|
Verbot von Herri Bata-
suna
|
|
Eine Frage der Zeit
Von Rosaría Méndez
Die baskische Partei Batasuna soll verboten werden.
Darin sind sich wohl alle in der spanischen Regierungsriege unter Führung
von Ministerpräsident José María Aznar (Partido Popular)
einig. Das hierfür notwendige neue Parteiengesetz hat seinen Weg durch
das Parlament angetreten und erfolgreich abgeschlossen und trat Anfang Juli
in Kraft. Wird Batasuna verboten, handelt es sich um des erste Parteienverbot
nach Ende der Franco-Diktatur. Die baskische Bevölkerung, die seit mehreren
Monaten eine verstärkte und willkürliche Repression gegen jegliche
politische Aktivität für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit
erlebt, nimmt dies nicht hin und leistet Widerstand. Trotzdem ist das angekündigte
Verbot nur noch eine Frage der Zeit.
Am Sonntag, den 16. Juni, fand in der baskischen Stadt Bilbao eine Großdemonstration
mit über 100 000 Menschen statt, die gegen das anstehende Verbot der
baskische Partei Batasuna demonstrierten. Der Marsch unter dem Motto "Gegen
Illegalisierung" fand am 25. Jahrestag der ersten Wahlen nach der Diktatur
statt.
Viele Mitglieder der Partido Popular (PP), so auch deren Vorsitzender
und derzeitiger Ministerpräsident Spaniens, José María
Aznar, hatten sich damals offen gegen einen Übergang zur Demokratie
ausgesprochen. Nicht weiter verwunderlich also, dass die Initiative, Batasuna
zu verbieten, von genau jenen ausgeht. Seit Spanien den Vorsitz des Rates
der Europäischen Union übernommen hatte (derzeit hat Dänemark
den Vorsitz, der im halbjährlichen Turnus durch die EU gereicht wird),
wird unter Aznar jegliche Menschenrechtsverletzung oder Einschränkung
der Grundrechte eines jeden, derzeit vor allem aber der baskischen Bevölkerung,
mit Hilfe des spanischen Parlaments legalisiert und zum Normalzustand erklärt.
Man will und muss der Europäischen Union schließlich auch beweisen,
was in einem steckt.
Die Absage der baskische Bevölkerung an das Verbot von Batasuna
fand breite, auch internationale Unterstützung. Die Organisatoren der
Großdemonstration, eine Plattform aus baskischen und spanischen Persönlichkeiten,
wurden zum Beispiel von Gerry Adams, Vorsitzender von Sinn Fein, dem Friedensnobelpreisträger
Alfonso Perez Esquivel unterstützt. Selbst der italienischen Ex-Präsident
Francesco Cossiga, der 1977 nicht zauderte, in Bologna gegen Demonstrierende
Panzer auffahren zu lassen, bezeichnete das Verbot als schweren Fehler
und nannte Aznar einen "Faschisten".
Aber das interessiert einen selbstherrlichen Politiker wie Aznar nicht.
Ebenso wenig interessiert es ihn oder die spanische Justiz, ob sie auch
nur einen einzigen Beweis gegen Batasuna vorbringen können. Dies gelang
ihnen schon nicht, als vor einigen Jahren die Parteispitze des Vorgängers
Herri Batasuna verhaftet wurde, der ebenso die Verbindung zur Eta vorgeworfen
wurde, wie es nun der Fall bei Batasuna ist.
20 Jahre lang versuchten die spanischen Behörden diese Verbindung
zu Eta nachzuweisen, es gelang ihnen nicht. Daher das neue Parteiengesetz.
In diesem werden nunmehr Handlungen bestraft, die gängige Praxis von
einigen baskischen Organisationen sind: Personen für die Wahl zu nominieren,
die wegen "Unterstützung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen
Bande" vorbestraft sind. Wunderbar zurechtgezimmert, wenn man bedenkt, wie
viele Menschen sich im Baskenland für die Unabhängigkeit einsetzen
und so recht schnell zu dieser Vorstrafe kommen, auch wenn nicht der kleinste
Beweis dafür vorhanden ist.
Interessant ist auch, welche Richter des Generalrats für Justizgewalt
(CGPJ) für das neue Parteiengesetz gestimmt haben: nur die von der
PP entsandten Richter, denn auch hier ,wie im spanischen Parlament, besitzt
die PP die Mehrheit, nachdem die PSOE bereit war, ihr die Mehrheit im Generalrat
zu überlassen. Als Gegenleistung hierfür wurden die moderaten
Basken ausgeschlossen. Der Rest der Richter sieht in diesem neuen Gesetz
möglicherweise sogar einen Verfassungsbruch. Überprüft wird
dies wahrscheinlich erst, wenn Batasuna verboten und die MitgliederInnen
und AktivistInnen im Gefängnis sitzen.
