels (siehe Graphik rechts). Auch regional unterscheidet sich natürlich der Auslastungsgrad der Hotels. Vor allem ist die Westküste durch ihre besseren klimatischen bzw. naturgeographischen Merkmale begünstigt. Auch die Hauptstadt Staint-Denis erreicht mit ihren Hotels einen höheren Auslastungsgrad. Wahrscheinlich wird sich diese Entwicklung auch in Zukunft noch verstärken.

Neubaugebiet bei St.-Gilles les Bains

 

Die weitere Entwicklung der Tourismusindustrie auf Réunion läßt sich nur schwer abschätzen. SCHMUDE ist der Ansicht, daß auf Réunion die Entwicklung sicher nicht zum Massentourismus gehen wird. Die Chancen würden vielmehr auf dem Gebiet des Aktivtourismus und ausgewählter Zielgruppen, wie Singles und jüngere, aktive Urlauber liegen. Erste Anzeichen deuten auch auf eine gute Akzeptanz.

Der Massentourismus ist aber natürlich eindeutig wirtschaftlich interessanter, insbesondere in Anbetracht der enormen wirtschaftlichen Abhängigkeit Réunions vom Festland. Und so läßt die hohe Bautätigkeit und damit starke Erweiterung der touristischen Infrastruktur, die auch auf Druck des Mutterlandes stattfindet, auch eventuell eine andere Entwicklung erwarten.

Literaturverzeichnis

[Réunion-Menü]-[Allgemeines]-[Verlauf/Route]-[Anreise]-[Saint-Denis & der Norden]-[Westen]-[Süden]-[Osten]-[Cirques]-[Vulkane]-[Geschichte]-[Klima]-[Tourismus]