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(arabisch: Unterwerfung, Hingabe),
die jüngste der großen Weltreligionen, von Hz. Mohammed
(sav.) gestiftet. Das arabische Wort Islam" bezeichnet die unbedingte Ergebung
in den Willen des einen Gottes Allah(c.c.). Die Anhänger des
Islam nennen sich selbst Muslime. Die Bezeichnung Mohammedaner wird von
Muslimen abgelehnt, da diese einen Personenkult um Hz. Mohammed (sav.) impliziert, der
nicht der Lehre des Islam entspricht.
Gegenwärtig wird die Zahl der Anhänger des Islam auf insgesamt etwa 935 Millionen
Menschen geschätzt. Zu den Ländern der islamischen Weltgemeinschaft gehören die
arabischen Staaten in Nordafrika und im Nahen Osten, die Türkei
und Teile der früheren UdSSR in Zentralasien (Turkvölker), der Iran, Afghanistan,
Pakistan, Indien und Bangladesh, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Teile Chinas. In
Europa ist der Islam die zweitgrößte Religion nach dem Christentum.
Islamische Lehre
Die beiden grundlegenden Quellen der islamischen Glaubenslehre und
Religionsausübung sind der Koran und die Sunna.
Der Koran
Wir,die Muslime, verstehen den Koran als das Wort Gottes, wie es Hz.
Mohammed (sav.) durch den Erzengel Gabriel(Cebrail) übermittelt
wurde. Wir glauben, dass Gott selbst, und nicht Hz. Mohammed(sav.), der Autor des Korans
ist, welcher deshalb unfehlbar ist. Diese Schrift stellt die Sammlung der Worte dar, die
Hz. Mohammed (sav.) während der rund 22 Jahre seines Wirkens als Prophet
zwischen 610 und 632 geoffenbart wurden. Sie besteht aus 114 Suren
(Kapitel) von unterschiedlicher Länge, dessen kürzeste nur drei kurze Verse umfasst, die
längste 306 Verse. Islamische wie nichtislamische Gelehrte stimmen darin
überein, dass der Text des
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Die Sunna
Die zweite Hauptquelle des Islam, die Sunna
(arabisch: Gewohnheit), auch als der vorbildliche Weg des Propheten bezeichnet, ist im Hadith (arabisch:
Überlieferung), einer Textsammlung aus dem 9. Jahrhundert
enthalten. Diese umfasst die Aufzeichnungen über Denken, Handeln und Leben des Propheten.
Der Hadith wird im Unterschied zum Koran nicht für unfehlbar gehalten und
ist diesem gegenüber von nachrangiger Bedeutung, wird aber von den meisten Muslimen als
grundlegend für Glaube und Handeln angesehen.
Allah (der Gott)
Der Islam ist streng monotheistisch. Er vertritt
ebenso wie Judentum und Christentum den Glauben an den einen allmächtigen Gott. Die Welt
stellt ein wohlgeordnetes, harmonisches Ganzes dar, in dem alles seinen Platz und seine
Ordnung hat.
Gegenüber der Welt und speziell gegenüber der Menschheit nimmt Gott vier
fundamentale Aufgaben wahr: Schaffen, Versorgen, Führen und Richten. Die Aufgabe der
Menschheit ist der Dienst an Gott" sowie der Aufbau einer Gesellschaftsordnung,
in der ethische Prinzipien verwirklicht sind.
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Ethik
Dem Koran zufolge ist die Verbesserung der Welt" das Ideal
aller menschlichen Anstrengungen. Dieser betont, dass die Menschen ihre Kleinlichkeit
überwinden und großzügig sein sollen. Dadurch werden sie die Tugend entwickeln, die als
Taqwa bezeichnet wird. Mit Hilfe dieser Eigenschaft können die Menschen das Gute
vom Bösen unterscheiden und vor allem ihre eigenen Handlungen richtig bewerten und die
Selbsttäuschung vermeiden. Der wahre Wert der Taten einer Person kann nur durch Taqwa
beurteilt werden; das Ziel des Einzelnen sollte der höchste Nutzen für die Menschheit
sein, nicht die unmittelbaren Freuden oder Wünsche des Selbst.
