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Jahreswechsel |
"Bündnis gegen Rechts" sammelt Unterschriften: "Für ein Mahnmal"Regensburger Antifa-Gruppe: "Ort für Trauer schaffen"SCHWANDORF (hu). Das "Bündnis gegen Rechts" mit seiner Sprecherin Irene M. Sturm will mit einer Unterschriftensammlung Druck auf die Stadt ausüben, damit diese am Schlesierplatz ein Mahnmal aufstellt. Es soll der Opfer des Brandanschlags vom 17. Dezember 1988 gedenken, dreier türkischstämmiger und eines deutschstämmigen Schwandorfers. In die Debatte um das Mahnmal (MZ berichtete) hat sich nun auch die Kreisvereinigung Regensburg des "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten" eingeschaltet. In einem Brief an Oberbürgermeister Hans Kraus und Bürgermeister Michael Kaplitz, der auch der MZ vorliegt, bestätigt deren Sprecherin Luise Gutmann einerseits "die Auffassung der Stadt Schwandorf, das tragische Ereignis aus dem Jahr 1988 werde den Schwandorfer Bürgerinnen und Bürgern auch ohne Mahnmal in Erinnerung bleiben". Dennoch tue "jede Stadt, die solche Opfer zu beklagen hat wie Ihre, gut daran, einen würdigen Ort für Trauer und Mahnung zu schaffen"; Schwandorf könne dadurch "großen Respekt" gewinnen. Gutmann verweist auch auf ein Beispiel aus Regensburg: Die Stadt habe 1995 beschlossen, einen Gedenkstein für die KZ-Häftlinge im "Colosseum" aufstellen zu lassen -zwölf Jahre, nachdem eine Schulklasse hierfür eine Spende an die Stadt überreicht hatte. "Seither kommen jedes Jahr Überlebende und Angehörige, um ihrer Kameraden zu gedenken", berichtet Gutmann. I.M. Sturm kritisiert im Namen des "Bündnisses gegen Rechts" in einer Pressemitteilung Äußerungen von Bürgermeister Michael Kaplitz bei einem Fernsehinterview. Laut Sturm hat es Kaplitz darin im Namen der Stadt abgelehnt, "ordinären Verbrechern" wie denen des 17. Dezembers mit einem Mahnmal eine "politische Gloriole umzuhängen" und damit "im Endeffekt deren Geschäft" zu betreiben, "sie nämlich als Helden darzustellen". Dies sei "abenteurlich und entlarvend", kommentiert Sturm. Kaplitz wisse außerdem, daß frühere Anträge an die Verwaltung in Sachen Mahnmal abgelehnt worden seien. Trotzdem habe Kaplitz im Fernsehen genau dies dem Bündnis empfohlen.
LeserbriefKeine Steuergelder für GedenksteinZum Thema ,,Gedenkstein" wegen des Brandanschlages auf das Habermeier Haus erreichte uns folgender Leserbrief: Es ist sehr schlimm, wenn Menschen ihre Stärke auf solche Art zum Ausdruck bringen, daß andere ihr Leben lassen müssen, wie hier beim Brandanschlag am Habermeierhaus, wo eine ganze Familie ausgelöscht wurde. Wobei niemand davon spricht, daß auch ein deutscher Staatsbürger umgekommen ist. Oder wer spricht noch von der Taxifahrerin, die bei Nittenau von zwei türkischen Jugendlichen in den Hinterhalt gelockt und regelrecht abgeschlachtet wurde? Auch sie hatte Familie. Zum Thema Gedenkstein: Man sollte keinen Kult daraus machen. Oder will sich jemand der sich politisch nicht durchzusetzen vermag, selbst ein Denkmal setzen? Steuergelder können auch sinnvoller eingesetzt werden!. Dietmar Hallwas Mittelbayerische Zeitung Schwandorf v. 03.11.1998 |