Gegen das Vergessen

Bündnis gegen Rechts

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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Den Opfern zum Gedenken

VON WOLFGANG HOUSCHKA

Aus einer Vorstandssitzung der Schwandorfer Christlich Sozialen Union hat uns ein von der CSU selbst verfaßter Bericht erreicht, in dem der Ortsvorsitzende Uwe Kass wie folgt zitiert wird: "Wir dürfen Gewaltverbrecher, welcher Art auch immer, nicht glorifizieren und ihren abscheulichen Taten ein Denkmal setzen". Er sagte es im Zusammenhang mit einem von Vertretern seiner Partei abgelehnten Antrag auf die Errichtung eines Mahnmals vor dem ehemaligen Habermeier-Haus.

Kass und seine Parteifreunde befinden sich auf einem gedanklichen Irrweg, der weit mehr ist als fatal. Das Mahnmal am Rande der Straße ist nicht zur Erinnerung an den unsäglichen Täter gedacht, es soll das stete Gedenken an die unschuldigen vier Opfer wachhalten.

Nein, Schwandorf ist nicht mit Neonazis durchsetzt, wie Uwe Kass richtig feststellt. Aber es gibt sie, wie eine Vielzahl von Prozessen vor Gerichten in dieser Stadt gezeigt hat. Das waren beileibe keine vom Pfad der Tugend abgekommenen Leute, sondern nahezu durch die Bank Unbelehrbare, die "Führers Geburtstag" in gleicher Art zu feiern pflegten wie seinerzeit der verbrecherische Brandstifter. Vielleicht wäre es gut, wenn sich Kass einmal bei der Schwandorfer Richterin Irmingard Schmidt erkundigen würde. Denn ihr allein ist es zu danken, daß die in die Spur des Gewalttäters getretenen Kahlschädel nach ihren Übergriffen aus den Verhandlungen geführt und eingesperrt wurden.

Aufgefallen ist der CSU bei Diskussionen mit der Bevölkerung, daß "man sich gegen ein Mahnmal sträubt, da Schwandorf ansonsten mit Rechtsradikalismus und Rassismus verbunden wird". Das, so lesen wir, hätte die Stadt nicht verdient. Fest steht und es wird für immer so bleiben: Der Brandanschlag vom 17. Dezember 1988 war bundesweit der erste seiner verbrecherischen Art. Er geschah weit vor Hoyerswerda und Solingen. Leugnen und verdrängen hilft da nichts. Die Tat im damaligen Habermeier-Anwesen geschah aus rechtsradikaler Gesinnung heraus, sie war rassistisch. Nachzulesen im Urteil des im Mai 1990 die Gerichtsentscheidung verkündenden Vorsitzenden Josef Auernhammer.

Profilneurose der Frau Irene Maria Sturm? Auch hier irrt Uwe Kass. Gleichwohl hätten wir gerne gewußt, was er und seine CSU-Stadtratskollegen denn getan hätten, wenn der Antrag auf ein Mahnmal von Leuten gekommen wäre, deren Väter und Brüder damals von der Gestapo in Haftzellen und KZs gebracht wurden? Es gibt eine ganze Reihe davon in dieser Stadt. Sie sollten nun ihre Stimme erheben.

Und noch eines: Die Auseinandersetzung um das Mahnmal hat längst eine Dimension angenommen, die das Land kopfschüttelnd auf Schwandorf blicken läßt. Ausgelöst hat dies die CSU mit einer Haltung, die sich nicht nachvollziehen läßt.

Der Neue Tag Schwandorf, xx.03.1999