...Lukas verstaute die ganzen Sachen auf dem Gepäckträger und am Lenker seines Fahrrades. Da er "Schnuffel"
auch noch hatte, war an fahren nicht zu denken.So hielt er den Hund mit der einen Hand, mit der andern
schob er das Fahrrad. Schnuffel machte seinem Namen alle Ehre und schnüffelte wie ein Weltmeister.Es schien
hier viele Kaninchen, Mäuse oder was auch Hunde immer interessierte, zu geben. Nach einer guten halben Stunde erreichte
er das Dorf. Lukas fiel ein, daß er ja noch Brot holen mußte und bog in den Seitenweg,
in dem sich die Bäckerei befand.
Ein Ball kam aus einer Hofeinfahrt geschossen und wäre sicher auf dem abschüssigen Weg bis zur Straße gerollt,
hätte Lukas nicht schnell seinen Fuß hingehalten und ihn gestoppt. In dem Moment kam schon ein sommersprossiger Rotschopf
angelaufen und nahm den Ball. "Danke..." "Darf ich den Hund mal streicheln, wie heißt er denn?" Und schon kraulte er Schnuffel am
Hals. Der hätte Lukas fast mitsamt dem Fahrrad umgerissen, so freute er sich über die kleinen schmutzigen Finger,
die ihn streichelten. "Schnuffel habe ich ihn genannt,
habe ihn nur für heute Nachmittag geborgt ."
"Ach so,
na dann Schnuffel, ich muß jetzt wieder, die andern warten, tschüß." Lukas sagte anstelle des Hundes:
"ja tschüß und viel Spaß noch". Und schon war er weg. Endlich beim Bäcker angekommen, stellte Lukas sein Fahrrad
ab und band den Hund vor der Tür an.
"Guten Tag Herr Wolf" sagte die Bäckersfrau Frau Schwarz, "was darf es sein? Nanu, auch auf den Hund gekommen?
Der ist aber nett!" Sie strahlte mit ihrem runden Gesicht wie ein Honigkuchenpferd, aber ihre kleinen listigen
Augen sagten etwas ganz anderes."Ein Bauernbrot hätte ich gerne und nein, ich bin nicht auf den Hund gekommen."
Lukas erzählte in kurzen Worten die Sache mit dem Unfall und daß er Stefanie Bolt aus der Patsche geholfen hatte.
"Ja, so schnell ist etwas passiert", ihr großer Busen hob und senkte sich mit einem tiefen Seufzer. "Da hat
die junge Frau aber Glück gehabt, daß sie gerade da waren! Ach, haben sie schon gehört,--sie blies sich eine
störrische Locke aus der Stirn, die in der letzten Nacht wohl nicht richtig aufgewickelt war--vor kurzem ist ein junger Mann
hier nach Weinbach gezogen. Er hat das Haus vom alten Schuster Helbig gemietet und will dort eine Werbeagentur
oder so etwas eröffnen. Wissen sie, was man sich erzählt,--sie glühte vor Eifer--er ist, na sie wissen schon,
wie nennt man es, "andersrum", sein Freund soll vor kurzem bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen sein.
Ob der denn in unser Dorf paßt? Was einem im Leben so alles begegnet.Aber was ich sagen wollte, der hat auch
einen Hund, war letztens schon mit ihm einkaufen bei uns. Aber ihnen kann dies ja egal sein, sie gehen ja leider bald weg."
Lukas sagte "nein, habe ich noch nicht gehört, hmmm, na dann auf Wiedersehen und einen schönen Abend
Abend noch." Er nahm sein Brot und im Stillen dachte er sich, "wenn du wüßtest" und mußte gleich an Tom denken,
das mußte er sein. So, eine Werbeagentur und Freund verunglückt. Lukas nahm sich vor, doch bald wiedermal
nach Weinbach zu fahren,Tom würde sich sicher freuen. In so einem Dorf konnte er sicher einen Freund
brauchen.Auch wenn Lukas verdächtig starkes Herzklopfen bekam, wenn er nur an Tom dachte. Dies verbot er sich
aber vorerst, er wußte ja nicht, wie es Tom nach dem Verlust ging.
Zu Hause angekommen, gab er Schnuffel erst mal Wasser, welches der gierig schlappte, räumte die Badesachen
aus und setzte sich auf den Balkon, um über den erlebnisreichen Nachmittag nachzudenken. Zwischdurch machte
er sich ein Leberwurstbrot, von dem Schnuffel auch seinen Anteil "verlangte", und mixte sich ein Radler.
Als er irgendwann mal auf die Uhr schaute, war es fast 19.00 Uhr. Lukas "kramte" im Handy nach der Telefonnummer
von Stefanie Bolt
und rief sie an.