Propheten
Nach islamischer Auffassung schickte Allah aufgrund der moralischen
Schwäche der Menschen Propheten, um den Völkern sowie den Einzelnen das moralisch und
sprituell richtige Verhalten zu lehren. Mit diesem Akt göttlicher Führung sei
neben Schöpfung und Versorgung Gottes Gnade vollendet. Obwohl Gut und Böse ins
Herz des Menschen eingeschrieben seien, hätten die Unfähigkeit oder die Weigerung vieler
Menschen, diese Inschrift zu lesen, die Führung durch Propheten erforderlich gemacht.
Nach dem Islam war Hz. Adam (sav.) der erste Prophet (dem
Gott, nachdem er ihn aus dem Garten Eden vertrieb, seinen Sündenfall vergab
deshalb akzeptiert der Islam die Lehre von der Erbsünde nicht). Die Botschaften aller Propheten stammen danach aus derselben
göttlichen Quelle, die im Koran als wohlverwahrte Tafel", das verborgene
Buch" und die Mutter aller göttlichen Bücher" bezeichnet wird. Nach
dieser Auffassung sind im Grunde alle Religionen ein und dieselbe, auch wenn sich ihre
institutionalisierten Formen unterscheiden. Die Propheten sind eine untrennbare Einheit.
Sie sind menschlicher Natur, haben nicht an der Göttlichkeit teil, sondern sind die
vollkommensten Vorbilder für die Menschheit. Da einige Propheten den anderen überlegen
sind, speziell bezüglich ihrer Standhaftigkeit gegenüber Versuchungen, bezeichnet der
Koran Hz. Mohammed (sav.) als Siegel aller Propheten". Deshalb glauben die
Anhänger des Islam, dass das Prophetentum mit Hz. Mohammed (sav.) vollendet und beendet
und dass der Koran die letztgültige und vollkommene Offenbarung Gottes ist, die alle
früheren Offenbarungen vollendet und aufhebt.
Der Tag des Jüngsten Gerichts
Die göttlichen Handlungen Schöpfen, Versorgen und Führen enden mit dem
abschließenden Akt des Richtens. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden alle Menschen
zusammengerufen und jeder einzelne nach seinen Taten gerichtet, wobei die
Geretteten" ins Paradies eingehen, während die Verdammten" in die
Hölle absteigen. Dabei wird Gott als gnädiger Richter gesehen, der denjenigen vergibt,
die Vergebung verdienen. Daneben kennt der Koran eine weitere Form des göttlichen
Gerichts, das im Verlauf der Geschichte über Nationen, Völker und Gemeinschaften
gehalten wird.
Glaubenspraxis und Institutionen
Die als fünf
Säulen des Islam" bekannten Pflichten werden im
Islam als grundlegend und zentral im Leben der islamischen Gemeinschaft betrachtet.
Glaubensbekenntnis
Entsprechend der uneingeschränkt monotheistischen Auffassung des Islam
ist die erste Pflicht das Glaubensbekenntnis (shahada): Ich bezeuge, dass es
keinen Gott gibt außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet." Jeder darf sich als
Muslim oder Muslimin betrachten, der bzw. die das Glaubenszeugnis bewusst und aufrichtig
vor einer festgelegten Anzahl von Zeugen ausspricht.
Gebet
Die zweite Pflicht besteht in fünf täglichen Gebeten. Das erste Gebet
wird vor Sonnenaufgang, das zweite am sehr frühen Nachmittag, das dritte am späten
Nachmittag, das vierte unmittelbar nach Sonnenuntergang und das fünfte vor der Nachtruhe
bzw. vor Mitternacht verrichtet. Zum Gebet richten sich die Muslime in Richtung der Kaaba in Mekka aus. Eine einzelne Gebetseinheit besteht aus
einer stehenden Stellung, einer Verbeugung und zwei Prostrationen (Niederstrecken und
Berühren des Bodens mit der Stirn) und schließlich einer sitzenden Position. Dabei
werden vorgeschriebene Gebete und Koranstellen rezitiert.
Alle fünf Gebete im Islam sind gemeinschaftlich und in einer Moschee zu
verrichten, können jedoch auch einzeln verrichtet werden, wenn jemand aus bestimmten
Gründen nicht in der Gemeinde anwesend sein kann. Individuelle Andachtsgebete sind nicht
vorgeschrieben, jedoch wird den Muslimen nahe gelegt, sie nach Mitternacht zu verrichten.
