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Eugen Roth

Khalil Gibran-
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Der Dichter


Er verbindet die gegenwärtige und die kommende Welt,
Er ist die reine Quelle, aus der die durstigen Seelen trinken.

Er ist ein Baum, vom Flusse der Schönheit bewässert,
Und trägt die Frucht, nach der das hungrige Herz verlangt.
Er ist die Nachtigall, die den bedrückten Geist
Mit ihrem süßen Lied besänftigt.
Er ist am Horizont die weiße Wolke,
Die so hoch steigt und wächst,
Bis sie des Himmels Antlitz füllt;
Dann senkt sie sich herab auf die Blumen
Im Felde des Lebens, die ihre Kelche öffnen,
Um das Licht zu empfangen.

Er ist ein Engel, vom Himmel gesandt,
Um die Botschaft des Göttlichen zu verkünden.
Er ist eine leuchtende Lampe,
Die weder Dunkel noch Wind auslöschen können;
Und leuchtet mit dem Lichte Apolls,
Durch die Liebe und durch die Musik.

Der Dichter ist ein seltsames Geschöpf,
Er ist in Güte und in Einfachheit gekleidet;
Im Schoße der Natur läßt er sich nieder, um nachzudenken,
Und in der stillen Nacht erhebt er sich,
Um auf die Eingebung zu warten.

Er ist ein Sämann, der die Saat aus seinem Herzen
Auf der Liebe weite felder streut;
Und die Menschheit fährt die Ernte ein
Und lebt davon.

So ist der Dichter, den man aber
In diesem Leben nur wenig beachtet.
Man nimmt ihn erst wahr, wenn er der irdischen Welt
Lebewohl sagt
Und in des Himmels Gefilde zurückkehrt.

So ist der Dichter:
Er bittet die Menschen nur um ein Lächeln.
So ist er, der seinen Geist erhebt
Und das All mit seinen schönen Worten füllt;
Doch die Menschen entziehen sich seinem Einfluß.

Wie lange noch, werden sie schlafend verharren?
Wie lange werden nur jene gerühmt,
Die durch des Augenblicks Gunst groß erscheinen?
Wie lange noch werden sie den mißachten, der sie befähigt,
Die Schönheit des Geistes zu erkennen
Als Sinnbild für Liebe und Frieden?
Wie lange noch werden die Menschen die Toten verehren
Und nicht an die Lebenden denken, die ihre Tage im Elend
verbringen
Und sich wie brennende Kerzen verzehren,
Um der Unwissenden Weg zu erleuchten
Und die Menschheit auf den Pfad des Lichts zu führen?

O Dichter, du bist das Sinnbild des Lebens,
du hast die Zeiten besiegt trotz ihrer Härte.

O Dichter, du wirst eines Tages die Herzen lenken,
Und deine Herrschaft wird unendlich sein.

O Dichter, schau deine Dornenkrone an!
Du wirst in ihr einen knospenden Lorbeerzweig finden.
   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

   © 2003 by Ute und Andreas •  liebe_liebe07@yahoo.de