Der Große Fluß
Der Große Fluß
"Väterchen" sagen die Flußschiffer, wenn sie von "ihrem" Großen Fluß reden.
Doch auch die Bauern und Viehhirten achten und ehren den großen Strom, der
ihre Felder wässert, aber ebensogut im nächsten Frühjar mit sich reißen kann.
Jahr für Jahr tritt der Fluß über die Ufer, und nie ist gewiß, ob er in sein
altes Bett zurückfinden wird, oder sich einen neuen Weg zum Meer bahnen will.
Dieses Problem trifft in Draustein nur wenige. Die steilen Felswände schnüren
das Flußtal ein wie ein Mieder, einzig bei Wietaun muß man jedes Hochwasser
mit gewisser Sorge beobachten. Stromabwärts im Weidenauischen dagegen,
hat man seine liebe Müh mit dem launischen Alten.
So tief liegt das Bett des Flusses unterhalb der Grate links und rechts, daß
es nicht möglich ist, entlang des Flusses zu treideln: kein Pfad fände in
dem schmalen Tal noch Platz. Außerdem ist zwischen Schilteck und Wietaun
jegliches Anlegen für größere Barken unmöglich.
Bei Schilteck sind die Hänge noch flach, darum
findet man hier auch eine brauchbare Anlegestelle sowie Gasthäuser für die
Reisenden. Bald aber werden die Hänge steil und schon sieht der Reisende
die mächtigen Zwillingstürme von Burg Falkraun aufragen, die die Wehr des
Flecken Thunderbach ist.
Nur etwa zehn Meilen flußaufwärts, noch immer hoch überhalb des Wassers
erkennt man eine weitere trutzige Feste. Burg Draustein ist's, wo seit
alters her das stolze Geschlecht der Barone Stepahan Wacht über den Flusse
und die kleine Stadt Draustein hält.
Erst nach weiteren fünfzehn Meilen treten die hohen Wände auseinander,
zwar sind sie immer noch steil, doch bieten sie nun genug freien Raum zwischen
sich, daß der Fluß sich hier in wild geschwungenen Biegungen ergehen kann,
und es scheint den alten Flußvater zu erfreuen, so manches Jahr für ein
wenig Abwechslung zu sorgen. Das Land, das der Fluß preisgibt trägt meist
große Herden Schafe und Kühe der Bürger von Wietaun. Hier gibt es nun
endlich wieder eine Anlegestelle und Durchreisende sind in den Gaststätten
und Tavernen allezeit gern gesehen.
Nach weiteren zehn Meilen erspäht der Reisende dann Burg Crumold an der
Rodaschmündung gelegen, die ihm anzeigt, daß er nun bereits das Drausteiner
Land hinter sich gelassen hat.
"Von den Bingen der Zwerge, an den Festen des Abagunds vorbei, bis in die
neblige Muhrsape oder die versunkene Unterstadt Havenas fließt der alte
Strom, den sie mit wenig Fantasie aber viel Ehrfurcht den Großen Fluß nennen,
an so manchem Geheimnis vorbei. Der Flußvater kennt sie alle."
Salandrion Farnion Finkenfarn: "Geliebte Fee". 76 v.Hal
(Homepage -
Draustein-Startseite -
Geographie -
Wetter -
Familien -
Geschichten -
Neuigkeitem)