Diese heißen Tahajjud (Nachtgebet). Im Nahen Osten und in Indonesien nehmen Frauen
an den Gemeinschaftsgebeten teil, wobei sie in einem eigenen Raum oder Saal beten. Auf dem
Indischen Subkontinent beten die muslimischen Frauen ausschließlich im Haus. Vor dem
Gebet nimmt der Muslim rituelle Waschungen vor.
Vor jedem Gemeinschaftsgebet ruft der Muezzin (von azan: Ruf
zum Gebet") das Gebet von einem Minarett der Moschee öffentlich aus. Neuerdings wird
der Ruf über Lautsprecher verstärkt, so dass man ihn auch in größerer Entfernung noch
hören kann.
Am Freitagnachmittag findet ein spezielles Gemeinschaftsgebet in der
Moschee statt. Vorher predigt der Imam, auch Khatib genannt, von der Kanzel. An den
beiden religiösen Festtagen mit dem Namen Id (der Tag unmittelbar nach dem Ende
des Fastenmonats Ramadan und der Tag nach der Pilgerreise nach Mekka) werden am Morgen
spezielle Gebete verrichtet, denen eine Ansprache folgt. Diese Gebete finden nicht in der
Moschee, sondern auf einem Platz außerhalb statt.
Almosen
Die dritte Hauptpflicht eines Muslims ist Zakat. Dies war
ursprünglich die Steuer, die Mohammed (und später die muslimischen Staaten) von den
reichen Mitgliedern der Gemeinschaft erhoben hatte, um den Armen zu helfen. Darüber
hinaus soll die Zakat für die Mission sowie für den Jihad verwendet werden. Nur wenn diese
Abgabe bezahlt ist, gilt der übrige Besitz eines Muslims als rein und legitim.
Fasten
Die vierte Pflicht besteht im Fasten während des Ramadan im neunten
Monat des islamischen (Mond-)Kalenders. Während des Fastenmonats enthält sich der
erwachsene und gesunde Muslim von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang der Nahrung,
Getränke, Genussmittel wie z. B. Rauchen sowie des
Geschlechtsverkehrs. Wer es sich leisten kann, muss darüber hinaus auch noch mindestens
eine arme Person ernähren.
Wallfahrt
Die fünfte Pflicht ist die Wallfahrt zur Kaaba in Mekka. Alle erwachsenen
Muslime, die körperlich und wirtschaftlich dazu in der Lage sind, müssen diese Wallfahrt
mindestens einmal im Leben machen. Die Wallfahrt (Hadjdj) findet während der ersten zehn
Tage des letzten Monats im Mondjahr statt und beginnt damit, dass sich die Pilger durch
Waschungen und Anlegen eines Bußgewandes in einen Zustand der Reinheit versetzen. Der
Hadjdj besteht im siebenmaligen Umschreiten der Kaaba sowie sieben Pilgergängen zwischen
den Hügeln Safa und Marwa in der Nähe des Heiligtums, einem Gang von drei Meilen (etwa
4,5 Kilometer) bis Mina und sieben weiteren Meilen (etwa 11 Kilometer)
auf den Berg Arafat, einer symbolischen Steinigung des Teufels und der Schlachtung eines
Tieres zur Erinnerung an Abrahams
Opfer.
1977 wurden in Mekka fast zwei Millionen Pilger gezählt. Jahrhundertelang
spielte die Kaaba als Treffpunkt islamischer Gelehrter eine wichtige Rolle für den
Austausch und die Verbreitung ihrer Ideen. Im Lauf der letzten zwanzig Jahre diente die
Wallfahrt auch der Förderung der politischen Solidarität in der islamischen Welt.
Neben diesen fünf Hauptstützen des Islam gibt es weitere wichtige
Vorschriften, beispielsweise das Verbot, Alkohol zu trinken oder Schweinefleisch zu essen.
Neben der Kaaba, dem zentralen Heiligtum des Islam, sind die Moscheen, in der die
täglichen Gebete sowie das Freitagsgebet stattfinden, die wichtigsten Zentren des
islamischen Lebens.
Islam und Gesellschaft
Das islamische Gesellschaftsverständnis ist theokratisch: Das Ziel aller
Muslime ist Gottes Herrschaft auf Erden". Damit ist jedoch keine Herrschaft der
Priester gemeint, wenn auch in einigen islamischen Staaten die religiösen Autoritäten
einen bedeutenden politischen Einfluss ausüben. Der islamischen Sozialphilosophie liegt
die Auffassung zugrunde, dass alle Lebenssphären die spirituelle, die soziale, die
politische und die wirtschaftliche eine untrennbare Einheit bilden und von den
islamischen Werten geprägt sein sollten. Auf diesem Ideal basieren die Gedanken des
islamischen Rechtes" und des islamischen Staates" und die starke
Betonung des sozialen Lebens und sozialer Pflichten im Islam. Selbst die geschilderten
fünf religiösen Hauptpflichten, die Säulen des Islam", haben eindeutige
soziale Implikationen.
