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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Mahnmal oder nicht, das ist hier die Frage

Beitrag des Magazins "quer" im Bayerischen Fernsehen griff Diskussion auf - NT-Ressortleiter im Interview

Schwandorf. (eh) Wollen die Schwandorfer ein Mahnmal für die vier Opfer des Brandanschlags auf das "Habermeier-Haus" vom 17. Dezember1988? Wie begründet die CSU-Stadtratsfraktion ihre ablehnende Haltung? Zwei Fragestellungen, mit denen sich das Magazin "quer des Bayerischen Fernsehens in einem mehrminütigen Beitrag befasste, der am Donnerstag abend gesendet wurde. Zu den Hintergründen der Tat war unter anderem der Ressortleiter der Schwandorfer NT-Redaktion, Wolfgang Houschka, interviewt worden.

Entgegen der Ansicht des Vorsitzenden der CSU-Stadtratsfraktion, Uwe Kass, hatte Houschka darauf verwiesen, daß es vor zehn Jahren sehr wohl eine rechtsradikale Szene in Schwandorf gab, die über die folgenden Jahre hinweg in der Stadt und der Umgebung ihr Unwesen trieb. "Es ist in erster Linie dem hiesigen Jugendgericht zu verdanken, daß diese Leute verurteilt und eingesperrt worden sind. Einige sitzen heute noch," so Houschka.

Kass hatte dies im Fernsehinterview bestritten. Er glaube nicht, daß das Schwandorfer Verbrechen in eine Reihe mit den Anschlägen in Mölln und Solingen gestellt werden könne, so Kass, denn damals habe es in Schwandorf "keine rechtsradikale Szene" gegeben.

Michael Kaplitz in seinem Amt als Bürgermeister vor der Kamera, macht unter den Befürwortern eine gewisse Scheinheiligkeit aus:

"Damals, als es passiert ist, waren diesen Menschen die Opfer völlig gleichgültig. Anderen nicht, dazu gehören wir auch. Als es plötzlich aufkam, daß der Täter aus dem rechten Milieu gewesen sein könnte, waren sie alle da. Gegen diese Scheinheiligkeit wehre ich mich," sagte Kaplitz. Stadträtin Irene Maria Sturm dagegen sieht den Gedenkstein für die vier Verstorbenen als Selbstverständlichkeit und verwies darauf, daß Schwandorf doch in einer Reihe mit Mölln oder Solingen zu nennen ist. Die aus Stadtratssitzungen bekannten Argumentationen stießen also auch im Beitrag aufeinander.

Passanten, die die Autorin Christine Peters auf der Straße auswählte, sprachen sich mehrheitlich gegen ein Mahnmal aus. Der Tenor: Das Denkmal könne die Rechtsradikalen eher ermutigen, erneut"so einen Unsinn anzustellen". Eine junge Dame dagegen verwies darauf, daß es in Schwandorf eine Menge Denkmäler gebe. "Wenn den Leuten was dran liegt und sie sogar dafür demonstrieren, könnte man so ein Ding schon aufstellen," sagte die junge Frau. Eine Menge Denkmäler - elf Kriegerdenkmale, eines für die Vertriebenen, eines für die Heimkehrer und ein Sühnekreuz für die Opfer des Abtreibungsparagraphen 218. Auf eines mehr oder weniger, so der Tenor des Berichts, komme es wohl dann nicht mehr an.

[Foto] Widersprach CSU-Fraktionsvorsitzendem Uwe Kass: NT-Ressortleiter Wolfgang Houschka im "quer"-Interview.

Der Neue Tag Schwandorf, 16./17.01.1999