Die Minderheit des Generalrats für Justizgewalt kritisiert, dass
es nicht Aufgabe der Regierung ist, ein Verbot einzuleiten, sondern Aufgabe
der Justiz. So solle eine Kammer am Obersten Gerichtshof über das Verbot
entscheiden und nicht die Spezialkammer. Die moderaten baskischen Nationalisten
haben vor, das Verbot vor den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte
zu bringen. Dafür hat der Ministerpräsident nur Spott übrig:
"Es sei die größte demokratische Perversion", so Aznar.
So macht Aznar weiterhin deutlich, was er unter "demokratisch" versteht.
Für den von Anhängern der, ihr angeblich nahe stehenden, Eta angerichteten
Schaden will die spanische Regierung nun Batasuna zur Kasse bitten. Anfang
Juli hat Richter Baltasar Garzon nun die baskischen Behörden aufgefordert,
eine Aufstellung über das Gesamtvermögen der Partei anzufertigen.
Falls Batasuna die von Garzon eingeforderten 24 Millionen Euro nicht zahlen
kann – oder will –, soll das Gesamtvermögen der Partei beschlagnahmt
werden. Die Summe soll als Entschädigung für die bei Straßenunruhen
von Jugendlichen entstandenen Sachschäden gezahlt werden. Batasuna
soll, so Richter Garzon, diese Unruhen immer wieder gezielt angezettelt
haben. Allein in diesem Jahr sollen 18 Millionen Euro Sachschaden entstanden
sein. Weil das aber vorläufige Zahlen sind, fordert die spanische Justiz
– mal schnell über den Daumen gepeilt – gleich sechs Millionen Euro
mehr und will bei Nichtzahlung dieser Summe auch die Diäten der Parlamentarier
von Batasuna einbehalten sowie die lächerliche Summe von circa sechs
Millionen Euro Wahlkampfrückerstattungskosten, die ihnen laut spanischer
Verfassung zustehen.
Anfang Juli wurde nun ein Strafverfahren gegen 68 Angeklagte wegen Mitgliedschaft
in oder Zusammenarbeit mit einer terroristischen Vereinigung eröffnet.
Unter den Beschuldigten befinden sich auch mehrere Mitglieder von Batasuna,
von denen einige schon Anfang Mai dieses Jahres bei einer groß angelegten
Polizeirazzia gegen die Herriko Tabernas, kollektive, linke politische Kneipen,
denen die Verbindung zu Batasuna nachgewiesen werden soll, festgenommen
wurden. Die Polizeiaktion und die Festnahmen wurden damit begründet,
dass die Herriko Tabernas angeblich für die Eta Geld waschen, Nachwuchs
rekrutieren und somit zum weit verzweigten Netzwerk, das von der spanischen
Justiz konstruiert wird, zählen. Zu den Angeklagten zählen aber
auch Personen, die bereits in Haft sitzen und bei einer der drei großen
Polizeirazzien seit 1998 festgenommen wurden. Unter ihnen sind auch ehemalige
Batasuna-Abgeordnete des baskischen Regionalparlaments.
Nach jahrelangen Ermittlungen kommt Garzon nun zu dem Schluss, dass
die Kommandos im Untergrund einen sehr kleinen Teil der Eta darstellen.
Vielmehr sei diese eine weit verzweigte Struktur, der der MLNV (Nationale
Baskische Befreiungsbewegung), die internationalistische Gruppe Xaki, die
bereits verbotene Zeitung "Egin", die baskische Jugendorganisation Segi
und auch baskische Sprachschulen angehören. Wer oder was also nicht?
Gemäß der mittlerweile festgelegten Definition des spanischen
Staates bezüglich des Terminus "Terrorismus" kann dieser Liste nun
alles hinzugefügt werden, was den spanischen Herrschenden nicht in
den Kram passt.