Die islamische Gemeinschaft
Die Grundlage der islamischen Gesellschaft ist die Gemeinschaft, die durch
die Ausübung der fünf Pfeiler des Islam miteinander verbunden ist. Ihre Aufgabe besteht
darin, das Gute zu befördern und das Böse zu verhindern" und so die Welt zu
verbessern.
Bildungswesen
Das System der islamischen Universitäten trug zu den großen kulturellen
Entwicklungen des Islam bei. Die Universitäten wurden als religiöse Ausbildungsstätten
gegründet, an der die Ulama (Religionsgelehrte), Qadis (Richter), Muftis
(staatlich anerkannte Rechtsgelehrte) und weitere hohe religiöse Amtsträger ausgebildet
wurden. Diese Amtsträger bildeten besonders in der Türkei und Indien eine
wichtige politische Klasse, die großen Einfluss auf die Politik des Staates nehmen
konnte. In vielen muslimischen Ländern des 20. Jahrhunderts
haben die Ulama jedoch einen Großteil ihres früheren Einflusses verloren, besondern
unter den westlich erzogenen Muslimen, die einer rein islamistischen Regierungsform
kritisch gegenüberstehen; in der Türkei haben die Ulama ihre juristische Macht völlig
eingebüßt.
Im 9. Jahrhundert gründete der Kalif Al-Mamun in
Bagdad eine Akademie zur Erforschung nichtreligiöser Fächer und zur Übersetzung
griechischer philosophischer und wissenschaftlicher Texte. Im 10. Jahrhundert
gründeten die Fatimiden-Kalifen auch in Kairo eine Akademie, El-Azhar, die heute
noch das wichtigste islamische Ausbildungszentrum darstellt. Herrscher und reiche Gönner
unterstützten in der Regel einzelne Gelehrte finanziell. Die islamischen Gelehrten des
Mittelalters waren bedeutende Philosophen, Mediziner, Astronomen, Mathematiker und
Naturwissenschaftler; zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert war die
islamische Kultur weltweit die am weitesten entwickelte.
Weitere berühmte islamische Universitäten sind unter anderem die 1067
von dem iranischen Staatsmann Nizam Al-Mulk in Bagdad gegründete Nizamiya,
an der Religion, Theologie und islamische Tradition gelehrt wurden und an der auch der
berühmte Philosoph Al-Ghazali
lehrte, sowie die 1234 in Bagdad gegründete Mustansiriya, die islamisches Recht
und andere Fächer lehrte.
Islamisches Recht
In der islamischen Gesellschaft hat der Ausdruck Recht" einen
weiteren Bedeutungsumfang als in den westlichen Gesellschaften, da das islamische Recht
sowohl rechtliche als auch moralische Imperative umfasst. Aus demselben Grund kann nicht
das gesamte islamische Recht in Form von Gesetzen gefasst werden.
Die vier Quellen
Das islamische Recht besteht aus vier Quellen, den so genannten
Wurzeln des Rechtes". Die ersten beiden Quellen sind die schriftlich
niedergelegten in Form des Koran und der Sunna. Die dritte Quelle wird als
Idjtihad" (individuell verantwortete Meinung") bezeichnet und wird
herangezogen, wenn ein Thema im Koran und in der Sunna nicht abgehandelt wird. Ein Jurist
kann das Problem dann durch Analogieschluss (qiyas) lösen. Diese Art des
Schließens wurde eingeführt, als islamische Theologen und Juristen sich in eroberten
Ländern der Notwendigkeit gegenübersahen, die dortigen Gebräuche und Gesetze mit dem
Koran und der Sunna in Übereinstimmung zu bringen. Später begannen islamische
Autoritäten, dies eigenständige Denken als Bedrohung für den Koran und die Sunna
anzusehen, und stellten strikte Regeln zur Beschränkung seines Gebrauchs auf. Wegen der
tief greifenden Veränderungen der muslimischen Weltgemeinschaft in den letzten
Jahrzehnten hat das innovative Denken des Idjtihad jedoch wieder mehr Bedeutung gewonnen.
