[ Réunion - eine Vulkaninsel ]  

Als Insel vulkanischen Ursprungs ist Réunion eng verwandt mit den Hawaii Inseln, mit denen sie ihre Entstehung inmitten einer ozeanischen Platte (im Gegensatz zu den Vulkaninseln z.B. der Kleinen Antillen) verbindet. Da die Flanken Réunions nur sehr flach einfallen (Winkel < 10°), liegt auch nur ein kleiner Teil des gesamten Vulkanbaus über der Meeresoberfläche und tritt als Insel in Erscheinung. [Hawaii - Typ]
Die Meerestiefen im Bereich von Réunion betragen aber rund 4.500 - 5.000 m, was Inseln wie Réunion oder die Hawaii-Kette zu den höchsten Bergen der Erde macht. Réunion besteht aus zwei Vulkankomplexen verschiedenen Alters. Die Exkursion begann in St. Denis im älteren Teil der Insel um sich im Lauf der zwei Wochen nach Südwesten, und damit zu immer jüngeren Strukturen, vorzuarbeiten.  
[ Die Rolle der Tektonik ]

Der Vulkanismus auf Réunion geht von einem sogenannten "hot spot" einem "heißen Fleck" im Erdmantel aus, der sich unter der die Insel tragenden Lithosphärenplatte befindet. Der hot spot fördert Material aus dem Erdmantel nach oben, dieses durchbricht schließlich die auflagernde Lithosphärenplatte, fließt aus und baut einen Vulkan auf. Die "Zweiteilung" der Insel kommt dadurch zustande, daß die Platte, auf der sich Réunion befindet, langsam über den hot spot in nordwestlicher Richtung hinweggleitet, während der hot spot selbst stationär bleibt. Entfernt sich ein Förderkanal zu weit vom hot spot, reißt der Lavanachschub ab und der Vulkan erlischt. Dies war beim Piton des Nei-ges vor 70.000 Jahren der Fall, dagegen baut sich der Piton de la Fournaise seit 350.000 Jahren südöstlich des alten Vulkans auf.

Das klassische Modell der Plattentektonik, der Lehre von der Bewegung der Erdplatten nach Alfred WEGENER, wird allerdings durch Befunde im Indischen Ozean und auf Réunion im besonderen in Frage gestellt, was eine Erweiterung der Theorie bzw. ein Umdenken nötig macht. Im einzelnen stellt sich die Lage (zusammengefaßt und vereinfacht) wie folgt dar. Um Afrika herum fehlen Subduk-tionszonen. Hierbei handelt es sich um Bereiche, in denen am Rand von Kontinenten ozeanische Platten wieder in den Erdmantel "abtauchen" und eingeschmolzen werden. Vielmehr ist Afrika von mittelozeanischen Rücken umgeben, also Zonen, in denen neue Erdkruste aufgebaut wird. Dies hätte nun unter den Annahmen der klassischen Plattentektonik, nämlich, daß die mittelozeanischen Rücken (MORs) in ihrer Lage unveränderlich sind, zur Folge, daß sich das Volumen der Erde vergrößert, da mehr Erdkruste aufgebaut, als anderswo subduziert wird. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall.

Des weiteren würde man erwarten, daß das Alter der Vulkaninseln im Indischen Ozean von NW nach SE hin abnimmt. Gerade das Gegenteil ist bei den Maskarenen (Réunion, Mauritius, Rodrigues) der Fall. Während Rodrigues, mit 10 Mio. Jahren die älteste Maskareneninsel, im NE des Archipels liegt, weisen Mauritius (8 Mio. Jahre) und Réunion (2 Mio. Jahre), südwestlich gelegen, ein geringeres Alter auf. Außerdem befindet sich der aktive von beiden Vulkanen Réunions nicht auf der zu erwartenden West-, sondern auf der Ostseite der Insel. Um diese Widersprüche zu lösen, mußte das klassische Modell der Plattentektonik erweitert werden. So werden die fehlenden Subduktionszonen um Afrika bei gleichbleibendem Erdvolumen heute damit erklärt, daß die MORs nicht, wie früher angenommen, stationär, sondern durchaus beweglich sind und sogar selbst subduziert werden können. Die Altersstellung der Maskareneninseln zueinander kommt nach neuesten Vermutungen da-durch zustande, daß die Spreizungsbewegungen an den Rücken im Indischen Ozean größer sind, als an den westlich davon gelegenen MORs, daß also im Indischen Ozean zur Zeit mehr neue Lithosphärenplatte aufgebaut wird, als beispielsweise im Atlantik. Die Folge wäre, daß sich Afrika (und nach dem erweiterten Modell auch der Mittelatlantische Rücken) momentan westwärts bewegt. Dies würde sowohl die Tatsache erklären, daß die Maskarenen von NE nach SW immer jünger werden, als auch, daß der aktive Vulkan Réunions, der Piton de la Fournaise, sich im Ost- und nicht im Westteil der Insel befindet. Insgesamt spielt der Réunion hot spot somit eine bedeutende Rolle für die Weiterentwicklung des Modells der Plattentektonik.
[Hot Spot]

