Das Lied der Seele
In den Tiefen meiner Seele
Liegt ein Lied, das keine Worte hat,
Ein Lied, das aus dem Samen meines Herzens lebt.
Und nicht mit Tinte auf Papier geschrieben wird.
Es hüllt in einen leichten Mantel meine Liebe ein
Und es fließt dahin; es tritt jedoch nicht über meine Lippen.
Soll ich in einen Seufzer es verwandeln?
Ich habe Angst, es würde sich dann mit der Luft vermischen.
Vor wem soll ich es also singen?
Es wohnt im Hause meiner Seele
Und fürchtet sich vor strengen Ohren.
Mein ganzes Tun hält sich an seine Gegenwart,
So wie der See den Glanz der Sterne spiegelt.
Von meinen Tränen wird es aufgeweckt,
So wie der helle Tau des Morgens
Der welkenden Rose Geheimnis enthüllt.
Es ist ein Lied, von der Tiefe ersonnen,
Von der Stille verbreitet,
Von Wahrheit umhüllt.
Es wird von den Träumen wiedergegeben
Und von der Liebe verstanden.
Es wird von der Seele gesungen
Und verbirgt sich, wenn man es weckt.
Es ist das Lied der Liebe allein.
Könnte es Kain oder Esau singen?
Es duftet besser als der Jasmin,
Und keine Stimme kann es behalten.
Es ist ans Herz gebunden wie das Geheimnis einer Jungfrau;
Welche Saite könnte es zum Zittern bringen?
Wer würde es wagen, das Brüllen der See
Mit der Nachtigall Lied zu vereinen?
Wer würde den pfeifenden Sturm
Mit dem kindlichen Seufzen vergleichen?
Wer wollte mit lauter Stimme die Worte sprechen,
Die zu sagen dem Herzen allein bestimmt sind?
Und welcher Mensch würde so kühn sein,
Gottes Lied zu singen?