Freiheit für die sieben
GenossInnen in Paris
Am 9. November 2000 wurden in Frankreich bei einer Blitzaktion sieben GenossInnen
der PCE(r) verhaftet. Allen wird die Mitgliedschaft in der Grapo vorgeworfen.
Unter den Festgenommenen befindet sich auch der Generalsekretär derPCE(r),
Manuel Pérez Martínez, sowie Isabel Llaquet Baldellou,Rosario
Llobregat Moreno, José Antonio Peña Quesada, JoséLouis
Elipe López, Victoria Gómez Méndez und FernandoSilva
Sande.
Die PCE(r) ist momentan in Frankreich nicht verboten, die Grapo hingegenschon
(zu den neuen Regelungen siehe Seite 14). Es besteht aber ein Auslieferungsersuchen
gegen die Genossin Victoria Gómez, da angeblich Sprengstoff in ihrer
Wohnung gefunden wurde, sowie gegen den Genossen Fernando Silva, der ausGranada
geflohen ist. Gegen die fünf weiteren Gefangenen liegt in Spaniennichts
vor. José Louis Elipe wurde bereits früher schon in Spanienauf
Grund des Vorwurfs der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung
festgenommen, musste aber nach einem Jahr aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen
werden.
In Frankreich wird nun allen sieben vom in dieser Hinsicht bekannt berüchtigten
Richter Bruguière die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
vorgeworfen. Weiterhin will besagter Richter beweisen, dass die PCE(r) und
die Grapo zwei Teile einer einzelnen Organisation sind. Die Gefangenen bestreiten
dies vehement und verwiesen mehrmals auf die unterschiedlichen Statute sowie
die politischen Differenzen zwischen den zwei Organisationen.
Seit dem 3. November sitzen alle sieben GenossInnen in Isolationshaft unter
den unmenschlichsten Bedingungen. Für diese Form der Haftbedingungen
wird in Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International der Begriff
Weiße Folter verwendet. Sie sind ständig psychischer und physischer
Repression durch das Wachpersonal und die Ermittlungsbehörden ausgesetzt.
Alle stehen 24 Stunden unter spezieller Beobachtung. Spätestens alle
zwei Stunden, tagsüber wie auch nachts, starren die Schließerdurch
den Spion der Zellenür. Sollten die Gefangenen sich nicht bewegen,weil
sie vielleicht endlich Schlaf gefunden haben, wird so lange an die Zellentür
gedonnert, bis sie aufwachen und sich bewegen. Nachts machen sie das Licht
an und tauschen nicht funktionierende Glühbirnen zu jeder Tages- und
Nachtzeit aus. Auf Grund des enormen Schlafentzugs befinden sich die Gefangenen
am Ende ihrer körperlichen Kräfte. Oft betreten die Schließer
grundlos die Zellen der Gefangenen und verlassen sie dann wieder wortlos.
"Dies alles geschieht, um Selbstmorde zu verhindern", wird diese Art vonFolter
gerechtfertigt.
Wenn die Gefangenen die Zelle verlassen oder betreten, sind sie gezwungen,
sich einer demütigenden Körperkontrolle zu unterziehen. Kehrensie
von einem Anwaltsbesuch zurück, wird diese Kontrolle noch verschärft,
indem sie gezwungen werden, sich auszuziehen, damit sämtliche Körperöffnungen
"untersucht" werden, also hineingeschaut und -gefasst wird. Als Isabel Llaquet
diese Kontrolle verweigerte, kam sie tagelang in den Bunker.
Die ersten Monate wurde den Gefangenen jeglicher Besuch verweigert, und ihre
Post erreichte sie erst nach einer sechswöchigen richterlichen Begutachtung.
Auf ihre nach draußen gesandten Briefe erhielten sie jedoch nie eine
Antwort. Den im Gefängnis von Frèsnes inhaftierten Gefangenen
ist sogar verboten, beim Hofgang die Hände in die Taschen zu stecken,
jeder einzelne ihrer Schritte und ihre persönlichen Notizen werden kontrolliert
und überwacht.
Der französischen Rote Hilfe (Secours Rouge) wurde es nicht gestattet,
den Gefangenen Bücher in den Knast zu schicken oder sie mit Kleidung
zu versorgen. Und ein Ende dieser Tortur ist nicht abzusehen.