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 Lukas
 

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Lukas und Tom beschlossen, in Richtung Baggersee zu gehen, wo sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Bella hatte schon gewartet und es ziemlich eilig, raus zu kommen. In der Nacht war der angekündigte Sturm gekommen und hatte starken Regen mitgebracht. Jetzt hingen die Wolken immer noch ganz tief und dicke, graue Nebelschleier hüllten Häuser, Bäume und Sträucher ein. Aus ihnen tauchten die wenigen Menschen, die unterwegs waren, auf wie Phantome und verschwanden ebenso schnell wieder in ihnen. Von dem noch auf den Bäumen verbliebenen Laub, fielen immer wieder dicke Wassertropfen herunter, das "tropf", "tropf, tropf", war fast wie eine kleine Melodie, die ihre Schritte begleitete . Unter ihren Füßen raschelte das Laub. Die Natur bereitete sich mit ein klein wenig Wehmut, ihr Bett für den Winter, nicht lange und sie würde sich mit einer weißen "Daunendecke" aus Millionen Schneeflocken zudecken. Verschwunden waren die vielen Blumen, Schmetterlinge und summenden Bienen. Dafür dampfte es aus der Erde, als ob die Waldgeister Kaffee kochen würden. Die melancholische Stimmung schien auch ein wenig auf die Menschen abzufärben, die der Natur an solchen Tagen einen Besuch abstatteten. Ziemlich lange Zeit liefen Tom und Lukas schweigend nebeneinander her. Selbst Bella hatte noch keinen Stock gebracht, den ihr jemand werfen sollte. Ihre Nase hatte vielleicht auch zu tun, die letzten Mäuse aufzustöbern, von denen die meisten wohl auch schon "Wintervorschlaf" hielten.

Jeder hing so seinen Gedanken nach. Sie waren schon bald am See, als Tom das Schweigen unterbrach . "He Lukas, als es um die bestellten Bilder ging, hast du geredet wie ein Wasserfall und jetzt bist du so schweigsam. Dabei sollten wir uns doch freuen, dass uns der Zufall oder das Schicksal oder wie du es immer nennen willst, wieder zusammengeführt hat. Erzähl, wie ist es mit deinem Umzug gegangen? Die neue Arbeit gefällt dir ja offensichtlich, wenn ich mir die Fotos anschaue, denke ich das jedenfalls". Lukas antwortete: "Der Umzug ging prima, dank auch der Hilfe meiner lieben Freunde. Meine neue Wohnung ist, glaube ich, ganz schön geworden, fühle mich jedenfalls wohl. Mit den Nachbarn komme ich auch ganz gut klar. Sehe sie ja auch nicht so viel, wenn ich arbeite zumindest. Nur unten wohnt eine alte Klatschbase, aber die kann wegen mir erzählen was und wem sie will. Vielleicht ist sie ja einfach auch nur einsam. Und die neue Arbeit gefällt mir richtig gut. Herr Lutz ist sehr nett, scheint mir auch etwas zuzutrauen, hatte ich jedenfalls den Eindruck. Gleich so einen Auftrag wie den deinen, fand ich cool. Sonst gibt es eigentlich nichts besonderes, hatte erst mal zu tun, mich einzurichten und einzuleben." "Und was macht der kleine Junge, den du damals aus dem Wasser gezogen hast, weißt du was von ihm?", kam von Tom. "Ohhh, Stefanie" entfuhr es Lukas, "die wollte ich eigentlich auch schon lange mal wieder anrufen. Ja, denke, Moritz hat alles gut überstanden, wird ihm gut gehen. Bei seiner Mutter, der jungen Frau, Stefanie heißt sie übrigens, haben wir einen wirklich netten Abend verbracht, als ich den Hund zurück gebracht habe. Bianca, die Schwester von Moritz, schien mich gleich in ihr Herz geschlossen zu haben, soll ihr das schwimmen beibringen." "Hi, hi, hast der "jungen Dame" wohl den Kopf verdreht." Tom blinzelte Lukas zu. "Ja und einen netten Bruder hat Stefanie, Peter, den habe ich kürzlich schon in Waldburg wieder getroffen, dort hat er seine Firma, waren einen Kaffee im Tom`s zusammen trinken." "Hmmmm, so Stefanie und netter Bruder", sagte Tom und zog die Stirn unmerklich in Falten. Lukas bemerkte es trotzdem und irgendwie beschlich ihn ein glückliches Gefühl. "Das Tom`s ist doch eine schwule Kneipe, oder? Da gehst du hin?" . Lukas erschrak, doch nicht? Fuhr ihm durch den Kopf. Bis Tom sagte: "He, das war ein Witz, wir wussten doch vom ersten Moment an, wo jeder hingehört, oder? Gehe selbst hin und wieder dorthin, wenn sie schon so heißt wie ich". Tom lachte laut und scheuchte einen Vogel auf, der laut schimpfend aufflog. "Da kommt mir eine Idee, hast du Lust am Wochenende dorthin zu gehen? Vielleicht gleich morgen, da ist immer eine nette Runde beisammen". "Ja, das ist ok, wo treffen wir uns und wann?" "Ich komme dich abholen, sagte Tom, dann fahren wir gemeinsam nach Landau. Wo wohnst du?" "Ich schreibe dir die Adresse und Telefonnummer in der Agentur auf, ok?"