Nachdem Batasuna angekündigt hatte, die geforderte Summe auf keinen
Fall zu zahlen, ist das Gesamtvermögen der Partei nun beschlagnahmt
worden. Damit ist nicht nur Batasuna handlungsunfähig, sondern auch
andere soziale oder alternative Projekte sind ebenfalls mitbetroffen, die
finanziell unterstützt wurden. Nachdem am 5. August 2002 im spanischen
Küstenort Santa Pola eine Autobombe vor den Türen einer Kaserne
der Guardía Civil explodierte, hat Aznar als Reaktion darauf angekündigt,
das Verbotsverfahren gegen Batasuna einzuleiten. Es ist eine Frage der Zeit,
bis die neuen Gesetze auch gegen andere politische Oppositionelle und linke
spanische Parteien angewendet werden. Es ist ebenfalls eine Frage der Zeit,
bis ähnliche Gesetze europaweit gegen linke Opposition angewendet werden.
Und es bleibt ganz sicher nicht mehr viel Zeit, wenn die europäische
Linke, insbesondere auch die deutsche Linke, weiterhin zur Verschärfung
der Repression schweigt, die Hände in den Schoß legt und hilflos
zusieht.
|
Adressen
der Gefangenen:
im spanischen Staat:
María
Jesús
Romero Vega
Prisión de Avila
C.P. Brieva1
05194 Avila
Olga Oliveira
Alonso
Prisión de Avila
C.P. Brieva1
05194 Avila
Jesús Cela Seoane
Prisión de Badajoz
06071 Badajoz
Francisco Javier
Ros Díaz
Prisión de Herrera
de la Mancha
13200 Manzanares
Ciudad Real
Francisco Cela
Seoane
Prisión de Herrera
de la Mancha
13200 Manzanares
Ciudad Real
Guillermo Vázquez
Bautista
Prisión de Herrera
de la Mancha
13200 Manzanares
Ciudad Real
Joaquín Calero
Arcones
Prisión de Herrera
de la Mancha
13200 Manzanares
Ciudad Real
Luis Cabeza Matoe
Prisión de Herrera
de la Mancha
13200 Manzanares
Ciudad Real
Laureano Ortega
Ortega
Prisión de Madrid II
(Meco)
28880 Alcala de
Henares
Jesús Merino
del Viejo
Prisión de Madrid II
(Meco)
28880 Alcala de
Henares
José Ortín Martínez
Prisión de
Madrid III
(Valdemoro)
28340 Valdemoro
Concepción González
Rodríguez
Prisión de
Fontcalent
03071 Alicante
Teresa González
Rodríguez
Prisión de
Fontcalent
03071 Alicante
Javier Calcerrada
Fornieles
Prisión de Ocana
45300 Ocana
-
Toledo
Enrique Cuadra
Etxeandia
Prisión de Sevilla 2
41071 Sevilla
Jaime Simón
Quintela a
Prisión de Sevilla 2
41071 Sevilla
Manuel Carmona
Tejedor
Prisión de Topas
37799 Salamanca
Miguel Angel
Bergado Martínez
Prisión de Jaen II
23071 Jaen
Ana García Rueda
Prisión Valencia II
46225 Picasent
Encarnación León
Lara
Prisión Valencia II
46225 Picasent
Carmen Muñoz
Martínez
Prisión Madrid 5
28071 Soto
del Real
Aurora Cayetano
Navarro
Prisión Madrid 5
28071 Soto
del Real
Yolanda Fernández
Caparrós
Prisión Madrid 5
28071 Soto
del Real
María José Baños
Andujar
Prisión Madrid 5
28071 Soto
del Real
Leoncio Calcerrada
Fornieles
Prisión Madrid 5
28071
Soto del Real
in Frankreich:
Antonio Lago
Iglesias
nº 278257D-
2DIV123
Maison d'Arrêt
La Santé
75674 Paris
Cédex 14
José Antonio Peña
Quesada
nº 297707 D4D321
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
José Luis Elipe
López
nº 310642
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Fernando Silva
Sande
nº 300282- 2D223
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Rosario Llobregat
Moreno
nº 35348X
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Isabel Llaquet
Baldellou
nº 35347W
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Gemma Rodríguez
Miguel
nº 36450
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Belén López
Calderón
nº 36452
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Marcos Regueira
Fernández a
nº 311367-D1
Maison d'Arrêt
Fleury-Mérogis
91705 Fleury-
Mérogis
Manuel Pérez
Martínez
nº 893329-2/092
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
Victoria Gómez
Méndez
nº 893391C142
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
Fernando Hierro
Chomón
nº 902611-3D11
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
Joaquín Garrido
González
nº 902610 2D007
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
Marcos Martín
Ponce
nº 902635 2D091G
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
María Angeles
Ruíz Villa
nº 902671Q
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261 Frèsnes
Cédex
Josefina García
Aramburu
nº 902670P
Maison d'Arrêt
Frèsnes
94261
Frèsnes
Cédex
|
Seit Juli 2002 wurden im spanischen Staat, aber
auch in Frankreich und Italien Dutzende Genossinnen und Genossen der Internationalen
Roten Hilfe verhaftet, denen zumeist die Mitgliedschaft in der Grapo vorgeworfen
wird. Diese neue Verhaftungswelle soll den gesamten legalen Widerstand im
spanischen Staat verunsichern, der sich mit Verweis auf den 11. September
zum Motor einer verschärften Repression gegen die Linke innerhalb der
EU entwickelt hat. Wer Näheres dazu erfahren will, sei auf unsere letzte
Ausgabe verwiesen, nebenstehend veröffentlichen wir die Adressen der
spanischen politischen Gefangenen, sowohl innerhalb des spanischen Staates
als auch außerhalb.
