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Jahreswechsel |
Mahnmal-Diskussion wird intensiver
Bisher ablehnende Haltung des Stadtrates stößt mehr und mehr auf UnverständnisSchwandorf. (zm) Nach der bundesweiten Publikation der bisher ablehnenden Haltung des Stadtrates hinsichtlich der Errichtung eines Denkmals für die vier Opfer des ausländerfeindlich motivierten Brandanschlages auf das Habermeier-Haus im Dezember 1988 wächst der öffentliche Druck auf das Gremium und die Rathausspitze. Argumentation "abenteuerlich"Im Namen des "Bündnis gegen Rechts", das mit einer momentan laufenden Unterschriftensammlung seiner Forderung nach der Errichtung eines Gedenksteines am Schlesierplatz Nachdruck verleihen möchte, charakterisiert die parteilose Stadträtin Irene Maria Sturm ein von Bürgermeister Michael Kaplitz dem Lokalfemsehen "OTV" diesbezüglich gegebenes Interview als "abenteuerlich und entlarvend". Er hatte seine Bedenken gegen einen Gedenkstein damit begründet, mittelbar "diesen Tätern eine politische Gloriole umzuhängen" und letztendlich "Mordopfer zweier Klassen" zu schaffen. Weg nicht endgültig verbautFür Kaplitz ist das momentan diskutierte Thema jedoch noch keineswegs komplett vom Tisch, beziehungsweise ein Mahnmal endgültig abgelehnt. Lediglich ein entsprechender Dringlichkeitsantrag sei abschlägig beschieden worden, der Weg einer regulären Beantragung stehe weiterhin den Befürwortern eines Gedenksteines offen. Derweil hat sich auch die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" an Oberbürgermeister Hans Kraus mit der Bitte gewandt, die bisher ablehnende Haltung des Stadtrates intensiv zu überdenken. Ein Mahnmal habe der Sinn, "die Toten zu ehren und die Lebenden zu warnen". "Die dringende Forderung nach ei nem sichtbaren Zeichen, einem Mahnmal am Ort des rassistischen Verbrechens" sei deshalb nur allzu verständlich, um gerade bei jungen Menschen auch dunkle Facetten der Gegenwart nicht verstummen zu lassen. Der Brief an Kraus schließt mit der Feststellung, "daß jede Stadt, die solche Opfer zu beklagen hat wie Ihre, gut daran tut, einen würdigen Ort für Trauer und Mahnung zu schaffen" und damit "großen Respekt gewinnt". Anschlag jährt sichAm 17. Dezember jährt sich zum zehnten Mal der Brandanschlag auf das Habermeier-Haus, bei dem eine dreiköpfige türkische Familie ausgelöscht wurde und ein weiterer Schwandorfer ums Leben kam. Der zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilte Täter unterhielt intensive Kontakte zu rechtsextremen Gruppen und Vereinigungen. Wochenblatt Schwandorf, 02.11.1998 |