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Eugen Roth

Khalil Gibran-
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Lied des Schicksals


Der Mensch und ich sind Liebende,
Und Sehnsucht treibt uns zueinander.
Doch ach! Ein Gegenspieler steht dazwischen
Und will uns Unheil bringen.
Er ist sehr grausam und Besitzergreifend,
Und leere Köder legt er aus:
Es ist der irdische Besitz.
Er folgt uns nach, wo wir auch hingeh`n,
Und blickt uns wie ein Wächter an,
Bringt Unrast über den Geliebten.

Ich suche meinen Freund im Walde,
Unter den Bäumen und am See.
Doch ich kann ihn nicht finden,
Denn irdischer Besitz
Hat ihn in den Lärm der Stadt gelockt
Und ihn auf einen Thron
Metall`ner Reichtümer gesetzt.

Ich rufe ihn mit der Erkenntnis Stimme
Und mit der Weisheit lied.
Er aber hört mich nicht,
Denn irdischer Besitz
Hat ihn dorthin geführt,
Wo Geiz und Sehnsucht ihre Wohnung haben.

Ich such`ihn auf dem Felde der Zufriedenheit,
Doch bleibe ich auch dort allein.
Denn mein Rivale hat den Freund
Zu Unersättlichkeit und Gier gesperrt
Und hält ihn dort mit gold`nen Ketten fest.

Ich rufe in der Morgendämmerung
Beim ersten Lächeln der Natur.
Jedoch er hört mich nicht,
Denn Übermaß hat seine schwer berauschten Sinne
Mit krankhaft tiefem Schlaf beschwert.

Zur Zeit der Abenddämmerung
Versuch`ich, ihn zu überreden,
Wenn Stille herrscht und alle Blumen ruh`n.
Jedoch höre ich nichts von ihm,
Denn seine Angst vor dem, was morgen ist,
Verdunkelt sein Gehirn.

Ich weiß, er sehnt sich, mich zu lieben,
Und all sein Tun verlangt nach mir;
Doch findet er mich nur in Gottes taten.
Er sucht mich in den Tempeln seines Ruhms,
Die er auf den Gebeinen anderer errichtet hat,
Und zwischen seinen Gold-und Silberbergen
Ruft er mir leise zu.
Wenn er zum Hause der Bescheidenheit gelangt,
Das Gott am Strom der Leiden aufgerichtet hat.

Er bittet mich, den sagenhaften Schatz mit ihm zu teilen,
Doch ich will nicht vom gottgegeb`nen Weg abweichen,

Will das Gewand der Schönheit nicht verlieren.
Er sucht nach einem Mittelweg voll Täuschungen,
Ich suche nur den Weg zu seinem Herzen.
Er quetscht sein Herz in enge Zelle,
Ich möcht`es gern mit meiner Liebe weiten.

Mein Liebster hat gelernt, wie er nach meinem Feinde,

Dem irdischen Besitze, rufen muß.
Ich aber will ihn lehren, mit seiner Seele Augen
Des Mitleids Tränen zu vergießen
Und dabei Seufzer der Zufriedenheit zu äußern.
Der Mensch ist mein Geliebter;
Ich möchte ihm zu eigen sein.
   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

   © 2003 by Ute und Andreas •  liebe_liebe07@yahoo.de