Wer weitere Informationen zu den politischen Gefangenen
sucht oder sich ein gründlicheres Bild der spanischen Antirepressionsarbeit
machen will, kann sich per E-Mail sowohl an die Vereinigung der Angehörigen
und Freunde der Politischen Gefangenen (AFAPP) wenden als auch an
den spanischen Zweig der Internationalen Roten Hilfe (SRI):
AFAPP
e-mail: afapp@post.com
Post: a.c. 3205 - 01080 Vitoria-Gasteiz
Comités por un SRI España:
e-mail: socorrorojo@hotmail.com
Post: a.c. 15220 - 28080 Madrid
Collectif Secours Rouge:
e-mail: secoursrouge@free.fr
Post: 21, rue Voltaire 75011 Paris
Um ihre Arbeit erfolgreich fortsetzen zu können, bittet die SRI
auch um Spenden:
Kto-Nr: 30350079260791033034
bei der Caja Laboral
Die Solidarität muss organisiert
werden!
Für eine Internationale
Rote Hilfe!
Von der Internationalen Roten Hilfe/Spanien
Nach der Einrichtung eines faschistischen Regimes
in Spanien und langen Jahrzehnten von Repression sind tief verwurzelte Solidaritätsgefühle
und -verbindungen entstanden, die sich in den verschiedensten Formen ausgedrückt
haben. Nun ist es an der Zeit, diesen Strukturen einen organisierten Rahmen
zu geben, deshalb muss die Internationale Rote Hilfe wiederaufgebaut werden.
In den letzten Jahren haben sich sehr unterschiedliche Solidaritätskollektive
entwickelt, kleine Gruppen von Freunden, Nachbarn und Angehörigen
des Kriminalisierten – ein Beleg für die Zerteilung und den extremen
Lokalismus der Solidaritätsbewegung.
Wir versuchen nicht, sie zu ersetzen, sondern diese Bewegung organisiert
zu verstärken und verbreitern, so dass sie eine Kontinuität hat
und in der Lage ist, die Solidarität überallhin auszubreiten.
Diese Aufgabe ist heute unentbehrlich. Wir können uns nicht mit der
Solidaritätsbewegung genauso begnügen, wie wir sie in den letzten
Jahren gekannt haben. Wir müssen einen Schritt vorwärts gehen,
denn das erfordern die entstehenden neuen politischen Verhältnisse –die
Rückkehr der grausamsten Ausdrücke des Faschismus und des imperialistischen
Krieges. Es geht jetzt darum, das alles organisiert voranzutreiben. Deswegen
muss die Internationale Rote Hilfe (RHI) wiederaufgebaut werden.
Die RHI ist eine internationalistische Organisation, die danach strebt,
ein großes weltweites Kontaktnetz aufzubauen, das fähig ist,
der Repression, der Wiederaufrüstung, den Kriegsvorbereitungen und
den verbrecherischen Angriffen des Imperialismus gegen die wehrlosen Bevölkerungen
Widerstand zu leisten, indem wir ihnen so weit wie möglich unsere
Solidarität erklären.
Wenn wir von Organisation sprechen, sind wir uns über die eigenen
Charakteristiken bewusst, die eine Bewegung wie die unsere haben muss. Sie
darf auf keinen Fall zentralistisch und starr sein, sondern sie muss im
Gegenteil für alle offen sein, die auf die unterschiedlichste Art und
Weise ihren Teil beitragen möchten. Eine solche Bewegung muss intern
demokratisch organisiert sein, und unsere Entscheidungen müssen wir gemeinsam
in den Versammlungen treffen, zu denen wir uns entscheiden. Dort müssen
wir diskutieren und unsere Entscheidungen treffen.
