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Jahreswechsel |
Vor Hoyerswerda
Schwandorf schrieb negative Geschichte - DemonstrationSchwandorf. Nur rund 400 Menschen haben am Samstag in Schwandorf mit einer Demonstration an die vier Opfer eines von einem Neonazi begangenen Brandanschlags vor zehn Jahren erinnert. Damit blieb die Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen zurück. Die Demonstranten führten einen Gedenkstein auf einem Wagen mit sich, den eine private Initiative aus Anlaß des Jahrestages im Bereich der Stadt dauerhaft aufstellen wollte. Dieser Plan war jedoch am Widerstand der Bürgermeister und der CSU-Mehrheit im Stadtrat gescheitert. Bereits im Vorfeld der Demonstration wurde ein 18jähriger vorübergehend festgenommen. "Erster rassistischer Brandanschlag"Die Kundgebungsteilnehmer kritisierten, daß die städtischen Repräsentanten zuwenig für das Gedenken an den rechtsextremistischen Anschlag täten. Schwandorf stehe für den "ersten rassistischen Brandanschlag in der Geschichte der Bundesrepublik, bei dem Menschen ums Leben kamen", sagten Sprecher des "Bündnisses gegen Rechts", das die Demonstration organisiert hat. Daher müsse die oberpfälzische Kreisstadt im Zusammenhang mit politischen Gewaltverbrechen noch vor Hoyerswerda, Mölln und Solingen genannt werden. Am 17. Dezember 1988 hatte ein aus Schwandorf stammender Neonazi das überwiegend von Ausländern bewohnte Haus angezündet. Ein Dutzend Bewohner wurden bei dem Brand teilweise schwer verletzt, eine dreiköpfige türkische Familie und ein Deutscher verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. "Ein ganz normales Verbrechen"Seit Jahren regen politische Gruppen, SPD sowie Bündnis 90/Die Grünen an, zur Erinnerung an das rechte Verbrechen ein Mahnmal zu errichten. Oberbürgermeister Hans Kraus und Bürgermeister Michael Kaplitz (beide CSU) haben sich aber immer wieder gegen einen Gedenkstein ausgesprochen. Es handle sich um ein ganz normales Verbrechen, und in Schwandorf gebe es keine rechte Szene. Außerdem könnten sich die Bürger auch ohne Mahnmal an die Tat erinnern, hieß es aus dem Rathaus. Bayern/Oberpfalz Demonstranten erinnern an AnschlagRund 400 Menschen haben am Samstag in Schwandorf mit einer Demonstration an die vier Opfer eines rechtsradikalen Brandanschlages gedacht. Vor zehn Jahren hatte ein Neonazi ein überwiegend von Ausländern bewohntes Haus angezündet. Landespolitik CSU-Rufe nach härterem AusländerrechtDie geplante Änderung der Staatsbürgerschaft will die CSU mit einer Volksbefragung doch noch stoppen. Die CSU werde zusammen mit der CDU "das Volk zu Hilfe rufen, um die fundamentale Entscheidung noch zu korrigieren", sagte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) bei einem Bezirksparteitag in Nürnberg. "Störungsfrei", sagt die Polizei Schwandorf. (hou) Unter der Führung von Polizeidirektor Emil Rankl hat die Amberger Polizeidirektion am Samstag den Demonstrationszug durch die Schwandorfer Innenstadt mit einem großen Aufgebot von Beamten begleitet. Man habe dies, so hieß es am Sonntag, primär aus verkehrsregelnden Gesichtspunkten heraus getan. Auffällig war allerdings, daß Dokumentationstrupps den gesamten Zug auf Videofilm nahmen, wobei insbesondere der im Troß der Teilnehmer mitgeführte Gedenkstein das besondere Interesse der Uniformierten fand. Bereits im Vorfeld der Demonstration war es offenbar zu gezielten Personenkontrollen gekommen. Dabei stellte die Polizei nach eigenen Angaben bei einem 18jährigen einen Gegenstand sicher, der ihr geeignet erschien, "Personen zu verletzen oder Sachbeschädigungen zu begehen". Nach Informationen der Demoveranstalter soll es sich um einen nietenbeschlagenen Rucksack gehandelt haben. "Ansonsten verlief die gesamte Veranstaltung störungsfrei", fügte die Polizei ihrem Bericht hinzu. Der Neue Tag Schwandorf, 21.12.1998 |