Nachtrag über einen wertvollen Fund

Am 5. Oktober 1933 teilte mir Herr Pfarrer Wannske mit, daß sich im Frühjahr 1933 im 3. Stock des Kirchturms zu Großhartmannsdorf bei Freiberg hinter einer „mehrfach verschlossenen, massiven eisenüberkleideten eichenen Tür” ein ledernes Futteral gefunden habe und darin ein kunstvoll aus Silber gearbeiteter, vergoldeter Abendmahlskelch und ein goldener Hostienteller.  Am 10. Oktober 1933 habe ich auf Einladung des Herrn Pfarrers den Fund besichtigt und festgestellt, daß die beiden kostbaren Stücke zum Inhalt dieses Buches in engster Beziehung stehen.  Denn sie sind, wie die lateinischen Inschriften beweisen, eine Stiftung der beiden Brüder Carl Adolf und Hans Georg von Carlowitz, und das Mittelstück des goldenen Hostientellers bildet die auf S. 9 abgebildete Denkmünze auf Christoph v. Carlowitz aus dem Jahre 1578 (siehe Register).  Nur das auf beiden Stücken deutlich eingravierte Datum:  „1773” bzw. „25. Dez. 1773” bereitete eine gewisse Schwierigkeit.  Denn damals war Carl Adolf erst 2½, Hans Georg 1 Jahr alt.  Aber auch diese Schwierigkeit löste sich, als ich den ganzen Hergang der Stiftung in der vom Pfarrer M. Märker 1839 herausgegebenen Chronik von Großhartmannsdorf Seite 97 f. erzählt fand.  Darnach sind als die eigentlichen Stifter die Eltern der beiden Brüder anzusehen, die Stiftung wirkt aber zugleich wie ein vorahnendes Denkmal der innigen Freundschaft, die Carl Adolf und Hans Georg lebenslang verband.  Märker sagt Seite 98:  „Jenes herrliche Geschenk des prachtvollen Kelches und Tellers wird noch als ein kostbares Andenken und Heiligtum bei hiesiger Kirche aufbewahrt und soll bei dem in diesem Jahre (1839 siehe Seite 464 seines Buches) bevorstehenden hundertjährigen Kirchenjubiläum auf den Altar gesetzt und damit an jedem hohen Feste der christlichen Kirche fortgefahren werden.”  Es ist auffallend, daß diese kostbaren Gefäße später so in Vergessenheit geraten konnten, daß niemand mehr davon wußte.