Unsere Einigkeit und unsere Unabhängigkeit wird unsere Stärke
sein, insbesondere dem Staat gegenüber, (wir werden uns nicht in eine
dieser modernen NGO’s verwandeln, die von diesem subventioniert, gefüttert
und manipuliert werden). Wie die Genossen des Komitees für die RHI
in Katalonien in ihrem Programmentwurf erklären: „Unser Kampf hat einen
unnachgiebig einheitlichen Charakter; denn es handelt sich nicht so sehr
um den Zusammenschluss nach dem Motto ,je mehr Kollektive, desto besser‘,
sondern darum, den antirepressiven Kampf als eine einheitlichen Rahmen zu
begreifen, in dem sich alle sozialen Schichten, besonders die Arbeiterklasse,
in einer antifaschistischen und antiimperialistischen Perspektive treffen
sollen.“
Es ist ein anderes Charakteristikum, das uns auszeichnen muss. Wir sind
keine „humanistische“ Gruppe im Sinne der NGO’s, wir sind kämpferisch.
Unsere Solidarität ist auch politisch, denn wir verteidigen nicht
nur die Menschen, die Opfer der Repression sind, sondern auch ihren entschlossenen
Kampf. Unsere Beziehung zu den Verfolgten ist keine private (wie zu Freunden
oder Arbeitskollegen), sondern wir versuchen, das zu verteidigen, wofür
sie stehen: ihr antifaschistisches Engagement und Aktivität. Unsere
Arbeit ist die Förderung der Solidarität mit dem Widerstand, die
Organisierung des antirepressiven Kampfes, das Aufdecken des Faschismus
und des Staatterrors. Der antirepressive Kampf hat unvermeidlich einen politischen
Charakter, der im Kampf gegen den Faschismus seinen politischen Bezug finden
soll.
Den Kampf gegen die Repression und ihren politischen Inhalt in ihren
Zusammenhängen zu begreifen verlangt von uns, die prinzipiellen demokratischen
Grundsätze einzufordern, und sich darüber im Klaren zu sein, dass
wir selbst ein Bestandteil der antifaschistischen Widerstandsbewegung sind,
dass die antirepressive Bewegung ein Teil der Front des demokratischen und
revolutionären Kampfes ist.
Die Frage nach den politischen Gefangenen beschäftigt uns am stärksten.
Das drückt sich in der entsprechenden Idee aus, „den Gefangenen eine
Stimme zu verleihen“. Der/die Gefangene darf kein Objekt sein, das man benutzt,
aber nicht berücksichtigt. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen,
dass der/die revolutionäre Gefangene eine eigene Stimme bekommt und
für die Bewegung auf der Straße wie anwesend wird. Der/die Gefangene
ist Subjekt, der/die seine/ihre politische Aufgabe im Gefängnis erfüllt.
Wir dürfen sie nicht als Opfer behandeln und über ihre Lage jammern.
Natürlich ist es eines unserer hauptsächlichen Ziele, ihre Freiheit
durchzusetzen, sie den Knästen zu entreißen, aber um dies zu
erreichen, ist es wesentlich, den größtmöglichen Kontakt
zwischen „der Straße“ und den Knästen herzustellen. Der/die Gefangene
muss sich wie jede/r ander/e auch an der politischen Debatte beteiligen,
und wir müssen ihnen diese Beteiligung garantieren.
Dem Inhalt unseres politischen Kampfes entsprechend erstellen wir folgenden
minimaldemokratischen Forderungskatalog auf folgenden Gebieten:
Maßnahmen gegen den imperialistischen Krieg
Sofortige Verhinderung der kriegsvorbereitenden Maßnahmen! Raus
aus der Nato und allen anderen aggressiven militärischen Blöcken!
Verteidigung des Friedens, Entwaffnung und Freundschaft unter allen Ländern
der Welt. Solidarität mit den antiimperialistischen Kämpfen, und
Verteidigung derjenigen, die aus diesen Gründen verfolgt werden. Bestrafung
der Kriegsverbrecher! Auflösung von Europol und Abschaffung der europäischen
polizeilichen und juristischen Strukturen.
