Im
Zuge des sich anbahnenden Stellungskrieges erkannte die Oberste
Heeres- leitung im Herbst 1914 die Notwendigkeit, Bunkeranlagen
und Verkehrsknoten- punkte im Hinterland des Feindes mit
weitreichenden schwersten Flachfeuer- geschützen unter Beschuß
nehmen zu müssen.
Zur
Lösung dieser Aufgabe bot die Firma Krupp die für die Großlinienschiffe
der Bayern/Baden-Klasse entwickelten und schon vor dem Krieg
fertiggestellten gewaltigen 38-cm-Reserverohre L/45 an: Bei
einem Schwenkwinkel von 144 Grad, einer Erhöhung von 52 Grad
und der Verwendung der neuen Haubengeschosse
erreichten diese
Kanonen eine Schußweite von fast 39 km. Das Kaliber betrug 381
mm, die Rohrlänge L/45, das Gefechtsgewicht 270 Tonnen, das
Geschoßgewicht 1.030 kg. Die erreichbare Feuergeschwindigkeit
ist nicht bekannt. Im
Oktober 1914 konstruierte Krupp für den speziellen Einsatz vor
Verdun 38-cm-Schrapnells mit
3.760 Stahlkugeln. Für die
erforderliche Zündverzögerung wurde ein neuer mechanischer
Zeitzünder entwickelt.
Eine
große Anzahl von Armierungssoldaten war
notwendig, um in
wochenlangen
Ausschachtungsarbeiten die Bettungsgrube an der
Sorel-Ferme
auszuheben.
Nach Fertigstellung der
Grube
erfolgte der Betonbettungsbau und der Bau der
Krangleise, der Unterstände und der Munitionsräume. Die
anschließende
Aufstellung des schweren Geschützes
dauerte noch einmal acht Wochen. 38 Eisenbahnwagen
waren für den Transport der Waffe notwendig.
Eine
weitere 38-cm-Geschützstellung war direkt an der
heutigen D 105 geplant, vier Kilometer westlich
auf gleicher Höhe mit der Geschützstellung nahe
der Sorel-Ferme. Zwei Stellungen, nordöstlich von
Gremilly, blieben ebenfalls im Planungsstadium
stecken.
Sämtliche
Geschützstellungen waren untereinander mit
Zufahrtsgleisen und Munitionsdepots verbunden: Von
Longuyon zog sich das Gleis über die Handeville-Ferme zur
38-cm-Geschützstellung im
Bois de Warphemont und nach Duzey. Von Duzey nach
Süden mit der Weiche nach Spincourt und dem
Munitionsdepot nördlich von Muzerey nach Billy.
Von Billy durch den Bois de Hingry zur Sorel-Ferme
mit einer Abzweigung nördlich an Loison vorbei
nach Spincourt mit der Weiche zur Stellung im Bois
de Watlemont.
Während
des Krieges war im Februar 1915 eine der beiden Bettungen an der
Sorel-Ferme und die Stellung im
Bois de Watlemont
schußbereit; im
September dann auch die Stellung im
Bois de Warphemont.
Ende
des 1. Weltkrieges befanden sich 38-cm-Geschütze
bei folgenden Einheiten:
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2
Geschütze beim 2. Königlichen Sächsischen Fuß-Art.-Regiment
Nr. 15 (Batterie Nr. 1015) |
2 Geschütze beim
Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 24 (Batterie Nr. 717) |
4 Geschütze beim Fuß-Artillerie-Regiment
Nr. 25 (Batterien Nr. 684 und 1024) |
2
Geschütze beim Schleswig-Holsteinischen Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 9
(Batterie Nr. 790) |
2 Geschütze beim Westfälischen
Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 7 (Batterie Nr. 1001) |
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Die
erste Stellung an der Sorel-Ferme und die Stellung
im Bois de Watlemont wurden aber im August 1915
wieder demontiert. Im
Februar 1916, zu Beginn
der Schlacht um Verdun,
war die zweite Stellung an der
Sorel-Ferme und die
Stellung im Bois de Watlemont schußbereit.
Noch
während des Krieges baute man im Juli 1918 die
Kanone im Bois de Watlemont ab. Letztlich aber hatten sich die
38-cm-Geschütze bewährt. Nach
dem Weltkrieg wurden die Geschütze verschrottet
bzw. den Alliierten übergeben.
Die Reste der
Ende 1914 vor Verdun zuerst erbauten 38-cm-Geschützstellung
liegen nahe
der Sorel-Ferme, damals nur sechs Kilometer hinter der
Front. Die zweite Bettungsgrube liegt weiter nördlich.
Im Memorial Fleury existiert ein
Modell der an der Sorel-Ferme und im Watlemont eingesetzten Geschütze.
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