Die vierte Quelle ist der Konsens der Gemeinschaft (idjma). Da der Islam keine
offizielle Autorität kennt, die in Fragen der Glaubenslehre entscheidet, ist dies ein
informeller Prozess, der oft lange Zeiträume in Anspruch nimmt.
Rechtsschulen
Im Islam haben sich fünf Rechtsschulen entwickelt, vier sunnitische und
eine schiitische. Die vier sunnitischen Schulen Shafiiten, Hanafiten, Malikiten und
Hanbaliten entwickelten sich in den ersten beiden Jahrhunderten der Geschichte des
Islam. Sie behandeln die Rechtsgebiete, die der Koran oder die Sunna nicht abdecken, mit
Hilfe systematischen Schließens und unterscheiden sich in erster Linie dadurch, ob sie
mehr die Autorität der Texte oder mehr den Analogieschluss in den Mittelpunkt stellen;
alle Schulen erkennen jedoch die Schlussfolgerungen der anderen Schulen als vollständig
legitim und den Rahmen des orthodoxen Islam nicht überschreitend an. Im Prinzip dominiert
jede Schule in bestimmten geographischen Bereichen: die Hanafiten auf dem Indischen
Subkontinent, in Zentralasien, der Türkei und teilweise in Ägypten, Jordanien, Syrien,
im Irak und in Palästina, die Malikiten in Nordafrika, die Shafiiten in Südostasien und
die Hanbaliten in Saudi-Arabien. Die schiitische Schule (Djafariten) ist im Iran
vorherrrschend.
Jihad
Der Ausdruck Jihad", der in der Regel mit Heiliger
Krieg" übersetzt wird, bezeichnet den Kampf für das islamische Ziel der
Verbesserung der Welt"; wenn notwendig, können dafür auch Streitkräfte
eingesetzt werden. Einige muslimische Herrscher des Mittelalters setzten dabei den Jihad
dafür ein, um Kriege zu rechtfertigen, die aus rein politischen Ambitionen geführt
wurden.
Der klassischen islamischen Rechtsauffassung zufolge zerfällt die Welt in
drei Gebiete: das Gebiet des Islam", in dem die Muslime die Vormacht besitzen,
das Gebiet des Vertrages", die Mächte, mit denen Muslime Friedensverträge
geschlossen haben, und das Gebiet des Krieges", also die übrige Welt. Im Laufe
der Geschichte wurde das offensive Verständnis vom Jihad von einem eher defensiven
ersetzt.
Die Familie
Die islamische Gemeinschaft der Anfangszeit brachte eine Stärkung der
Familie sowie die gleichzeitige Schwächung alter Stammesbindungen mit sich, wobei
letztere jedoch nicht völlig verschwanden. Der Koran betont den Respekt vor den Eltern.
Die Ehe gilt im Koran und in der Sunna als eine empfohlene, selbstverständliche
Einrichtung, in der die Ehepartner in Liebe und Verständnis einander zugetan sein sollen.
Im islamischen Recht, z. B. im Scheidungsrecht, nimmt der
Mann eine Vormachtstellung ein, wobei der Ehebruch der Frau mit hohen Strafen belegt wird.
Der Koran schreibt Maßnahmen zur Verbesserung der Stellung der Frau vor,
wobei die im vorislamischen Arabien verbreitete Kindestötung von Mädchen verboten wurde;
Töchter haben Anspruch auf einen Erbteil, wenn auch nur auf die Hälfte dessen, was
Söhne beanspruchen können. Der Koran legt wiederholt Nachdruck auf eine gute Behandlung
der Frau und gesteht Ehefrauen im Fall einer schlechten Behandlung das Recht auf Scheidung
zu. Der Koran erlaubt die Polygynie
mit bis zu vier Frauen, ermahnt aber auch: Wenn Du fürchtest, nicht allen Frauen
gleichermaßen gerecht zu werden, dann heirate nur eine Frau." Der Missbrauch der
Polygynie und des Rechtes, eine Frau auch dann zu verstoßen, wenn sie sich nichts hat
zuschulden kommen lassen, hat dazu geführt, dass in den meisten muslimischen Ländern in
neuerer Zeit ein neues Eherecht eingeführt wurde.
