Zu dieser Ausgabe
Nun ist es also vollbracht: Zwar einen Monat später als angedacht, haltet
Ihr nun wieder eine Ausgabe der Initial in den Händen, mittlerweile
schon die Nummer 6. In dieser Nummer ist der Aktuellen-Teil etwas kurz geraten,
was jedoch weniger an nicht stattgefundenen Mobilisierungen der radikalen
Linken als vielmehr der Tatsache geschuldet ist, dass ein erheblicher Teil
der Aktivitäten in diesem Frühjahr eindeutig gegen den Krieg gerichtet
war. Dies zeigt sich auch in dem recht umfangreichen Teil zum Krieg in dieser
Ausgabe. Selbst bei Teilen der sog. Antideutschen scheint mittlerweile ein
Prozess des Reflektierens eingesetzt zu haben, denn immerhin haben nun doch
einige Probleme, den bellizistischen Kurs à la “Bahamas” zu folgen.
Um dies zu dokumentieren, haben wir einen Beitrag von Autonomen Antideutschen
abgedruckt. Ein weiterer Hinweis für diesen Prozess mag auch die Spaltung
der AAB sein.
Die Absage der Kriegsbefürwortung durch zumindest eine Fraktion der
AAB ermöglichte es immerhin, in Berlin eine gemeinsame Revolutionäre
1. Mai-Demonstration durchzuführen, an der an die 10 000 Menschen teilnahmen.
Leider hat in Berlin dieser Umdenkungsprozess noch nicht so weit gegriffen,
weshalb den Krieg befürwortende Kräfte am 1. Mai dann doch noch
eine eigene Demo machten, inklusive US- und andere Fahnen kriegerischer Staaten.
Positiv zu bemerken ist sicherlich, dass es neben den schon fast traditionellen
1. Mai-Demonstrationen in Wuppertal, Nürnberg, Dessau und Berlin nun
auch mindestens in Hamburg, Oldenburg, Düsseldorf, Augsburg, München
und Merseburg eigene Demos oder Blöcke gab. Wir hoffen mit dem Schwerpunkt
dieser Ausgabe, einiges Inhaltliches für die nächsten Demonstrationen
beisteuern zu können.
An Aktuellem haben wir uns jedenfalls entschlossen, zum einen einen Beitrag
zur Kampagne gegen die Deportierungen durch die Lufthansa und eine Nachbetrachtung
der diesjährigen Anti-Opernball-Demo in die Ausgabe zu nehmen. Letztere,
weil für die Anti-Opernball-Demo auch in Deutschland mobilisiert wird,
sonst wär der Beitrag nämlich im Internationalen-Teil.
Gefreut hat uns, dass Monika Berberich es dann doch noch geschafft hat, uns
ihre Antworten zu schicken, so dass wir das Interview mit ihr als Fortsetzung
des Schwerpunktes der letzten Ausgabe in dieser Nummer abdrucken. Dieser
Schwerpunkt-Teil hat zu manchen Fragen und Anmerkungen geführt, für
die wir uns bedanken. Vor allem nach Hamburg senden wir daher schöne
Grüße. Einige Fragen wollen wir an dieser Stelle aber noch beantworten.
Als Erstes ist dabei zu sagen, dass - auch auf die Gefahr hin, dass nun einige
anfangen, ganz laut zu lachen - wir den Anspruch haben, Journalismus zu machen,
das heißt eine Berichterstattung, die das Geschehen aufgreift und auch
unabhängig von den Akteuren wiedergibt. Dies ist natürlich nur
ein Anspruch, die Wirklichkeit sieht auch bei uns oft anders aus. Vor allem
sind es die Verhältnisse, die eine unabhängige Berichterstattung
kaum zulassen. Das blutigste Beispiel der letzten Zeit ist dabei sicherlich
der Beschuss des Hotels “Palestine” durch die US-Armee während der Einnahme
von Bagdad. Die andere Seite ist die Hofberichterstattung eines Guido Schmitdke
auf N24.
Allerdings haben wir uns mit unserem letzten Schwerpunkt auch etwas verrannt,
und zwar grade in Hinblick auf die Struktur, in dem wir Geschichte und Gegenwart
zu einem Teil zusammenfassten. Wir wollten damit eine Kontinuität aufzeigen,
dass es immer auch Gruppen gibt, die sich die Freiheit nehmen, sich unabhängig
von jeglicher Kontrolle authentisch zu organisieren.
Ein Fehler, der viele Journalisten betrifft, war allerdings die Fokussierung
auf den bewaffneten Kampf, wie sie im Vorspann zu dem Text der MG auch uns
passiert ist. Hier hat sich das “Spektakuläre” über die eigentliche
Wirklichkeit in unserer Vorstellung gestülpt und uns zu dieser Einengung
veranlasst. Wir hoffen, dass wir in Zukunft die Wirklichkeit genauer
beschreiben.
Die Redaktion