Antirepressive Maßnahmen
Amnestie für alle politischen Gefangenen und großzügige
Begnadigung für Gefangene aus sozialen Gründen. Abschaffung der
FIES und der Isolationshaft. Abschaffung der bürgerlichen Sicherheitsgesetze,
der Überwachung und anderer Spezialgesetze; Auflösung der Audencia
Nacional (zentralisiertes Gericht, vergleichbar dem BGH), der Militärtribunale
und der Unterdrückungsapparate, sowie Bestrafung der Folterer und der
Beteiligten am „schmutzigen Krieg“. Verbot aller faschistischen und rassistischen
Organisationen und ihrer Presse.
Demokratische Rechte
Selbstbestimmungsrecht aller unterdrückten Nationen. Freiheit des
Ausdrucks, der Versammlung, der Vereinigung, der Demonstration ohne vorherige
Erlaubnis. Asylrecht für alle verfolgten Kämpfer gegen den Kapitalismus
und den Imperialismus. Alle Bürgerrechte für migrantische Arbeiter.
Soziale Rechte
Abschaffung der Arbeitslosigkeit, Verbot prekärer Arbeitsverhältnisse,
Reduzierung der täglichen Arbeitszeit. Gleichstellung der arbeitenden
Frau. Lohnersatzleistungen für alle Arbeitslosen. Würdiger und
preiswerter Wohnraum. Das Recht auf Besetzung verlassenen Wohnraums und verlassener
Ländereien. Kostenfreie Versammlungsräume für die Jugend.
Kostenfreie und demokratische Bildung für alle, Abschaffung des LOU.
Abschaffung der kirchlichen und privaten Ausbildung. Trennung von Kirche
und Staat. Religiöse Vereinigungen dürfen nicht subventioniert werden.
Freiheit des Glaubens und seiner Ausübung ohne jegliche Diskriminierung.
Nieder mit der faschistischen Repression! Es lebe die proletarische
Solidarität!
Bestrafung der Folterer! Freiheit für die politischen Gefangenen!
Vereinig dich mit der Rote Hilfe International!
|
|
|
|
Freiheit für Gabriele Kanze
Von Rosaría Méndez
Die Deutsche wurde am 14. März dieses Jahres
bei dem Versuch, in die Schweiz einzureisen, verhaftet. Gegen sie liegt
ein internationaler Haftbefehl wegen Unterstützung des damaligen Eta-Kommandos
Barcelona vor. Der konkrete Vorwurf lautet, dass Gabriele eine Wohnung
gemietet haben soll, die von Mitgliedern des Kommandos genutzt wurde. Die
Hinweise auf die Wohnung wurden nach der Verhaftung eines mutmaßlichen
Mitglieds des Kommandos unter Folter erpresst. Nach einem internationalen
Abkommen sind Anklagen, die unter Folter zu Stande kommen, unrechtmäßig.
Zurzeit sitzt Gabriele als einzige Frau unter Männern im Knast von
Flums in der Schweiz. Gegen sie liegt ein Auslieferungsersuchen des spanischen
Staates vor. Die Schweiz hat sich nach Wochen nun entschieden, dem Auslieferungsersuchen
des spanischen Staates nachzugeben und Gabriele Kanze dessen Repressionsmühlen
auszuliefern. Damit ist die erste Instanz der Schweizer Gerichte verloren,
und das Auslieferungsverfahren geht in die nächste Instanz. Besonders
Angeklagte oder Gefangene, denen eine Verbindung zur Eta vorgeworfen wird,
ob dafür Beweise vorliegen oder nicht ist hierbei unwichtig, sind
derzeit der Gefahr von Folter und Misshandlungen ausgesetzt. Der spanische
Staat gibt sich nicht einmal die Mühe, dies zu vertuschen. Letztendlich
hat er dies auch gar nicht nötig, da im Windschatten des 11. September
mittlerweile europaweit Repression und Angriffe gegen die oppositionelle
Linke unter dem Deckmantel des „Kampfes gegen den Terrorismus“ stattfinden.
Die Auslieferung von Gabriele Kanze muss verhindert werden, um sie zu schützen
und um zu verhindern, dass sich solch eine Auslieferungspraxis in Europa
etabliert. Mittlerweile haben sich einige Solikomitees gebildet, die versuchen,
den Fall öffentlich zu machen. In Berlin wurde zudem in der von Räumung
bedrohten „Kadterschmiede“ eine Veranstaltung mit anschließender Party
gemacht, bei der zumindest einige Hundert Euro für die Solidaritätsarbeit
übrig blieben. Wer spenden möchte, kann auf das Konto der Roten
Hilfe unter dem Stichwort „Gabriele Kanze“ gern einen Betrag überweisen.
|