Geschichte
Zu Mohammeds Lebzeiten (um 570 bis 632) war die Arabische Halbinsel von
nomadischen, Vieh züchtenden Beduinen und von Handel treibenden Arabern, die vornehmlich
in Städten wohnten, bevölkert. Die Religion der Araber war polytheistisch. Davon
unabhängig existierte eine alte monotheistische Tradition oder zumindest ein
überlieferter Glaube an eine höchste Gottheit. Vermutlich trugen auch jüdische und
christliche Gemeinden zu einer wachsenden Aufgeschlossenheit gegenüber monotheistischen
Lehren bei. Schon vor Mohammed gab es eine Reihe monotheistischer Prediger, die jedoch
erfolglos blieben.
Mohammed
Mohammed begann sein Wirken mit 40 Jahren,
als ihm, wie er berichtete, in einer Vision der Erzengel Gabriel
erschien. Mohammed vertraute seiner Familie und engen Freunden seine Visionen an. Er
begann dann, öffentlich in seiner Geburtsstadt Mekka zu predigen, wurde jedoch
verspottet. So zog er 622 nach Medina. Diese Auswanderung, die als Hidjra bezeichnet wird, stellt den Beginn der
islamischen Zeitrechnung dar. In Medina gewann Mohammed bald weltliche und geistliche
Autorität und war als Gesetzgeber und Prophet anerkannt. 630 ergab sich auch Mekka. Bei
seinem Tod 632 war Mohammed Herrscher über einen arabischen Staat, dessen Macht rasch
zunahm.
Zentral für Mohammeds Lehre war die Güte, Allmacht und Einheit Gottes
sowie die Forderung von Großzügigkeit und Gerechtigkeit in zwischenmenschlichen
Beziehungen. Wichtige Elemente des Judentums und des Christentums wurden in die neue
Religion aufgenommen, die ihre Wurzeln jedoch in den vorislamischen arabischen Traditionen
hatte. Zentrale Institutionen wie die Wallfahrt und das Heiligtum der Kaaba wurden in
veränderter Form aus dem heidnischen arabischen Glauben übernommen.
Die klassische Zeit
Während der ersten Jahrhunderte des Islam (7. bis 10. Jahrhundert)
wurden seine Rechtsauffassung und seine Theologie, also die beiden grundlegenden
orthodoxen Disziplinen, entwickelt, wobei die Theologie nach dem Recht den zweithöchsten
Stellenwert besaß. Der erste große theologische Disput wurde durch die Ermordung des
dritten Kalifen, Uthman ibn Affan, und die darauf folgenden politischen
Auseinandersetzungen ausgelöst. Dabei ging es um die Frage, ob ein Muslim auch nach einer
schweren Sünde noch der muslimischen Gemeinschaft angehöre. Die fanatische Gruppe der
Kharidjiten vertrat die Auffassung, dass selbst gläubige Muslime, die schwere Sünden
begangen hätten, aber diese nicht angemessen bereuten, aus der islamischen Gemeinschaft
ausgeschlossen werden sollten. Die Kharidjiten gingen so weit, alle politischen
muslimischen Autoritäten als gottlos zu betrachten. Nach zahlreichen Rebellionen wurden
sie jedoch entscheidend geschlagen. Eine gemäßigtere Gruppierung der Kharidjiten, die
Ibaditen, konnte sich jedoch halten und existiert heute noch in Nord- und Ostafrika,
Syrien und Oman.
Die Mutaziliten
Die Übersetzung der griechischen philosophischen Werke ins Arabische im
Verlauf des 8. und 9. Jahrhunderts führte zur Entstehung
der ersten großen theologischen Schule des Islam, der Mutaziliten. Ihr
Hauptanliegen bestand darin, die absolute Einheit und Gerechtigkeit Gottes zu betonen.
Daher verstanden sie Gott als reines Sein ohne Eigenschaften, da Eigenschaften bereits
Vielfältigkeit implizierten. Die göttliche Gerechtigkeit habe den freien Willen der
Menschen zur Voraussetzung, denn wenn der Einzelne sich nicht frei zwischen Gut und Böse
entscheiden könne, hätten Belohnung und Bestrafung keine Bedeutung. Da Gott vollkommen
gerecht sei, könne er dem Guten seinen Lohn ebenso wenig vorenthalten wie dem Bösen die
Strafe. Unter dem Kalifen al-Mamun war die Theologie der Mutaziliten Staatstheologie, im
10. Jahrhundert jedoch setzte eine von dem Philosophen Al-Ashari und
seinen Anhängern (Ashariten) angeführte Gegenbewegung ein, die die menschliche
Willensfreiheit bestritt, da sie diese Vorstellung als nicht mit Gottes absoluter Macht
und seinem unbegrenzten Willen vereinbar ansah. Bestritten wurde auch, dass die
naturgegebene Vernunft des Menschen zur Erkenntnis von Gut und Böse führen könne.
