|
Jahreswechsel |
Hunderte erinnerten in Schwandorf an Anschlag-Opfer"Zu wenig Gedenken"1988 vier Tote durch Tat eines Neonazi - Widerstand der StadtSchwandorf (dpa) - Mehrere hundert Menschen haben in Schwandorf mit einer Demonstration der vier Opfer eines von einem Neonazi begangenen Brandanschlags vor zehn Jahren gedacht. Inder Stadt gibt es eine heftige Kontroverse darüber, wie man heute an diese schreckliche Tat erinnert. Die Demonstranten führten einen Gedenkstein auf einem Wagen mit sich den eine private Initiative aus Anlaß des Jahrestages im Bereich der Stadt dauerhaft aufstellen wollte. Dieser Plan war jedoch am Widerstand der Bürgermeister und der CSU-Mehrheit irr Stadtrat gescheitert. Bereits im Vorfeld der Demonstration wurde ein 18jähriger vorübergehend festgenommen. "Erster rassistischer Anschlag "Die Kundgebungsteilnehmer kritisierten, daß die städtischen Repräsentanten zuwenig für das Gedenken an den rechtsextremistischen Anschlag täten - wir berichteten. Schwandorf stehe für den "ersten rassistischer Brandanschlag in der Geschichte der Bundesrepublik, bei dem Menschen ums Leben kamen", sagten Sprecher des "Bündnisses gegen Rechts", das die Demonstration organisiert hat. Daher müsse die oberpfälzische Kreisstadt im Zusammenhang mit politischen Gewaltverbrechen noch vor Hoyerswerda, Mölln und Solingen genannt werden. Am 17. Dezember 1988 hatte ein aus Schwandorf stammender Neonazi das überwiegend von Ausländern bewohnte Haus angezündet. Ein Dutzend Bewohner wurden bei dem Brand teilweise schwer verletzt, eine dreiköpfige türkische Familie und ein Deutscher verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Frisch angebrachte Aufkleber mit der Aufschrift "Ausländer raus" an einem Nachbarhaus brachten die Ermittler bald auf die Spur des Täters aus Schwandorf. Seit Jahren regen politische Gruppen, SPD sowie Bündnis 90/Die Grünen an, zur Erinnerung an das rechte Verbrechen ein Mahnmal zu errichten. Oberbürgermeister Hans Kraus und Bürgermeister Michael Kaplitz (beide CSU) haben sich aber immer wieder gegen einen Gedenkstein ausgesprochen. "Normales Verbrechen"Es handele sich, so die Begründung, um ein ganz normales Verbrechen. In Schwandorf gebe es keine rechte Szene. Außerdem könnten sich die Bürger auch ohne Mahnmal an die Tat erinnern, hieß es aus dem Rathaus. Nürnberger Nachrichten v. 21.12.1998 |