[Plattentektonik]

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[ Piton de Neiges - der alte Vulkan ]
 
 

Der nordwestliche Teil Réunions ist geprägt von den Basalten des Piton des Neiges, der in der Zeit von 2,1 Mio. bis 70.000 Jahren vor heute aktiv war. Da der Aufbau des Vulkans aber nicht "in einem Zug", sondern in verschiedenen Aufbauphasen erfolgte, die jeweils durch Abtragungsphasen unterbrochen wurden, bildet der heutige Piton des Neiges, der mit seinen 3.070 m ü. NN die höchste Erhebung im Bereich des Indischen Ozeans darstellt, bereits den dritten Gipfel des ehemals vermut-lich ca. 4.000 m aufragenden Vulkans. Die heute an der Oberfläche des Piton-des-Neiges-Massivs flächenmäßig am weistesten verbreiteten Laven stammen aus dessen dritter Ausbruchsphase (P III) vor 350.000 - 250.000 Jahren. Ältere Basalte finden sich nur noch stellenweise, wie zum Beispiel P II-Laven (2,1 Mio. bis 440.000 Jahre alt) im Dreieck La Possession - St. Denis - Cirque de Mafate, oder werden an den Kesselwänden der Cirques angeschnitten. [Alter Teil der Insel]

[ Piton de Neiges (aus Südosten gesehen) mit Initialcirque GRAND BASIN und mehreren Parasitärkrateren des Piton de la Fournaise (Bildmitte) ]
 

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[ Piton de la Fournaise - der aktive Vulkan ]  

Der Südosten Réunions ist aus den Laven des noch aktiven Piton de la Fournaise aufgebaut. Seine Hauptkrater sind der Cratère Bory (2.632 m) aus dem Jahr 1791 und der Cratère Brûlant (Cratère Dolomieu; 2.366 m), der sich bei Ausbrüchen 1931 - 34 bildete.

Seit März 1998 befindet sich der Piton de la Fournaise zum ersten Mal seit 1986 wieder in einem Aktivitätszyklus, wobei sich ein neuer Parasitärkrater, der Cratère Kapor, unweit des Haupt-gipfels bildete. Da der Krater zum Zeitpunkt der Exkursion noch immer aktiv und der Lavastrom entlang der Ostflanke des Vulkans mittlerweile bis in Küstennähe vorgedrungen war, bot sich den Exkursionsteilnehmern die einmalige Gelegenheit, die längste Tätigkeitsphase des Piton de la Fournaise seit hundert Jahren mitzuerleben. Der kurze Anstieg vom Parkplatz an der Küstenstraße durch den lichten Wald, der sich inzwischen bereits auf dem Untergrund des Lavastroms von 1986 angesiedelt hatte, zahlte sich voll aus!

 
Und bald gab der Regenwald den Blick auf die Lava frei, die sich knisternd, stinkend und Gluthitze verbreitend langsam aber stetig auf das Meer zu bewegte. So wurden ganze Filme verschossen, um das spektakuläre Bild des Lavastroms auf seinem Weg vom Gipfel durch den Regenwald zum Meer auf Dia und Foto zu bannen.  
Doch der Lavastrom gab nicht nur ein erstklassiges Fotomotiv ab, er bot auch die Möglichkeit, vor Ort die Entstehung unterschiedlicher Lavaarten zu beobachten.  
Bei der sogenannten "Stricklava" (auch hawaiianisch: "Pahoehoe") handelt es sich um ba-saltische, gasarme Förderprodukte. Die typische Faltenform, die einem aufgewickelten Strick (daher der Name) ähnelt, entsteht, wenn die Lava bei 1.000 bis 1.200 °C zu erkalten beginnt und sich an der Oberfläche eine dünne Haut erkalteten Gesteins bildet. Durch weiteres Nachschieben von oben wird diese Haut in die typische Falten- und Wulstform gestaucht. "Blocklava" (haw.: "Aa") bildet sich, wenn bereits auf 700 - 1.000 °C abgekühlte und damit bereits deutlich zähere Lava nochmals in Bewegung gerät. Dabei zerbröckelt das Material, da es für einen Faltenwurf bereits zu starr ist, wobei die Brok-kenform entsteht.  
Einen Sonderfall stellt die "Kissenlava" dar. Kommt Lava mit Wasser in Kontakt, wenn ein Lavastrom das Meer erreicht oder bei einem Unterwasserausbruch, führt dies zu einem schlagartigen Erkalten der Lava an der Kontaktfläche zum Wasser. Im Inneren ist die Lava allerdings noch sehr heiß und fließfähig. So durchbricht sie die erkaltete Hülle, drückt nach außen und erkaltet erneut oberflächlich. Dieser Vorgang kann sich oft wiederholen, wobei blumenkohlartige Formen entstehen  

 

 
[ Zeitungsauschnitt vom 1. August 1998 ]
 


 

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