Vor Verdun
wurde die Artillerie sehr schnell zur beherrschenden Waffe. Sie
ermöglichte oder blockierte die infanteristischen Unternehmungen
auf beiden Frontseiten. Die Zahl der
eingesetzten
Geschütze, ihre Schußweiten, ihre Kaliber
und die Dichte des Feuers bestimmten alle Phasen eines Angriffs.
Während
des Stellungskrieges reagierte man auf die Steigerung der
Artilleriewirkung mit noch tiefer ausgebauten
Unterständen
und Schützengräben. Deren wirksamere Bekämpfung führte
widerum zu einer
Verbesserung der
Geschütze und zur Einführung eines neuen Schießverfahrens: der Feuerwalze.
Uniformteile
eines deutschen Feldartilleristen im
Jahre 1916
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Die Soldaten waren
ständig vom Artilleriefeuer bedroht. Jederzeit bestand die
Gefahr, ob in Erdlöchern oder Gräben, Bereitschafts-
oder
Ruhequartieren, von Granaten oder Schrapnells verstümmelt oder
zerrissen zu werden. Auf
deutscher und französischer Seite wurden im Durchschnitt 70 % der
oft grausamen Verstümmelungen durch Artilleriegeschosse hervorgerufen!
Das Hauptgeschütz der deutschen
Feldartillerie zu Anfang des Ersten Weltkrieges war die
7,7-cm-Feldkanone 96 n/A
mit einer Schußweite von 8.500 m. Sie war aber der
französischen
Feldkanone unterlegen. Auf Grund
dieser Unterlegenheit
führte man Ende 1916 die neu konstruierte
Feldkanone
16 ein.
Die
schwere deutsche 15-cm-Feldkanone
hatte eine
Schußweite bis zu 22.800 m. Sie mußte auf zwei Fahrzeuge
verladen werden. Krupp lieferte 150 Geschütze aus. Vor
Verdun
wurden 1916 zum ersten Mal die neuen 15-cm-Kanonen 16 (Krupp)
eingesetzt. Aufgabe der neuen Geschütze: Beschuß des rückwärtigen
französischen Verkehrs zur Festung.
Mit Einführung der
Feldhaubitze erlangte die deutsche
Artillerie einen Vorsprung in der Schußweite. Im
Vergleich zu Kanonen besaßen Haubitzen eine wesentlich
stärker gekrümmte Geschoßlaufbahn, kürzere Rohre und
einen größeren Höhenrichtbereich. Kanonen
konnten nur mit einer Ladung schießen, Haubitzen jedoch
mit mehreren. Die Franzosen besaßen zu Beginn des
Ersten Weltkrieges keine modernen leichten
Feldhaubitzen.
Bei
Ausbruch des Ersten Weltkrieges verfügte die deutsche
Armee über 256
21-cm-Mörser
mit
Rohrrücklauf und einer Schußweite von 9.400 m. Das
1910 eingeführte Geschütz erhielten die Mörserabteilungen
der schweren
Artillerieregimenter. Die Abteilung setzte sich aus
drei Batterien zu je vier Geschützen zusammen. Der neue Mörser mußte zum Transport auf drei
Fahrzeuge verladen werden: Rohr-, Lafetten- und Gürtelwagen. Die Radgürtel ermöglichten das Geschütz, auf seinen Rädern
stehend und von Rohrmatten aus, zu schießen. Auf Grund
der geringen Schußweite mußte der Mörser direkt hinter der
Front aufgestellt werden. Der 21-cm-Mörser war das Rückrad der
deutschen Fußartillerie.
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