Dieser Meinung nach werden moralische Wahrheiten von Gott gesetzt und können nur durch
Offenbarung erkannt werden. Die Ansichten der Ashariten gelangten im sunnitischen
(orthodoxen) Islam allmählich zur Vorherrschaft und sind heute noch bei den meisten
konservativen Muslimen verbreitet. Davon unabhängig tendieren die Sunniten eher dazu,
kleinere Meinungsverschiedenheiten zu tolerieren und betonen ansonsten den Konsens der
islamischen Gemeinschaft in Fragen der Glaubenslehre.
Sufismus
Die mystische Bewegung des Sufismus entstand im 8. Jahrhundert.
Damals wandten sich kleine Kreise frommer Muslime in Reaktion auf die wachsende
Weltlichkeit der islamischen Gemeinschaft dem inneren geistlichen Leben zu. Im Verlauf des
9. Jahrhunderts wurde der Sufismus zu einer mystischen Glaubenslehre,
deren Ideal die Vereinigung mit Gott war. Das Ziel der mystischen Vereinigung verstieß
gegen den im Islam vertretenen Monotheismus; so wurde 922 in Bagdad Al-Halladj unter der
Anklage hingerichtet, er habe behauptet, eine mystische Erfahrung von Gott gehabt zu
haben. In der Folge versuchten berühmte Sufis, eine Synthese zwischen gemäßigtem
Sufismus und der Orthodoxie zu schaffen; im 11. Jahrhundert gelang es dem
Philosophen und Mystiker Al-Ghazali die Mystik mit der sunnitischen Orthodoxie zu versöhnen.
Im 12. Jahrhundert wandelte sich der Sufismus von der
Beschäftigung einer gebildeten Elite zu einer Volksbewegung. Der Wert, den die Sufis dem
intuitiven Wissen und der Liebe Gottes beimaßen, trug mit zum Missionserfolg des Islam in
Afrika und Ostasien bei. Vom Atlantik bis nach Indonesien entstanden Sufi-Bruderschaften;
einige umfassten die ganze islamische Welt, andere waren regional oder lokal begrenzt.
Ihren erstaunlichen Erfolg verdanken diese Bruderschaften hauptsächlich den Fähigkeiten
und der Menschlichkeit ihrer Gründer und Führer, die nicht nur für die spirituellen
Bedürfnisse ihrer Anhänger sorgten, sondern auch den Armen aller Glaubensrichtungen
halfen und häufig als Vermittler zwischen dem Volk und seiner Regierung fungierten.
Die Schiiten
Die Schiiten sind die einzige noch existente sektiererische Bewegung des
Islam. Sie entstanden im Verlauf der Auseinandersetzung über die politische Nachfolge
Mohammeds, in der die Schiiten die Auffassung vertraten, dass die Herrschaft über die
islamische Gemeinschaft ein göttliches Recht der Nachkommen des Propheten über seine
Tochter Fatima und deren Mann Ali ist. Die Schiiten glauben an eine Abfolge von zwölf
unfehlbaren Führern, die mit dem Imam Ali einsetzt. Sie werden deshalb auch als
Zwölfer-Schia" bezeichnet. Der zwölfte und letzte Imam verschwand 880; die
Schiiten erwarten seine Rückkehr und glauben, dass mit ihr die Welt gerecht werden wird.
Weitere Gemeinschaften
Aus der Schia haben sich mehrere kleine Glaubensgemeinschaften entwickelt,
darunter als wichtigste die der Ismailiten. Deren theologische Ideen sind radikaler als die der Schiiten; sie sind
weitgehend von der Gnosis und vom Neuplatonismus beeinflusst. Die Ismaeliten leben
vorwiegend in Indien und Pakistan, während andere aus Ostafrika nach Kanada emigrierten.
Die Drusen entstanden aus den Ismaeliten und bildeten sich nach dem mysteriösen
Verschwinden des ismaelitischen Fatimiden-Kalifen Al-Hakim, von dem viele Drusen glauben,
dass er eine Inkarnation Gottes gewesen sei.