"Ja hallo" kam am anderen Ende. "Hallo, hier ist Lukas Wolf, der junge Mann von heute Nachmittag".
Ehe er noch mehr sagen konnte, kam ganz aufgeregt: "Hallo und nochmal herzlichen Dank für alles. Moritz
ist schon im Rettungswagen zu sich gekommen und der Arzt hat gesagt, Dank der schnellen Hilfe wird er wohl
nichts zurückbehalten. Was bin ich froh, wie gut, daß sie da waren! Aber ich plappere gleich los und
lasse sie garnicht zu Wort kommen, obwohl eigentlich sie angerufen haben. Entschuldigung!"
"Macht nichts, ich kann ja verstehen, daß sie ganz aufgeregt sind, vor Freude. Und mich freut es ja auch,
daß es Moritz gut geht. So ganz spurlos ist das Ganze an mir auch nicht vorbeigegangen. Na dann kann
ich ihnen wohl den Hund vorbeibringen?" "Ja das können sie, wenn sie so nett wären. War er denn brav?"
"Ja, klar, wir sind schon zurecht gekommen.Wie heißt er eigentlich, das haben sie mir heute Nachnmittag
garnicht verraten?" "Oh, das habe ich ganz vergessen in der Aufregung, Max heißt er, das wollte Moritz so,
dann haben wir Max und Moritz hat er gesagt". "Na dann, bin ich in Kürze mit Max bei ihnen, tschüß bis dann."
"Ja tschüß, ich freu mich schon"
Lukas sagte zu dem Hund: "Max komm, wir fahren nach Hause." Was der Hund mit stürmischem Schwanzwedeln
quittierte
und sofort zur Tür lief.
Lukas nahm die Sachen von Stefanie Bolt und die Autoschlüssel
und ging mit Max zum Auto. Bis Waldburg war es nur etwas 10 Minuten zu fahren und er fand nach kurzer
Suche dort, auch bald die Luisenstraße. Er hatte noch nicht richtig auf den Klingelknopf gedrückt,
als auch schon der Summer ertönte. Stefanie Bolt stand oben in der Tür und wartete, aber erst mal mußte
sie Max begrüßen, der sich riesig freute, wieder zu Hause zu sein. "Willkommen, kommen sie herein", sagte
sie anschließend zu Lukas. "Das ist Bianca, aber die kennen sie ja schon von heute Nachmittag", sagte sie
indem sie auf das kleine, etwa fünfjährige, dunkelhaarige Mädchen hinter ihr wies. Die Kleine hatte gar
keine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Stefanie Bolt war strohblond und hatte stahlgraue Augen. Bianca dagegen
pechschwarze Haare und ebensolche Augen. "Hi, Bianca" sagte Lukas und stubbste ihr mit dem Zeigefinger
auf die Nasenspitze. "Ich bin Lukas, erinnerst du dich noch an mich?" "Ja, du hast meinen Bruder aus dem
Wasser gezogen, ich möchte auch mal so toll schwimmen können, bringst du mir das bei? Und dann muß ich
dir unbedingt meine neue Barby zeigen, die hat mir Onkel Peter heute Nachmittag geschenkt." "He, Bianca,
jetzt laß Herrn Wolf doch erst mal reinkommen." "Macht nichts, klar bring ich dir das schwimmen bei, wenn du möchtest,
und deine Barby zeigst du mir nachher, ok?" Bianca hoppste zufrieden in ihr Zimmer. Also nochmals willkommen,
unsere Sachen haben sie auch, wie kann ich das je wieder gut machen, aber erst mal, möchten sie was trinken?"
sagte Stefanie Bolt auf dem Weg ins Wohnzimmer. "Danke, eine Cola vielleicht". "Setzen sie sich doch.
Im Sessel saß ein junger Mann, genauso strohblond und mit hellen Augen wie Stefanie."Das ist besagte Onkel Peter",
sagte Stefanie mit einem Augenzwinkern, "mein jüngerer Bruder, der war so lieb, solange ich im Krankenhaus
bei Moritz war, auf Bianca aufzupassen." "Peter, das ist Lukas Wolf, er hat Moritz das Leben gerettet."
"Hallo, ich bin Peter Edelmann, freut mich und auch von mir herzlichen Dank!" Peter schien auch sehr nett zu sein, hatte eine
sehr angenehme Stimme und sah zu alledem noch ziemlich gut aus. Stefanie machte sich auf den Weg
eine Cola für Lukas zu holen und die beiden Männer machten es sich bequem. Lukas hatte sich von Anfang an
bei Stefanie wohlgefühlt und es versprach ein netter Abend zu werden....
Fortsetzung folgt
