Zu dieser Ausgabe
Vielleicht haben einige ja schon gedacht, dass wir gar nicht mehr herauskommen
mit einer neuen Nummer. Wir haben aber nicht den Mund zu voll genommen,
sondern vielmehr den Urlaub genossen, den sich jeder von uns verdient hat.
Leider ist dabei einiges in unserem Zeitplan durcheinander geraten und auch
mit den Artikeln. Zwei Texte zum Krieg, einer zum wirtschaftlichen Hintergrund
und einer zum Jugoslawien-Krieg mussten deshalb verschoben werden. Dafür
haben wir zwei interessante Zuschriften bekommen, die wir in dieser Ausgabe
abdrucken: ein Text über die Hoffnungen in die NGO’s von einer Rätekommunistischen
Gruppe und ein Referat über die neue Nato-Strategie von der Roten Aktion
Kornstraße. So ist der Kriegsschwerpunkt doch noch etwas vorhanden.
Enttäuscht waren wir jedoch, da die Antideutschen, die uns wegen der
letzten Nummer so vehement kritisiert hatten, nicht die Gelegenheit nutzten,
um uns ihrerseits etwas zuzuschicken. So gibt es nun nur den Text von Jelena
Bonner, der das letzte Mal geschoben wurde. Aufgrund der Kritik nicht nur
aus dem antideutschen Lager haben wir uns genötigt gesehen, jetzt schon
unsere Position zum Palästinakonflikt darzustellen, obwohl wir eigentlich
erst beide Positionen durch Fremdbeiträge veröffentlichen und
danach uns erst zu Wort melden wollten. Es scheint, dass die Debattenkultur
innerhalb der Radikalen Linken doch recht schwach entwickelt ist. Einen
Beitrag über Streitkultur findet ihr als Rezension der Anti-Bush-Mobilisierung
im Aktuellen-Teil.
Leider ist der Repressionsteil wieder einmal extrem stark vertreten in
einer Ausgabe. So kam es zu unzähligen Verhaftungen in Griechenland,
Frankreich, Italien und im spanischen Staat, meist mit der Begründung
der Mitgliedschaft in den Organisationen 17.November beziehungsweise Grapo.
Da wir diesmal aus Platzgründen nicht alle Adressen der Gefangenen veröffentlichen
können, müssen wir diejenigen, die den Inhaftierten schreiben
wollen, bitten, sich auf unserer Homepage die Adressen zu kopieren, wir
werden sie demnächst reinstellen. In diesem Zusammenhang machen wir
auch alle Interessierten darauf aufmerksam, dass sich im Oktober der so
genannte Deutsche Herbst zum 25. Mal wiederholt, und damit auch die Nacht
von Stammheim. Wir beabsichtigen, in unserer nächsten Ausgabe ausführlich
dieses Thema zu behandeln, zumal viele der jetzt Aktiven diese Zeit nur
passiv mitbekommen haben.
Beim Durchblättern dieser Ausgabe mögen einige zudem verwundert
zur Kenntnis nehmen, dass überhaupt kein Text zur Revolutionären
1.Mai-Demo abgedruckt ist, zumal wir sie mit vorbereitet haben. Auch wenn
einige Unkenrufe behaupten, dass unsere um 16 Uhr durchgeführte Demo
kein Erfolg war, so können wir Euch allen getrost mitteilen, dass dem
nun wahrlich nicht so ist. Über 6000 Sind auf unserer Demo gewesen,
die Staatsgewalt hielt sich merklich zurück, so dass die Stimmung mehr
als gut wurde. Und inhaltlich haben wir mit Längen alle anderen Demos
geschlagen, egal ob nun von der AAB oder dem DGB. Dass kein Text in dieser
Ausgabe zu finden ist, liegt allein daran, dass sich niemand fand, ihn zu
schreiben.
Das nämlich ist nach wie vor unser großes Problem, und wir wünschen
uns, dass die, die es kaum erwarten können, eine neue Ausgabe in den
Händen zu halten, auch einen Stift in ihre Finger nehmen, vor allem
bei Gruppen außerhalb Berlins wäre das sehr wichtig, damit auch
von und über andere Städte berichtet werden kann.
Zu Letzt noch eine traurige Nachricht: Sean Mcguffin, der Autor des “Hunds”,
ist tot, gestorben auf dem Weg nach Berlin zu unserer Demo am 1.Mai.
Die Redaktion