1841 behauptete der junge Schiit Mirza ali Muhammad aus Shìraz im
Iran, der Bab (Tür, Tor; im übertragenen Sinn: Zugang zu Gott) zu sein und
übernahm eine messianische Rolle. Seine Anhänger, die Babiten, wurden von der
schiitischen Geistlichkeit mit Macht verfolgt, er selbst wurde 1850 exekutiert. Unter der
Führung seines Schülers Mirza Husain Ali Nuri, genannt Baha Allah, entwickelten die
Bahais (wie die Gruppe nun genannt wurde) eine synkretistische pazifistische Lehre,
erklärten den Bahaismus als vom Islam unabhängige Religion, die u. a.
auch in den USA viele Anhänger fand.
Der Islam in der Neuzeit
Nach dem Mittelalter stagnierte die islamische Kultur, so dass Idjtihad
(das eigenständige Denken) wieder mehr in den Vordergrund rückte und religiöse
Reformbewegungen entstanden. Im Gegensatz zu den hauptsächlich auf die Glaubenslehre und
Philosophie ausgerichteten Bewegungen des Mittelalters waren die Anliegen der
neuzeitlichen Bewegungen überwiegend soziale und moralische Reformen. Die erste derartige
Bewegung waren im 18. Jahrhundert die nach ihrem Gründer Ibn Abd
al-Wahhab genannten Wahhabiten. Diese wollten den Islam erneuern, indem sie ihn von
Einflüssen zu befreien versuchten, die vom ursprünglichen Monotheismus abwichen.
Andere islamische Reformer wurden von westlichen Gedanken beeinflusst. Der
einflussreichste Reformer des 19. Jahrhunderts war der Ägypter Muhammad
Abduh, der davon ausging, dass Vernunft und modernes westliches Denken die Wahrheit
des Islam eher bestätigen als in Frage stellen würden und dass die islamische
Glaubenslehre in neuzeitlichen Worten neu formuliert werden könne. Sir Muhammad Iqbal
ist der wichtigste neuzeitliche Philosoph, der eine neue Interpretation der islamischen
Glaubenslehre entwickelte. Intellektuelle in Ägypten, der Türkei und Indien unternahmen
es, die Lehren des Korans mit den Ideen in Einklang zu bringen, die mit der
konstitutionellen Demokratie, den Naturwissenschaften und der Emanzipation aufkamen. Der
Koran lehrt das Prinzip der Herrschaft durch Beratung", das wie sie
argumentierten in heutigen Zeiten am besten durch repräsentative Regierungsformen
und nicht mehr durch die Monarchie zu verwirklichen sei. Sie wiesen darauf hin, dass der
Koran die Erforschung und Nutzbarmachung der Natur fördert und dass die Muslime einige
Jahrhunderte lang in den Naturwissenschaften führend waren. Sie vertraten weiter die
Auffassung, dass der Koran die Frauen rechtlich gleichgestellt habe, dass diese Rechte
jedoch von den Männern an sich gerissen worden seien, indem diese die Polygynie massiv
missbraucht hätten.
Zwar basieren die modernistischen Gedanken auf plausiblen Interpretationen
des Korans, sie wurden jedoch, besonders nach 1930, von den Fundamentalisten
erbittert bekämpft. Der islamische Fundamentalismus, der als Reaktion auf den Modernismus
die Rückbesinnung auf die Fundamente des Islam fordert, lehnt nicht die moderne Bildung,
Naturwissenschaft und Technik als solche ab, sondern beschuldigt die Modernisten,
Moralvorstellungen sowie Lebensformen der westlichen Welt zu verbreiten. So machen sie z. B.
die Emanzipation der Frau nach westlichen Muster für eine permissive Sexualmoral und den
Zerfall der Familie verantwortlich. Demgegenüber fordern sie, die Rechtsvorstellungen der
Scharia als Staatsgesetz durchzusetzen. Weitere Gründe für das Aufkommen des
Fundamentalismus liegen in der Unfähigkeit westlich orientierter Staatspräsidenten, die
Situation der zumeist armen und rasch wachsenden Bevölkerung dieser Länder zu verbessern
sowie darin, dass in breiten Bevölkerungsschichten noch immer Resentiments gegenüber den
früheren Kolonialmächten bestehen, die ihren Ausdruck in der Abneigung alles Westlichen
finden.
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