"Ok, aber jetzt glaube ich, müssen wir so langsam zurück, 14.00 Uhr habe ich einen Termin". Tom pfiff nach Bella, die schwer am graben war, mit hängenden Ohren kam sie angetrottet, wie immer, zu früh für sie nach Hause. Lukas sagte zu Tom, "aber ein klein wenig musst du auch noch erzählen, was du so machst und so. Wie läuft es in deiner Agentur, gut oder?" "Ja, wie du siehst, habe ich das alte Haus ein wenig umgebaut und die Agentur läuft auch nicht schlecht. Am Anfang muss man halt sehen, dass man Kunden bekommt. Vielleicht, wenn das mit der Bahn gut läuft…. "Und wie kommst du mit den Leuten in Weinbach klar?" "Ach ja, ich weiß natürlich, dass sie das eine oder andere tratschen, aber das ist mir egal. Ich kümmere mich nicht darum. Und mit einigen komme ich auch ganz gut klar. Der Bürgermeister ist meist sehr freundlich und besorgt, erhofft sich wohl eines Tages noch einen guten Gewerbesteuerzahler". "Darf ich dich was fragen?"
"Ja klar…" "Wenn du nicht willst, musst du nicht antworten…. Die Bäckersfrau erzählte mir kurz vor meinem Umzug, dass dein Freund mit dem Motorrad verunglückt wäre. Woher sie das wusste, weiß ich natürlich nicht, aber als sie sagte, dass du gerade erst hergezogen wärst, in das Haus vom alten Schuster und einen Hund hast, ging mir auf, dass das eigentlich nur du das sein konntest". "Ja die Bäckersfrau, die hat schreckliches "Mitleid" mit mir, sie hat schon zu mir gesagt, dass es ja ohne Frau auch nicht so leicht wäre, mit dem ganzen Haushalt und kochen und so. Ich hätte recht wenig auf den Rippen, hi, hi. Aber vielleicht würde sich ja irgendwann doch noch die Richtige finden. Dann hat sie mich gefragt, ob ich ihr nicht eventuell einen Entwurf für ein neues Schild für den Laden machen könne, das alte wäre nun doch etwas unmodern. Das habe ich dann mal gemacht. Hat nicht lange gedauert. Seit dem schickt sie oft mal ihre Tochter mit Semmeln und Kuchen vorbei. Zu essen habe ich eigentlich immer genug. Aber ihre arme Tochter. Hoffentlich verrennt die sich nicht in was, könnte alle Jungs im Dorf haben, aber gerade mich, hat sie sich anscheinend auserkoren. Sie flirtet mit mir auf Teufel komm raus, irgendwann wird sie begreifen müssen, dass sie keine Chance hat, so gut sie auch aussieht. Tom grinste, dass seine Ohren Besuch von den Mundwinkeln bekamen.

Ja und die Geschichte mit dem Motorradunfall stimmt leider auch. Alex, mein Freund, war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Auf einer Passstrasse hat er es wohl übertrieben und ist mit dem Motorrad in einen entgegenkommenden LKW rein gefahren. Er war sofort tot. Und mir fehlte ein wichtiger Teil in meinem Leben. Ich konnte lange Zeit keine Motorräder mehr sehen, mein eigenes Leben war mir unwichtig, ich ließ mich einfach treiben und verlor dadurch letztendlich meine Arbeit. Bis Florian in mein Leben trat. Ihn lernte ich beim CSD kennen, wo die Aidshilfe einen Stand hatte. Sein Freund, der inzwischen gestorben war, hatte ihn mit HIV infiziert. Er hatte sich bis zu seinem Tod um ihn gekümmert. Um den Tod seines Freundes besser verwinden zu können, stürzte er sich in die ehrenamtliche Arbeit bei der Aidshilfe. Anderen zu helfen, half ihm letztendlich mit dem Tod seines Freundes fertig zu werden und brachte ihn immer wieder auf die Beine, wenn es ihm selbst mal schlecht ging. Florians Geschichte und seine Worte brachten mich dazu, aus meiner Lethargie herauszukommen und nachdem ich auch nach langem Suchen keine Anstellung bekam, kam ich auf die Idee mich selbstständig zu machen. Als ich mal hier am Baggersee baden war, sah ich das Schild, "Haus zu vermieten oder zu verkaufen", am Haus der Schusters und so kam ich zu meiner Agentur.

Der Heimweg war schnell vergangen, den Rest des Weges hatten sie geschwiegen, schon standen sie vor Toms Geschäft. Der Nebel hatte sich ein klein wenig gelüftet und wie hinter einem dicken Schleier ließ sich erahnen, dass es die wärmende Sonne auch noch gab. Ob sie aber heute die Chance erhielt, einige Strahlen auf die Erde zu schicken und die Gemüter zu erhellen, war fraglich. Lukas schrieb Tom noch seine Adresse und Telefonnummer auf, strahlte Tom an, wie die Sonne höchstpersönlich: "na dann bis morgen Abend, ich freue mich schon". "Ja, bis morgen, ich freu mich auch und sage deinem Chef, er soll die Rechnung schicken, ich bin sehr zufrieden". Tom blinzelte Lukas zu und zog ihn in den Nebenraum, wo er ihm einen Kuss verpasste und ihn anschließend zur Ausgangstür schob. "Los jetzt, dein Chef wartet sicher schon"……



Fortsetzung folgt

 

 

 
   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

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