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Pünktlich um 15.30 fahren wir mit unserem
Luxusbus der Reisegesellschaft Safari von Denpasar
los, kommen erst langsam wegen des starken
Feierabendverkehr voran. Es geht immer an der
Südküste entlang bis nach Gilimanuk, dem
Fährhafen im Westen.
Unterwegs werden Video CDs gezeigt, die meisten
Dahrgäste schlafen und kümmern sich nicht
um den Verkehr und um die riskanten
Überholmanöver. Auch ich halte sie jetzt
schon fast für normal, trotz des starken
Gegenverkehr. Nach unserer Autotour habe ich mich
anscheinend schon daran gewöhnt.
Im Fährhafen angekommen, steigen gleich die
ersten Verkäufer ein und bieten Getränke,
Erdnüsse, kleine Reisgerichte in braunem
Papier oder Tofustücke in kleinen
Plastiktüten an. Wir decken uns mit Reis und
Tofu ein, alles gut verpackt in Papier und
Bananenblätter. Ständig steigen auch
junge Burschen in den Bus singen zur Begleitung
einer Gitarre etwas vor und wollen dann dafür
natürlich etwas Geld haben.
Solange wir in der Wartespur stehen, ist es ein
ständiges Kommen und Gehen. Außerdem
gibt es auf dem großen Parkplatz
natürlich überall noch größere
und kleinere Verkaufstände mit Getränken,
Snacks und kleinen Gerichten. An einem erstehen wir
wir 2 Dosen Bier.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und trotz
der vier Schiffsanleger dauert es recht lange, bis
wir auf eine der vielen Fähren fahren
können. Die meisten Busse lassen wegen der
Klimaanlage die Motoren laufen und verpesteten den
offenen Laderaum.
Wir müssen für die Überfahrt den
Bus verlassen und sehen erst jetzt wie alt und
klapprig diese Fähre ist. Überall Rost,
die WC-Anlagen kann man eigentlich nicht betreten,
ein typisch indonesischer Seelenverkäufer. Wir
verbringen die meiste Zeit an Oberdeck und
betrachten die neben uns fahrenden Schiffe.
Da dies die Hauptverbindung zwischen den Inseln
ist, herrscht auch ein dementsprechendes hohes
Verkehrsaufkommen. So müssen wir etliche
Runden vor dem Anleger auf Java drehen, bis endlich
einer frei wird. Mittlerweile sitzen wir jedoch
schon wieder im gut gekühlten Bus.
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Kaum sind wir aus dem Bauch der Fähre
entlassen, geht es weiter, im gleichen Tempo. Wegen
der Dunkelheit und den nicht beleuchteten
Straßen kann man kaum etwas sehen. Nur beim
Überholen sehe ich, daß auf diesen
schmalen Straßen unbeleuchtete Becak's, das
sind Fahrradrikschas und Fahrräder
herumfahren. Auch Fußgänger laufen auf
der Straße herum, ohne sich groß um den
vorbeidonnernden Verkehr zu kümmern.
Im Bus schlafen jetzt die meisten Passagiere,
Sabine hat auch die Augen zugemacht. Ich bin
hellwach, ich sitze am Gang und kann beobachten wie
der Fahrer in allen unmöglichen Situationen
überholt.
Eine lange Schlange dicht hintereinander
fahrender, schwer beladenen LKW's, die sich langsam
unter Ausstoß schwarzen, fettigen Rauches die
Straße entlang quälen? Lichthupe an,
Blinker rechts und mit schriller Hupe gehts an
ihnen vorbei. Kommt dann jemand von vorne, wird
heftig abgebremst, man zieht scharf nach links und
drückt sich irgendwie zwischen die LKWs.
Manchmal geht das nur gut, weil der
Entgegenkommer und Überholter auch in die
Bremsen steigen und eventuell sogar anhalten oder
nach links auf den Seitenstreifen ausweichen. Der
dann hoffentlich auch befestigt ist. Auf manchen
4-spurigen Straßen überholt der Fahrer
auch mal auf der linken Seite, wenn die vor ihm
Fahrenden auf der rechten Spur fahren und nicht
rüberfahren wollen. Auf die Gefahr hin,
daß jetzt hier gerade ein
Fußgänger, Becak oder ein Fahrrad
auftaucht.
Natürlich kommen uns auch viele
Expressbusse entgegen, die einen ähnlichen
Fahrstil haben. Mit der Zeit merke ich jedoch,
daß die Fahrer sich bei ihren
Überholmanövern über verschiedene
Lichtzeichen miteinander verständigen.
Immer wieder versuche ich die Augen zu zumachen,
aber es klappt nicht. Bin ich gerade kurz vorm
Einschlafen, merke ich schon an der Busbewegung,
daß ein Überholmanöver bevorsteht,
heult dann dazu noch die schrille Hupe, weiß
ich, es könnte wieder mal eng werden und somit
ist es mit dem Schlaf vorbei. Ich sage mir zwar
ständig, dies machen sie ja nicht zum ersten
Mal und sie wollen ja auch heil ankommen, aber es
hilft mir nichts.
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Gegen 23.00 Uhr halten wir auf einer Art
Raststelle und bekommen für unseren Gutschein,
der beim Ticket dabei war, etwas zu essen. Auch
wechseln hier die Fahrer und nach einer Pause geht
es dann mit einem etwas anderen Fahrstil weiter
durch die dunkle Nacht. Im zügigen Tempo
durchfahren wir kleinere Städte und
Dörfer, dies ist ja schließlich ein
Expreßbus. Ich sehe trotz der
fortgeschrittenen Zeit viele Menschen auf und neben
der Straße.
Den anderen Passagieren scheint die Fahrweise
nichts auszumachen, für mich ist es fast die
Hölle. Ich zähle die Minuten, um endlich
diesem Bus entsteigen zu können. Bei jedem
Überholmanöver in der schwarzen Nacht
sterbe ich tausend Tode. Allmählich
dämmert es aber doch und es wird langsam hell.
Sofort ist die mir schon verloren gegangen
geglaubte Vertrautheit des indonesischen Verkehrs
wieder da. Es lag wohl alles nur daran, daß
ich nicht genau sehen konnte und mir der
Überblick fehlte.
Unbeschadet kommen wir in Yogyakarta an. Ich
fühle mich total gerädert und habe die
ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bin froh,
daß diese schreckliche Nacht endlich hinter
mir liegt.
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